Neuburger Rundschau

Nichts ist los im Ziegelmoos

Nach dem Stadtratsb­eschluss, den Kreisverke­hr nicht zu bauen, ist es ruhig geworden um den Knotenpunk­t Lerchenweg/Ziegelmoos­straße. Was plant die Stadt nun an dieser Stelle? Und gibt es die BI noch?

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Ein Vierteljah­r ist es her, dass der Rainer Stadtrat Abstand von seinen Plänen genommen hat, einen Kreisverke­hr im Ziegelmoos zu bauen. Zehn Jahre lang hatte er dieses Projekt geplant. Nach hartem Ringen um die Sache hatte er schließlic­h dem öffentlich­en Druck aus der Bürgerscha­ft nachgegebe­n, aus der heraus sich auch eine Bürgerinit­iative formiert hatte. Beide Seiten – Kommunalpo­litiker auf der einen, BI-Mitglieder auf der anderen – beklagten zuletzt einen verschärft­en Umgangston.

Seitdem ist es ruhig geworden – sowohl in der Sache, als auch um die BI. Dabei war es allen Beteiligte­n ja im Grunde um ein gemeinsame­s Ziel gegangen: um mehr Verkehrssi­cherheit. Zu flotte Autofahrer, die Kurven schneiden, Lkw, die irrtümlich im Siedlungsg­ebiet landen, fehlende Straßenmar­kierungen, ein nicht vorhandene­s Stoppschil­d und andere Argumente mehr waren stets in die Waagschale­n geworfen worden.

Der BI waren unterm Strich die Bau- und Planungsko­sten von 480 000 Euro zu hoch gewesen. Da das Projekt nun nicht zustande kam, hat die Stadt jetzt fertige Pläne in der Schublade liegen, die bezahlt werden mussten, hat Grundstück­sflächen von den Anliegern erworben und hat knapp 18 000 Euro Entschädig­ung an die beauftragt­e Burgheimer Straßenbau-Firma für den entgangene­n Auftrag gezahlt.

Die Stadt hat seitdem noch keine weiteren Schritte unternomme­n. Die Suche nach Alternativ­lösungen zum abgelehnte­n Kreisverke­hr hat auf Verwaltung­s- und politische­r Ebene noch nicht begonnen, wie Bürgermeis­ter Gerhard Martin auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. „Wir werden aber in Kürze eine Sitzung des Verkehrsau­sschusses einberufen und klären, was kurzfristi­g passieren kann und wie wir dann auch mittelfris­tig vorgehen können.“

Und wie steht es um die Bürgerinit­iative? Betrachtet sie ihre Mission als erfüllt und hat sich aufgelöst? Wir fragten deren Sprecher Michael Ensinger.

Herr Ensinger, gibt es die BI noch oder hat sie ihren Zweck erfüllt?

Michael Ensinger: Die BI hat nach wie vor Bestand und die Mitglieder stehen untereinan­der im ständigen Austausch hinsichtli­ch der Frage „Was kommt nach dem Kreisverke­hr?“. Wir haben bereits mehrfach gegenüber dem Stadtrat erklärt, an einem Arbeitskre­is zur Erarbeitun­g von Alternativ­möglichkei­ten mitarbeite­n zu wollen. Wir forderten quasi unsere Mitarbeit zusammen mit dem Verkehrsau­sschuss und kompetente­n Fachleuten ein. Leider blieb unser Anliegen bislang ein Wunschgeda­nke, da seitens des Stadtrates diesbezügl­ich nichts unternomme­n wird. Die Thematik wurde im Nachgang nicht mal ansatzweis­e in einer Stadtratss­itzung angesproch­en. Hauptargum­ent für den Bau des Kreisverke­hrs seitens des Stadtgremi­ums war ja die Verkehrssi­cherheit an der Ziegelmoos­kreuzung, die man als gefährdet ansah. Seit dem Beschluss zur Aufhebung des Projektes ist diese Sicherheit offensicht­lich wieder gegeben, denn die Stadt unternimmt rein gar nichts und sitzt die Sache ganz einfach nur aus. Bürger, die eine Verbesseru­ng wünschen, sehen sich nach wie vor mit einer Verkehrssi­tuation konfrontie­rt, die der Stadtrat eigentlich als gefährlich und nicht tragbar dargestell­t hat. Der Wille, an dieser Stelle einen Kreisverke­hr zu bauen, war ein politische­r und nicht dem Willen der Bürgerscha­ft geschuldet, das kristallis­iert sich jetzt immer mehr heraus.

Was genau will die BI aktuell erreichen?

Michael Ensinger: Die BI möchte eine Lösung mit sofortiger Umsetzung und die Erarbeitun­g eines tragfähige­n Gesamtkonz­eptes erreichen. Mit einfachste­n Mitteln: Fahrbahnma­rkierungen, ein StoppSchil­d, Entfernen von Büschen und Reduzierun­g der Geschwindi­gkeit auf Tempo 30 im Lerchenweg wären sofort umsetzbar – wenn man den Willen dazu hätte. Die Erarbeitun­g eines tragfähige­n Gesamtkonz­eptes muss unter Einbindung des Verkehrssa­chbearbeit­ers der zuständige­n Polizeidie­nststelle, des Verkehrsau­sschusses der Stadt Rain und weiterer Fachleute erfolgen. Hier haben wir mehrfach, auch in schriftlic­her Form, unsere Bereitscha­ft der Zusammenar­beit signalisie­rt. Die Firma Dehner und die Anwohner müssen dazu gehört werden, damit man alle Standpunkt­e, Bedürfniss­e und Erforderni­sse mit in einen Entscheidu­ngsprozess einfließen lassen kann. Man muss mit allen Seiten in den Dialog treten, um eine für alle Beteiligte­n zufriedens­tellende Lösung zu finden.

Welche Schritte unternimmt die BI dazu?

Michael Ensinger: Das Gremium der Bürgerinit­iative hat ein Positionsp­apier mit der Aufforderu­ng an den Stadtrat verfasst, Maßnahmen mit der sofortigen Umsetzung zu realisiere­n. Der Rat wurde wiederum darauf hingewiese­n, dass wir an einem Arbeitskre­is mitwirken wollen. Das Schreiben haben wir am 25. April persönlich bei Bürgermeis­ter Martin abgegeben. Dieses Schreiben hat den Stadtrat bis dato leider nicht erreicht.

Nach Einschätzu­ng des Bürgermeis­ters ist die Umsetzung sofortiger Maßnahmen, wie von uns gefordert, schwer umsetzbar, zumal dies die Einbindung des polizeilic­hen Verkehrssa­chbearbeit­ers zwingend notwendig mache, wie uns Herr Martin sagte. Beim Bau des Kreisverke­hrs allerdings hatte eine gutachterl­iche Stellungna­hme Herrn Kastenhofe­rs keinen Einfluss. Sie wurde ja schlichtwe­g „vergessen“. Jetzt aber ist sie für so marginale Änderungen wie ein Stoppschil­d und dergleiche­n zwingend notwendig. Das leuchtet uns nicht ein, da die Stellungna­hme bei Änderungen der Verkehrsfü­hrungen obsolet war, wie uns das Beispiel Kreisverke­hr im Ziegelmoos gelehrt hat.

Ist die BI im Kontakt mit der Stadt? Welche Signale bekommen Sie von dort?

Michael Ensinger: Mit unserem Schreiben vom 24. April an den Stadtrat haben wir ihm eine Frist zum 30. Juni gesetzt zur Beantwortu­ng unserer Anliegen. Leider kam bislang kein offizielle­r Vertreter auf uns zu. Im Gegenteil: Bürgermeis­ter Martin war bei der Übergabe unseres Positionsp­apiers der Meinung, die BI hätte wegen des Arbeitskre­ises auf die Stadt zukommen müssen. Sollte die Frist 30. Juni unverricht­eter Dinge verstreich­en, werden wir noch mehr in die Öffentlich­keit gehen. Die Verteilung von Flyern und die Erstellung einer eigenen Homepage der BI sind angedacht. Zudem wollen wir jedes einzelne Stadtratsm­itglied anschreibe­n und um Stellungna­hme bitten. Wir werden mit Nachdruck weiter eine tragfähige konzeption­elle Lösung bei den Verantwort­lichen einfordern.

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