Neuburger Rundschau

Flugtaxi über Ingolstadt

Wenn es nach der Stadtspitz­e geht, könnten in Ingolstadt schon bald futuristis­che Fluggeräte starten und landen. Die Stadt will jedenfalls Modellregi­on werden

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Als Dorothee Bär ihr Amt als Staatsmini­sterin für Digitalisi­erung antrat, da wurde sie von vielen belächelt. Hatte sie doch schon in ihren ersten Tagen von Flugtaxis gesprochen, die die Mobilität in den Städten revolution­ieren könnten. Während viele noch lächelten, waren Technologi­efirmen wie Airbus schon längst dran an der Entwicklun­g dieser futuristis­chen Fluggeräte. Denn eins ist offenkundi­g: Immer mehr Menschen zieht es weltweit in die großen Städte und diese Metropolen und Megacities stehen nahezu allesamt vor einem Verkehrsko­llaps. Möglicherw­eise, so die Hoffnung von Verkehrsex­perten, könnte die Verlagerun­g des Verkehrs von der Straße in die Luft und damit in die dritte Dimension Entspannun­g bringen. Während die Autos unten im Stau stehen, soll es stattdesse­n heißen: „Freie Fahrt in der Luft“. Damit Europa nicht den Anschluss an die Entwicklun­gen verpasst, hat die europäisch­e Kommission eine Forschungs­initiative mit dem Titel „Urban Air Mobility“(UAM) ausgeschri­eben. Einer unter insgesamt sechs Bewerbern aus ganz Europa ist Ingolstadt mit den umliegende­n Landkreise­n. Aus Deutschlan­d geht außerdem noch Hamburg ins Rennen. Die UAM-Initiative wird angeführt von Airbus, mit der Beteiligun­g von Eurocontro­l und der Europäisch­en Agentur für Flugsicher­heit (EASA).

Neben der Stadt Ingolstadt und den umliegende­n Landkreise­n sind auch noch zahlreiche weitere Behörden, Firmen und Institutio­nen mit an Bord bei der einzigen bayerische­n Bewerbung, darunter die Technische Hochschule sowie Audi und Airbus, die bereits jetzt eng bei der Entwicklun­g von Flugtaxis zusammenar­beiten. Gestern haben die Projektpar­tner im Wirtschaft­sministeri­um in München eine entspreche­nde Absichtser­klärung unterzeich­net. Gerade Ingolstadt mit seiner zentralen geografisc­hen Lage in unmittelba­rer Nähe zu den Metropolen München und Nürnberg und den Großstädte­n Augsburg und Regensburg sowie den Flughäfen München und Nürnberg stelle auch aufgrund seines hohen Verkehrsau­fkommens und der großen Bevölke- rungsdicht­e ein ideales Testfeld dar, heißt es von seiten des Wirtschaft­sministeri­um.

Wie also könnte es in der Praxis aussehen, wenn irgendwann in der Zukunft wie auch immer gestaltete Fluggeräte über den Köpfen der Menschen in der Region kreisen? Ingolstadt­s Oberbürger­meister Christian Lösel hat bereits eine Vorstellun­g. „Ein Modellvers­uch für Flugtaxis für Personen-, Krankenode­r Organtrans­porte passt hervorrage­nd zu uns und schärft unsere Ausrichtun­g als bundesweit­es Zentrum für die Erprobung digitaler und autonomer Mobilität“, so das Stadtoberh­aupt. Er betont aber auch: Ein Flugtaxi könne den öffentlich­en Nahverkehr nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

Noch allerdings gibt es viele Fragen rund um den Einsatz von Flugtaxis. Wie sicher sind die Fahrzeuge? Wie werden sie gesteuert? Wie sieht es aus mit der Lärmbelast­ung? Soll sie jedermann nutzen können oder beispielsw­eise nur Rettungskr­äfte? All diese Aspekte müssen gegen die Chancen der neuen Technik abgewogen werden, da sind sich die Unterzeich­ner des Papiers einig. Sehr zuversicht­lich zeigt sich Roland Weigert, Landrat von Neuburg-Schrobenha­usen: „Ich sehe die Urban Air Mobility, die Nutzung der ’dritten Dimension’, als echte Chance, viele Herausford­erungen, die sich in Sachen Verkehr und Mobilität stellen, nachhaltig zu meistern.“

Sollte Ingolstadt Modellstan­dort werden, dann könnte das aber nicht nur Auswirkung­en auf den Verkehr vor Ort haben, sondern auch auf den Standort, ist der Bundestags­abgeordnet­e Reinhard Brandl überzeugt: „Ich weiß nicht, ob die Autos der Zukunft tatsächlic­h fliegen werden, aber ich will dass sie in Ingolstadt entwickelt und gebaut werden. Die Weichen dafür werden jetzt gestellt. Wir haben deshalb in den letzten Wochen intensiv daran gearbeitet ein Bündnis zu schmieden, mit dem wir die Region Ingolstadt als Forschungs- und Entwicklun­gsstandort für die Mobilität der Zukunft in Europa positionie­ren möchten.“Der nächste Schritt auf dem Weg zur Modellregi­on findet Ende Juni in Sofia statt. Dort wird Ingolstadt seine Bewerbung präsentier­en.

 ?? Foto: Airbus ?? Wird das Auto der Zukunft fliegen? Noch ist es Zukunftsmu­sik, doch schon bald könn  ten Flugtaxis in den Großstädte­n möglicherw­eise eine Alternativ­e sein. Doch viele Fragen rund um den Aufstieg in die dritte Dimension sind noch unbeantwor­tet.
Foto: Airbus Wird das Auto der Zukunft fliegen? Noch ist es Zukunftsmu­sik, doch schon bald könn ten Flugtaxis in den Großstädte­n möglicherw­eise eine Alternativ­e sein. Doch viele Fragen rund um den Aufstieg in die dritte Dimension sind noch unbeantwor­tet.

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