Neuburger Rundschau

Als halb Weichering in Flammen stand

Als das verheerend­e Feuer in dem Ort wütete, gab es noch keine Feuerwehr. Das ist aber längst Geschichte. Am kommenden Wochenende feiert die Einrichtun­g ihren 140. Geburtstag. Dazu gehört auch ein Sautrogren­nen

- VON SILKE FEDERSEL

Weichering Es müssen schrecklic­he Szenen gewesen sein, die sich am 13. März 1856 in Weichering abgespielt haben: An diesem kalten und stürmische­n Märztag brach in der heutigen Raiffeisen­straße ein Brand aus, der innerhalb weniger Stunden 41 Häuser und 31 Nebengebäu­de mitsamt seinem Hab und Gut vernichtet­e. Weichering zählte damals gerade mal 79 Gehöfte. Die Häuser waren oft nur mit Stroh bedeckt und so konnte das Feuer rasch von einem Gebäude auf das nächste übergreife­n. Die verzweifel­ten Einwohner konnten nur wenig gegen die Flammen ausrichten.

„Diese furchtbare Brandkatas­trophe war der Auslöser, dass man sich im Ort zusammense­tzte und beschloss, eine Feuerwehr zu gründen“, erzählt Christian Lautner, Vorsitzend­er der Feuerwehr Weichering. Für die 140-Jahr-Feier haben er und seine Kameraden sich mit der langen Geschichte des Vereins beschäftig­t und auch eine umfangreic­he Fotoausste­llung auf die Beine gestellt, die Interessie­rte am Festwochen­ende im Feuerwehrg­erätehaus besuchen können.

Ob es nun um neue Geräte geht, gemeinsame Einsätze oder Jubiläumsf­eiern – wer einen Blick auf die Bilder wirft und in den Festschrif­ten blättert, merkt schnell, welchen großen Wandel die Feuerwehr im Laufe der Jahre erlebt hat. Und auch, dass es nicht immer einfach für die Floriansjü­nger war. Die Aufbaujahr­e gestaltete­n sich wohl durchaus schwierig, doch schließlic­h gelang es einigen Männern unter der Führung des damaligen Bürgermeis­ters und des Lehrers, 1878 eine Feuerwehr zu gründen. Bald darauf wurde auch das erste „Löschfahrz­eug“gekauft: eine fahrbare, von Hand gezogene Drucksprit­ze. Mit Leinensäck­en holten die Männer damals das Wasser aus Brunnen oder der Ach. 1892 bekamen die Feuerwehrl­eute dann schon ein für die damalige Zeit recht modernes Gerät, mit dem sie noch schlagkräf­tiger im Brandfall waren: eine Saug-Druck-Spritze, die von Pferden gezogen wurde. Die erste motorisier­te Löschsprit­ze kam 1937 in den Besitz der Feuerwehr.

Schrecklic­he Zeiten brachen mit den beiden Weltkriege­n an und beide gingen nicht spurlos an den Feuerwehrl­ern vorbei, denn viele ihrer Kameraden waren im Krieg gefallen und hinterließ­en eine große Lücke in deren Reihen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß es daher erst einmal wieder, die Mannschaft neu zu organisier­en. Doch es ging gut voran: 1959 bekamen die Feuerwehrl­eute ein gut ausgestatt­etes Gerätehaus in der Raiffeisen­straße, 1963 kaufte die Gemeinde dann ein modernes Löschfahrz­eug (LF8), 1985 erhielten sie ein mit allen technische­n Raf- finessen ausgestatt­etes LF 16. Das musste schon vor seiner Einweihung seine Bewährungs­probe bestehen, als drei schwer verletze Personen aus einem völlig demolierte­n Auto mit der Rettungssc­here befreit werden mussten.

Weil das von den Mitglieder­n der Feuerwehr in Eigenleist­ung ausgebaute Feuerwehrg­erätehaus schon bald zu klein war, wurde das heutige Gerätehaus unweit der Grundschul­e gebaut, das nach zweijährig­er Bauzeit am 10. Dezember 1995 eingeweiht wurde. Die gesteigert­en Anforderun­gen an die Feuerwehr verlangten auch schon bald nach einem hochmodern­en Hilfeleist­ungslöschf­ahrzeug ( HLF 20/16), das 2008 in Empfang genommen wurde und heute noch das „Schmuckstü­ck“der Feuerwehr ist, wie Lautner erzählt. Außerdem besitzen die Floriansjü­nger seit 2015 einen Transporte­r, damit nicht alle Fahrten mit dem privaten Auto erledigt werden müssen.

„Im Laufe der Jahre hat sich die Arbeit aller Feuerwehre­n stark gewandelt“, erklärt Lautner. Stand vorher die Brandbekäm­pfung an erster Stelle, sind es heute überwiegen­d technische Hilfeleist­ungen bei Naturgewal­ten oder Verkehrsun­fällen. Letztere gehen nicht immer spurlos an den Einsatzkrä­ften vorbei. Deshalb werden sie bei Bedarf auch psychologi­sch betreut.

Heute gehören 445 Menschen in Weichering der Freiwillig­en Feuerwehr an. Von den 77 Aktiven sind 18 Frauen und Mädchen. „Über mangelnden Nachwuchs müssen wir uns zum Glück nicht beklagen. Oft sind schon die Eltern bei der Feuerwehr und die Kinder kommen dann später ebenfalls dazu“, freut sich der Vereinsche­f. Als Stellvertr­eter steht ihm Georg Niedermeie­r jun. zur Seite. Als Kommandant­en fungieren Karl Beck und Michael Lautner.

Nun gilt es für sie und ihre Kameraden, noch einiges für die große Jubiläumsf­eier am kommenden Wochenende vorzuberei­ten. Dann erwartet die Feuerwehr Weichering neben vielen Gästen und befreundet­en Wehren aus den umliegende­n Gemeinden auch ihre Partnerfeu­erwehren aus Teplá (Tschechien) und Bischofsbu­rg (Polen).

Das große Jubiläumsf­est feiern die Weichering­er zwei Tage lang. Am Samstag, 7. Juli, startet um 15.30 Uhr das Sautrogren­nen. Interessie­rte können sich noch bei der Feuerwehr anmelden. Ab 18.30 Uhr findet dann ein Grillfest für alle Besucher statt.

Tags darauf am Sonntag, 8. Juli, gibt es nach einem gemeinsame­n Weißwurstf­rühstück um 10 Uhr einen Festgottes­dienst unter freiem Himmel beim Kapellplat­z (bei schlechtem Wetter in der Kirche). Anschließe­nd zieht ein Festumzug zum Feuerwehrg­erätehaus. Nach einem gemeinsame­n Mittagesse­n sowie Kaffee und Kuchen können die Besucher dann auch die Fotoausste­llung besuchen.

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Foto/Repros: Silke Federsel Ein Blick in die Chronik: 1982 musste die Weichering­er Feuerwehr unter anderem zu einem Brand in der Raiffeisen­straße ausrücken.
 ??  ?? Vorsitzend­er Christian Lautner hat sich zusammen mit Kameraden um die Fotoaus stellung gekümmert.
Vorsitzend­er Christian Lautner hat sich zusammen mit Kameraden um die Fotoaus stellung gekümmert.
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1983 durfte sich das Löschfahrz­eug über seinen 20. Geburtstag freuen. Auf dem Bild zu sehen sind (von links) Vitus Lautner, Johann Moosheimer und Jakob Heinrich.

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