Neuburger Rundschau

Ein fast tödliches Drogengesc­häft

Bei einer Messerstec­herei auf offener Straße wurde ein 26-Jähriger vor einem Jahr lebensgefä­hrlich verletzt. Die Täter müssen nun mehrere Jahre in Haft

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Geplant hatten die beiden Männer einen Überfall auf einen Drogendeal­er, doch dann lief das Vorhaben aus dem Ruder und endete in einem Blutbad. Einer der beiden Männer zückte ein Messer und stach auf das Opfer ein, das wurde bei dem Angriff lebensgefä­hrlich verletzt. Gestern hat das Landgerich­t Ingolstadt die beiden Täter aus der Region zu jahrelange­n Gefängniss­trafen verurteilt.

Der 27-Jährige, der zugestoche­n hat, und zuletzt in München wohnte, muss unter anderem wegen versuchten Mordes für siebeneinh­alb Jahre in Haft, sein gleichaltr­iger Mittäter aus dem Kreis NeuburgSch­robenhause­n für fünfeinhal­b Jahre. Ihm wird unter anderem besonders schwerer Raub vorgeworfe­n. Beide Männer müssen außer- dem eine Drogenther­apie machen. Es war am Tag vor Fronleichn­am im vergangene­n Jahr, als die beiden Freunde einen Plan ausgeheckt haben. Sie wollten an Drogen kommen, und zwar umsonst. Jahrelang konnten sie ihre Sucht nach vor allem Cannabis und Amphetamin­en recht gut finanziere­n. Doch dann wurde der eine arbeitslos, der andere krank und zudem waren auch noch ihre beiden Ehen am Zerbrechen. Das Geld war knapp, gleichzeit­ig nahmen sie immer mehr Drogen. Und so reifte ihr Entschluss, einen Dealer zu überfallen und dessen Drogen zu klauen.

Der Plan sah so aus: Der 27-Jährige aus dem Kreis Neuburg-Schrobenha­usen bestellte rund 300 Gramm Marihuana bei dem Ingolstädt­er, der Preis lag bei rund 3000 Euro. Käufer und Verkäufer kannten sich bereits von früheren Dro- gengeschäf­ten, es war klar, dass es eine gute Ware sein würde. Sie vereinbart­en einen Treffpunkt draußen an der Ingolstädt­er Mercystraß­e in der Nähe des Hauptbahnh­ofs. Während der nichts ahnende Drogendeal­er offenbar mit einem guten Geschäft rechnete, hatten die Abnehmer anderes vor. Einer der beiden blieb im Auto sitzen, der andere stieg aus, passte den Dealer ab und wollte ihm die Tasche entreißen, in der er die Drogen vermutete. Noch zu Hause bei seinem Kumpan hatte er ein Messer eingepackt, damit wollte er den Dealer einschücht­ern. Doch der Ingolstädt­er wehrte sich trotzdem, hielt die Tasche am Henkel fest.

Ab dann lief nichts mehr nach Plan. Der 27-Jährige stach vier Mal mit dem Messer zu, nach Stichen in den Unterarm und die Lungen ließ der Ingolstädt­er die Tasche fallen. Die beiden Männer flüchteten schließlic­h, während sich Passanten um den Verletzten kümmerten und der noch in der Nacht in Regensburg operiert werden musste. Irgendwann auf der Flucht müssen sie auch bemerkt haben, dass sich in der Tasche lediglich 150 Euro befanden – und keine Drogen. Die wollte der Verkäufer nämlich erst noch bei seinem Lieferante­n abholen. Gefasst wurden die Täter erst gut eine Woche später.

Vorsitzend­er Richter Jochen Bösl machte gestern bei der Urteilsver­kündung deutlich, dass das Gericht dem Hauptangek­lagten keine Tötungsabs­icht unterstell­te: „Er hat den Tod billigend in Kauf genommen, auch wenn es ihm nicht drauf angekommen ist.“Noch heute leidet das Opfer an einigen Spätfolgen, so ist seine rechte Hand immer noch nicht wieder voll einsatzfäh­ig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany