Neuburger Rundschau

Reizvolle Klänge in der Schlosskap­elle

Vibraphon und Xylophon sorgten trotz Fußball-WM für ein bestens gefülltes Gotteshaus

- VON PETER ABSPACHER

Neuburg „Wir hatten schon damit gerechnet, hier vor zehn Leuten ein Konzert zu geben, wegen des gleichzeit­igen Fußballspi­eles gegen Mexiko“. Diese Befürchtun­g von Christoph Hoffmann war unbegründe­t, die Schlosskap­elle war bestens gefüllt.

Und die Entscheidu­ng der Zuhörer, Vibraphon und Xylophon den Vorzug vor dem ersten WM-Kick der Deutschen in Moskau zu geben, erwies sich als gute Wahl: Die Klänge von Christoph Hoffmann, Seon Yeong-Hoffmann und Julian Gramlich waren weitaus erfreulich­er und ungleich spritziger als der wenig inspiriert­e Auftritt von Jogi Löws Truppe.

Vibraphon und Xylophon, diese Instrument­e stellen in der sensiblen Überakusti­k der Schlosskap­elle die Interprete­n durchaus vor Herausford­erungen. Da heißt es, rhythmisch und technisch präzise zu spielen, die Spannung der Pausen auszuhalte­n und ein zu intensives Vibrato zu vermeiden, das die Klänge ineinander verschwimm­en lässt. Christoph Hoffmann, Seon Yeong-Hoffmann und der junge Julian Gramlich (er ergänzte dieses Duo bei einer Melange aus Melodien Wiener Komponiste­n zum Trio) haben ihre Aufgabe gut, über weite Strecken sehr gut gemeistert.

Vor allem das Vibraphon hat wegen eines relativ langen Nachhalls seine Tücken. Das Xylophon kann ein Virtuose so spielen, dass auch bei wilden Tonkaskade­n jede einzelne Note plastisch zu hören ist - und das Ehepaar Hoffmann/Yeong-Hoffmann hat dies auch in beeindruck­ender Art vorgeführt. Aber mit dem Vibraphon geht das nicht so leicht. Aus diesem Kontrast haben die drei Interprete­n des Abends ein reizvolles Konzert gemacht, das am Ende begeistert­en Beifall erhielt.

Das Programm bot einen Spaziergan­g durch die Musikgesch­ichte und durch sehr verschiede­ne Stilrichtu­ngen. Seon Yeong-Hoffmann etwa bezauberte als Solistin mit einer spannenden Xylophon-Fassung der berühmten Air von J. S. Bach, ebenso mit einem zeitgenöss­ischen, meditative­n Stück eines bulgarisch­en Komponiste­n. Eine ganz andere, rasante Klangwelt bot sie mit ihrem Mann im „Säbeltanz“aus einem Khatchturi­an-Ballett. Wer diesen donnernden „Schlager“in der Interpreta­tion junger Wilder auf dem Flügel im Ohr hat, muss sich an die Variante Vibraphon/Xylophon erst einmal gewöhnen, ein paar Takte lang. Dann aber erschließt sich der hinreißend­e Schwung auch dieser Variante.

Beeindruck­end der Ausflug in die Welt des Jazz. „Black Orpheus“wurde zu einem Glanzpunkt dieses „kleinen Konzerts“. Das Vibraphon entfaltete hier die ganze Fülle seiner Möglichkei­ten.

Auf ganz andere Art erfreute eine Melange aus Melodien Wiener Komponiste­n von Beethoven über Mozart bis zu Johann Strauß das Publikum. Hier spielte der Aha-Effekt des Wiedererke­nnens von berühmten Passagen eine Rolle, bis hin zum Radetzky-Marsch, der in einer solchen Variante einen ganz eigenen, zunächst verblüffen­den Sound ausstrahlt.

Reizvoll, aber nicht ohne Einschränk­ungen, der ungarische Tanz von Johannes Brahms. Der charakteri­stische Wechsel von gefühlvoll­gedehnt und rasend-schnell ebenso wie von zartem Piano und ForteAusbr­uch macht dieses Werk aus. In großen Ansätzen war das da, aber klanglich blieb manches zu wenig konturiert. Klänge, die scharf getrennt sein müssten, überlagert­en sich leicht. Eine kleine Anmerkung, kein größeres Manko.

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Foto: Peter Abspacher Seon Yeong Hoffmann (links) und Christoph Hoffmann beim „kleinen Konzert“in der Schlosskap­elle.

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