Reizvolle Klänge in der Schlosskapelle
Vibraphon und Xylophon sorgten trotz Fußball-WM für ein bestens gefülltes Gotteshaus
Neuburg „Wir hatten schon damit gerechnet, hier vor zehn Leuten ein Konzert zu geben, wegen des gleichzeitigen Fußballspieles gegen Mexiko“. Diese Befürchtung von Christoph Hoffmann war unbegründet, die Schlosskapelle war bestens gefüllt.
Und die Entscheidung der Zuhörer, Vibraphon und Xylophon den Vorzug vor dem ersten WM-Kick der Deutschen in Moskau zu geben, erwies sich als gute Wahl: Die Klänge von Christoph Hoffmann, Seon Yeong-Hoffmann und Julian Gramlich waren weitaus erfreulicher und ungleich spritziger als der wenig inspirierte Auftritt von Jogi Löws Truppe.
Vibraphon und Xylophon, diese Instrumente stellen in der sensiblen Überakustik der Schlosskapelle die Interpreten durchaus vor Herausforderungen. Da heißt es, rhythmisch und technisch präzise zu spielen, die Spannung der Pausen auszuhalten und ein zu intensives Vibrato zu vermeiden, das die Klänge ineinander verschwimmen lässt. Christoph Hoffmann, Seon Yeong-Hoffmann und der junge Julian Gramlich (er ergänzte dieses Duo bei einer Melange aus Melodien Wiener Komponisten zum Trio) haben ihre Aufgabe gut, über weite Strecken sehr gut gemeistert.
Vor allem das Vibraphon hat wegen eines relativ langen Nachhalls seine Tücken. Das Xylophon kann ein Virtuose so spielen, dass auch bei wilden Tonkaskaden jede einzelne Note plastisch zu hören ist - und das Ehepaar Hoffmann/Yeong-Hoffmann hat dies auch in beeindruckender Art vorgeführt. Aber mit dem Vibraphon geht das nicht so leicht. Aus diesem Kontrast haben die drei Interpreten des Abends ein reizvolles Konzert gemacht, das am Ende begeisterten Beifall erhielt.
Das Programm bot einen Spaziergang durch die Musikgeschichte und durch sehr verschiedene Stilrichtungen. Seon Yeong-Hoffmann etwa bezauberte als Solistin mit einer spannenden Xylophon-Fassung der berühmten Air von J. S. Bach, ebenso mit einem zeitgenössischen, meditativen Stück eines bulgarischen Komponisten. Eine ganz andere, rasante Klangwelt bot sie mit ihrem Mann im „Säbeltanz“aus einem Khatchturian-Ballett. Wer diesen donnernden „Schlager“in der Interpretation junger Wilder auf dem Flügel im Ohr hat, muss sich an die Variante Vibraphon/Xylophon erst einmal gewöhnen, ein paar Takte lang. Dann aber erschließt sich der hinreißende Schwung auch dieser Variante.
Beeindruckend der Ausflug in die Welt des Jazz. „Black Orpheus“wurde zu einem Glanzpunkt dieses „kleinen Konzerts“. Das Vibraphon entfaltete hier die ganze Fülle seiner Möglichkeiten.
Auf ganz andere Art erfreute eine Melange aus Melodien Wiener Komponisten von Beethoven über Mozart bis zu Johann Strauß das Publikum. Hier spielte der Aha-Effekt des Wiedererkennens von berühmten Passagen eine Rolle, bis hin zum Radetzky-Marsch, der in einer solchen Variante einen ganz eigenen, zunächst verblüffenden Sound ausstrahlt.
Reizvoll, aber nicht ohne Einschränkungen, der ungarische Tanz von Johannes Brahms. Der charakteristische Wechsel von gefühlvollgedehnt und rasend-schnell ebenso wie von zartem Piano und ForteAusbruch macht dieses Werk aus. In großen Ansätzen war das da, aber klanglich blieb manches zu wenig konturiert. Klänge, die scharf getrennt sein müssten, überlagerten sich leicht. Eine kleine Anmerkung, kein größeres Manko.