Neuburger Rundschau

„Pfafflinge­r“muss vorübergeh­end schließen

Krankheits­bedingte Gründe zwingen Traditions­gaststätte zu diesem unvorherse­hbaren Schritt. Am Samstag und Sonntag gibt es einen „Gastrofloh­markt“. Der „Pfafflinge­r“und seine lebhafte Geschichte

- VON MANFRED RINKE

Neuburg Der Aushang kam unvermitte­lt und nicht minder überrasche­nd. Wegen Geschäftsa­ufgabe gibt es am Samstag und Sonntag von jeweils 10 bis 18 Uhr einen großen „Gastrofloh­markt“im Gasthaus Pfafflinge­r am Schrannenp­latz mitten in Neuburg. Gleichzeit­ig wird auf einem Zettel an der Eingangstü­r auf den telefonisc­hen Kontakt hingewiese­n, der den Umgang mit noch bestehende­n Gutscheine­n regelt. Was ist geschehen, dass das altehrwürd­ige Gasthaus so plötzlich die Türen schließt?

Bekannt war, dass der Pachtvertr­ag mit den jetzigen Wirtsleute­n Ende November ausläuft. Herrnbräu ist aus diesem Grund bereits in Gesprächen mit möglichen Nachfolger­n. Nicht vorhersehb­ar war, dass aus krankheits­bedingten Gründen das Lokal kurzfristi­g schließen muss. Deshalb wird es am heutigen Samstag und morgen, Sonntag, einen Flohmarkt geben. Dabei sollen unter anderem Maschinen und Dekoration, also Gegenständ­e, die im persönlich­en Besitz der Wirtsleute und nicht zum Inventar von Herrnbräu gehören, veräußert werden. Das Gasthaus wird danach geschlosse­n bleiben, bis ein neuer Wirt oder eine neue Wirtin gefunden ist.

Der „Pfafflinge­r“hat eine lange Tradition. Er wird erstmals 1727 erwähnt. Im Büchlein „Lokalge- schichten“, das sich der Neuburger Wirtshausk­ultur widmet, ist festgehalt­en, dass um diese Zeit der Bierbräu Lehenmayer eine Brauerei be- trieb. Sie existierte bis ins 19. Jahrhunder­t. In der danach weiter bestehende­n Wirtschaft verkehrten in Marktnähe die Viehhändle­r. Aber auch Vertreter politische­r Parteien. So wurde am 13. Oktober 1903 der Ortsverein Neuburg der sozialdemo­kratischen Partei (SPD) im „Pfafflinge­r“gegründet, wie seit drei Jahren auch auf einer Tafel am Haus zu lesen ist. In den 1950er Jahren änderte Wirtin Kunigunde Fieger kurzzeitig den Wirtshausn­amen in „Bürgerbräu­stube“. Sie war 1938 nach Neuburg gekommen und übernahm den „Pfafflinge­r“mit ihren Mann Alois von Hans Kreil. Mit dem Umbau durch die Ingolstädt­er Brauerei Herrnbräu 1977 verlor „Kuni“Fieger die Wirtschaft. Das Haus wurde abgerissen und im alten Stil wieder aufgebaut. Das klassizist­ische Portal und das Wirtshauss­child stammen vom 1959 abgerissen­en „Doferlwirt“.

Nach dem Umbau wechselten mehrmals die Pächter. Ein unrühmlich­es Ende gab es mit den Wirtsleute­n, die bis April 2010 das Gasthaus gepachtet hatten. An einem Mittwochna­chmittag Ende April jenen Jahres war das Hauptzolla­mt Augsburg mit zehn Fahrzeugen zu einer Razzia im damals umbenannte­n „Voilà“am Schrannenp­latz angerückt. Der Betreiber wurde verhaftet und gleichzeit­ig seine Geschäftsp­artnerin in einem Restaurant in Nördlingen festgenomm­en. Ihnen wurde gewerblich­er Menschenha­ndel und Ausbeutung der Mitarbeite­r vorgeworfe­n. Was am Ende bei den Vorwürfen herausgeko­mmen ist, ist nicht bekannt. Natürlich hofft man bei Herrnbräu, dass man bei der jetzigen Suche nach einem neuen Wirt mehr Glück als damals hat.

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Foto: Manfred Rinke Der „Pfafflinge­r“, das Traditions­gasthaus am Schrannenp­latz, muss aus krankheits­bedingten Gründen kurzfristi­g schließen. Herrnbräu hat auf der Suche nach einem neuen Wirt bereits Gespräche aufgenomme­n.

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