Die Geier kommen!
Diese Vögel sind nicht besonders hübsch. Dafür aber riesig! Und sie haben eine wichtige Aufgabe. Auch in Deutschland kann man sie immer wieder beobachten
Clara kennt diesen Witz:
„Das ist total gemein! Ich bin zu Hause von sechs Geschwis tern das Jüngste. Meine Eltern geben mir immer die ganzen abgetragenen Klamotten der anderen.“„Na ja, es gibt doch Schlimmeres.“„Nein, es ist schrecklich, ich bin der einzige Junge!“ Huhu, hier oben sind wir! Ja, da staunst du, was? Uns kennst du vielleicht aus Abenteuerfilmen. Oder aus einem Western – wenn der Cowboy tagelang durch die Prärie reitet und zu verdursten droht. Dann kann man uns Geier hoch am Himmel kreisen sehen, auf Beute wartend. Uns gibt es aber nicht nur in Filmen. Auch in Deutschland kommen wir vor, allerdings sind wir hier selten.
Das war bis vor etwa 400 Jahren noch anders. In den bayerischen Alpen und in den südwestdeutschen Mittelgebirgen zum Beispiel fühlten wir uns wohl. Doch wir wurden unter anderem gejagt und ausgerottet. In Europa findet man heutzutage besonders viele von uns zum Beispiel in dem Land Spanien. Und auf dem Balkan, im Südosten von Europa.
Der Mensch macht uns ziemlich zu schaffen
Wenn wir Geier noch jung sind, machen wir gerne Ausflüge und fliegen umher. Dabei können wir locker mehrere hundert Kilometer am Tag zurücklegen. So landen wir dann auch immer wieder in Deutschland. Und zwar alle vier europäischen Geierarten: Das sind Gänsegeier, Mönchsgeier, Bartgeier und Schmutzgeier. Regelmäßig kann man Gänsegeier und Mönchsgeier sehen, am häufigsten in den bayerischen Alpen, sagt der Experte Dieter Haas.
Bei unseren Ausflügen nach Deutschland bekommen wir aber oft Probleme. Denn wir finden nicht genügend Nahrung. Das hat unter anderem mit dem Gesetz zu tun: Normalerweise ernähren wir uns von Aas, also von toten Tieren, von deren Fleisch und Knochen. Aber in Deutschland dürfen tote Tiere nicht einfach so herumliegen. Sie müssen schnell weggeräumt werden. Denn es könnten sich ja Wusstest du,…
… dass Geiernachwuchs immer etwas Besonderes ist? Denn die Vögel legen in der Regel nur ein Ei pro Jahr. Das wird von den Gei ereltern gemeinsam ausgebrütet – und später wird das Küken auch von beiden Eltern versorgt. Das machen nicht alle Vögel so. Bis die Jungen sich fortpflanzen können, dauert es ziemlich lan ge: nämlich fünf Jahre oder noch länger! In dieser Zeit ziehen die jungen Geier oft umher und legen dabei große Strecken zurück. (dpa) Krankheiten ausbreiten. Dabei sind wir Geier so eine Art Umweltpolizei. Indem wir tote Tiere fressen, halten wir die Umwelt sauber.
Aber noch etwas anderes macht uns zu schaffen – das hat mit den Jägern und ihrer Munition zu tun. Das erklärt Norbert Schäffer vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern: Hat ein Jäger ein Tier erlegt, zum Beispiel ein Reh oder einen Hirsch, dann darf er Teile vom Fleisch oder die Innereien auslegen. Quasi als Futter für andere Tiere. Das ist eigentlich super. Aber an manchen Orten verwenden Jäger Geschosse aus Blei. Die zersplittern im Tier und die Splitter stecken oft tief im Fleisch, wenn wir es fressen. Das Problem: Blei ist ein giftiger Stoff! Das bedeutet, wir vergiften uns mit dem Futter.
Manche Menschen retten uns auch
Manchmal fressen wir auch giftige Köder, die eigentlich für Füchse bestimmt sind. Deshalb kommt es immer wieder vor, dass kranke oder ausgehungerte Kumpels von uns entdeckt werden. Sie werden dann von ein paar Menschen aufgepäppelt und später wieder in die Freiheit entlassen.
Noch etwas: Wir Geier gehören zu den sogenannten Greifvögeln. So wie Adler und Bussarde. Meist haben Greifvögel stark gebogene Krallen. Damit können sie ihre Beute super umklammern und festhalten. „Bei Geiern ist das ein bisschen anders“, sagt Norbert Schäffer. Wir müssen nämlich nicht auf Jagd gehen, sondern ernähren uns von Aas. Deshalb sind wir viel auf dem Boden unterwegs. Unsere Krallen sind daher schwächer gebogen und unsere Füße sind relativ flach – aber Greifvögel sind wir trotzdem, jawohl. (dpa, lea)