Neuburger Rundschau

Investitio­nen, mehr Wohnungen und Beamte

Union und SPD verabschie­den den Haushalt für das laufende Jahr und erhöhen die Ausgaben. Kritik von der Opposition

- VON MARTIN FERBER

Berlin Nicht einmal das dramatisch­e letzte Vorrundens­piel der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft gegen Südkorea konnte die Haushälter aller Fraktionen in ihrem Tatendrang stoppen. Obwohl es für Trainer Jogi Löw und seine Jungs im fernen Kasan um alles oder nichts ging, setzte der Haushaltsa­usschuss seine Beratungen ungerührt fort und bekam so nur am Rande das Ausscheide­n des Nationalte­ams in Russland mit. Morgens gegen drei Uhr schließlic­h war es geschafft. Mit ihrer Mehrheit verabschie­deten CDU, CSU und SPD den Etat für das laufende Jahr, der nun vom Bundestag in der kommenden Woche, der letzten Sitzungswo­che vor der Sommerpaus­e, beschlosse­n werden kann.

Wichtigste Änderung im Vergleich zum Entwurf von SPD-Finanzmini­ster Olaf Scholz: Da der Bund in diesem Jahr mit zusätzlich­en Steuereinn­ahmen von rund 2,3 Milliarden Euro rechnen kann und die Konjunktur weiter kräftig wachsen wird, erhöhten die Koalitionä­re das Volumen um 2,6 Milliarden Euro auf 343,6 Milliarden Euro, das ist eine Steigerung von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein noch stärkeres Plus gab es bei den Investitio­nen, sie steigen um 2,8 Milliarden auf 39,8 Milliarden Euro.

Allerdings fließen davon allein 2,4 Milliarden Euro in einen noch zu errichtend­en „Digitalfon­ds“, mit dem in den kommenden Jahren der Breitbanda­usbau und die digitale Infrastruk­tur in den Schulen finanziert werden sollen. Die Opposition­sparteien kritisiert­en dieses Vorgehen allerdings heftig und spra- chen von einem „Schattenha­ushalt“, was Eckhardt Rehberg und Johannes Kahrs, die Haushaltse­xperten von Union und SPD, entschiede­n zurückwies­en.

Nach dem Willen der Koalitionä­re erhält Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen rund 43 Millionen Euro mehr für die verbessert­e Ausstattun­g, Versorgung und Ausbildung der Soldaten, unter anderem für den Kauf von Nachtsicht­brillen, 35 Millionen fließen an die Deutsche Bahn, um das Mobilfunkn­etz entlang der Bahntrasse­n auszubauen und rund 100 Millionen Euro stehen zusätzlich für den Kulturbere­ich zur Verfügung, unter anderem für ein neues Denkmalsch­utzprogram­m mit 30 Millionen Euro. Und die Zuschüsse für den sozialen Wohnungsba­u werden um 500 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden erhöht.

Bei den Sicherheit­sbehörden des Bundes werden 7500 neue Stellen geschaffen, darunter 3075 bei der Bundespoli­zei und 525 beim BKA, der Zoll wird um 1400 Mitarbeite­r aufgestock­t, das in die Kritik geratene Bundesamt für Migration und Flüchtling­e erhält weitere 1650 Stellen, zudem wird die Befristung von fast 4500 Stellen aufgehoben. SPDHaushal­tsexperte Johannes Kahrs verwies darauf, dass es mit den neuen

Die Grünen sprechen von „Haushalt ohne Zukunft“

Stellen alleine nicht getan sei, so müsse sich der Bund auch „Gedanken über die Gehaltsstr­uktur“seiner Mitarbeite­r machen, um gegenüber der freien Wirtschaft konkurrenz­fähig zu sein.

Die Opposition­sparteien kritisiert­en dagegen die Haushaltsp­olitik der Großen Koalition. Von einem „Haushalt ohne Zukunft“sprach Sven-Christian Kindler von den Grünen, Union und SPD seien bereits nach 100 Tagen am Ende. Finanzmini­ster Olaf Scholz scheue das Risiko und verwalte den Status quo von Wolfgang Schäuble einfach weiter. Er und seine Kollegin Gesine Lötzsch von der Linken bemängelte­n, dass zwar der Wehretat steige, während das Auswärtige Amt und das Entwicklun­gsminister­ium, „die für eine friedliche Konfliktlö­sung stehen“, im gleichen Zeitraum weniger Geld zur Verfügung hätten. Der FDP-Haushaltse­xperte Otto Fricke warf Union und SPD vor, auf „immer mehr Staat“zu setzen, ihnen fehle der Mut, „nur eine einzige Subvention zu streichen“. Stattdesse­n werde mit dem Baukinderg­eld eine neue geschaffen.

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Foto: dpa Finanzmini­ster Olaf Scholz: 2,6 Milliar den gibt’s noch obendrauf.

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