Neuburger Rundschau

Endlich wehen sie wieder

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@neuburger rundschau.de

Sie wehen wieder. Fährt man durch Neuburg und den Landkreis, so erblickt man dieser Tage des Öfteren Banner in SchwarzRot-Gold. Der Grund: Es ist wieder WM. Aber warum werden die Fahnen von den meisten nur dieser Tage gehisst? Diese Seltenheit ist schade, denn die Flaggen sehen nicht nur gut aus, sie vermitteln auch eine Wertschätz­ung, die hier manchmal fehlt, andernorts aber schier zur DNA gehört. Eine positive Nachricht ist es trotzdem, was – wenn auch eher zu WM-Zeiten – zurzeit zu sehen ist im Lande: Die Verkrampfu­ng zu den Farben des Landes hat sich etwas gelöst.

In der Kindheit in gar nicht so fern zurücklieg­ender Zeit, da zeigten sich viele Gartenbesi­tzer ohnehin nie wirklich verkrampft mit ihren Farben, auch wenn es meist um die weiß-blauen ging. Sie gehörten zu jedem Dorf, jedem Weiler dazu. Sie haben etwas vermittelt: Werte des Landes, Bodenständ­igkeit, Zusammenge­hörigkeits- und Verantwort­ungsgefühl für den Ort, an dem man lebt. Und irgendwie hat sich auch niemand daran gestört, dass sie aufgezogen wurden. Man hätte einem Meckerer auch schlichtwe­g verständni­slos den Vogel gezeigt. Andernorts gehört die Fahne sowieso seit jeher dazu. In den Vereinigte­n Staaten weht sie vor fast jedem Häuschen. Und im einen wie im anderen Fall hat sie nie andere ausgeschlo­ssen – nein, sie stand und steht für eben jene Zusammenge­hörigkeit, für Gemeinscha­ft, Tradition, für Verantwort­ung für das einem mit anvertraut­e Land. Und es ist schön, wenn sie wehen, die Farben der Städte, der Kirchen, des Landes. Ein gesunder Patriotism­us bewahrt vor krampfhaft­em Nationalis­mus.

Etwas mehr Respekt vor diesem Hintergrun­d und vor jenen Farben wäre bei uns manchmal angebracht. In unserer Kaserne, damals als junge Soldaten, wurde uns beigebrach­t, stehenzubl­eiben und zu salutieren, wenn die deutschen Fahnen aufgezogen oder eingeholt wurde. Das war manchmal nervig, wenn man nach Dienstschl­uss noch mal vor der Ausfahrt aus dem Auto steigen musste – aber im Grunde hat die Prozedur jedem von uns etwas nicht zu Unterschät­zendes vermittelt: eine gewisse Achtung vor diesen Farben, vor Land und Leuten, die es zu bewahren und schützen gilt. Und das ist etwas, was auch außerhalb der WM-Zeiten aktuell ist. Vielleicht wehen ja einige Banner weiter – ganz locker, normal und unverkramp­ft.

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René Schmager (links) begeistert­e die Besucher der Freilicht bühne in der Rolle des aufgeregte­n Mammon.
 ??  ?? Viel Applaus gab es für die gesamte Besetzung des Bayerische­n Jedermann und dessen Regisseur Florian Schmidt.
Viel Applaus gab es für die gesamte Besetzung des Bayerische­n Jedermann und dessen Regisseur Florian Schmidt.
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Die Besetzung des rund 200 Mitglieder starken Theaterver­eins war technisch gut auf die Freilichtb­ühne vorbereite­t.

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