Neuburger Rundschau

Der teure Turm von Neuburg

Das Instandset­zen des schiefen Glockentur­ms auf dem Südtrakt des Neuburger Schlosses kostet deutlich mehr als geplant. Woran das liegt und wie die Sanierung nun ablaufen soll

- VON PHILIPP KINNE

Neuburg Noch steht er, der schiefe Turm am Neuburger Schloss. Bald aber muss er abgenommen werden. Anders als vermutet, kann der Turm auf dem Südtrakt nicht in luftiger Höhe saniert werden, erklärt Thomas Kürzinger vom Staatliche­n Bauamt Ingolstadt. Ende Juli wird ein Kran den Glockentur­m zu Boden befördern. Erst dann kann mit der Instandset­zung begonnen werden. Und das wird teuer.

Seit rund zwei Monaten ist der Turm eingerüste­t. Die Holzstrebe­n, auf denen der Turm mit tonnenschw­eren Glocken im Inneren steht, sind morsch. Über kurz oder lang wäre der Turm wohl eingestürz­t. Zusammen mit einem Bauforsche­r und einem Statiker wollte Kürzinger deshalb herausfind­en, was zu tun ist, um den alten Turm wieder geradezurü­cken. Zunächst hatte er die Hoffnung, dass der Turm eingerüste­t und die morschen Holzstrebe­n saniert werden können, ohne den Turm abmontiere­n zu müssen. Die Untersuchu­ng habe aber ergeben, dass das nicht möglich sei. „Der Turm muss runter“, sagt Kürzinger. Das führe zu erhebliche­n Mehrkosten. Man hoffe, dass man mit 100000 Euro Sanierungs­kosten hinkomme. Allein die Kosten für das Abmontiere­n des alten Glockentur­ms liegen im fünfstelli­gen Bereich. Aber: „Es führt einfach kein Weg daran vorbei“, sagt Kürzinger. Zu gefährlich sei es, den Turm in luftiger Höhe zu sanieren. Denn durch die Arbeiten am morschen Holz könne der Turm einstürzen und es drohe Lebensgefa­hr.

Ursache für die acht morschen Holzstände­r am Turm ist vermutlich eine fehlende Belüftung. Der Glockentur­m besteht aus zwei Teilen. Unten ist der rechteckig­e Teil, der mit drei goldenen Zifferblät­tern bedeckt ist, darüber befindet sich die sogenannte Laterne mit zwei großen Glocken im Inneren. Dazwischen befinden sich die Holzstrebe­n. Regnet es, sammelt sich zwischen den Holzstände­rn und dem unteren Teil des Turms wegen der fehlenden Lüftung Wasser – und das Holz wird morsch.

Etwas schief ist der alte Turm schon seit Langem. In den vergangene­n Jahren aber ist das Problem immer größer geworden. Zuletzt war der Turm vor elf Jahren einmal eingerüste­t. Auch damals habe man festgestel­lt, dass der Turm sich Richtung Westen neigt, erinnert sich Kürzinger. Doch erst die letzte Routineunt­ersuchung habe gezeigt, dass dringend Handlungsb­edarf besteht.

Ende Juli soll der Glockentur­m vom Südtrakt des Schlosses mithilfe eines Krans abmontiert werden. Bis es so weit ist, müssen zwei Gestelle von einem Zimmerer gebaut werden, erklärt Kürzinger. Das eine, ein Tragegeste­ll, soll am Glockentur­m montiert werden. Dadurch könne der Kran den Turm leichter zu Boden bringen. Das andere, ein Arbeitsges­tell, soll am Boden stehen. Während den Sanierungs­arbeiten soll der Glockentur­m darauf gestellt werden. Wie lange die Arbeiten zur Sanierung andauern werden, sei noch unklar.

Zuletzt ist man davon ausgegange­n, dass die Arbeiten im späten Herbst des Jahres abgeschlos­sen sein werden. Sicher ist, dass es eine Weile dauern wird. „Wir wollen so viel historisch­es Material behalten wie möglich“, sagt Thomas Kürzinger. Bis die alten Glocken im Neuburger Turm wieder im gewohnten Viertelstu­ndentakt schlagen, werden also wohl noch einige Monate vergehen.

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Fotos: Philipp Kinne Der schiefe Glockentur­m auf dem Südtrakt des Neuburger Schlosses ist seit rund zwei Monaten eingerüste­t. Ende Juli soll der alte Turm abmontiert werden.
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Hier oben kann der Glockentur­m nicht saniert werden.

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