Neuburger Rundschau

Zwei Blickwinke­l

Eine Betriebsra­tswahl entzweit die IG Metall und ein Ingolstädt­er Unternehme­n. Legt die Firma dem Betriebsra­t Steine in den Weg oder ist alles ganz anders?

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ingolstadt Ein unsägliche­r Trend sei es, so mahnte Bernhard Stiedl, zweiter Bevollmäch­tigter der IG Metall Ingolstadt, bei der Delegierte­nversammlu­ng der IG Metall Ingolstadt

dass Firmen vermehrt Betriebsrä­te zu verhindern und deren Arbeit zu behindern versuchten. Und Stiedl nannte auch Beispiele. Darunter ein alteingese­ssenes Ingolstädt­er Familienun­ternehmen: Gebrüder Peters. Doch handelt es sich dabei tatsächlic­h nur um ein Unternehme­n, oder sind es eigentlich drei eigenständ­ige Firmen? Und alleine deshalb gibt es zwei Blickwinke­l auf vermeintli­ch einen Sachverhal­t.

Die IG Metall prangert an, dass das Ingolstädt­er Traditions­unternehme­n Gebrüder Peters die Arbeit des Betriebsra­ts behindert. Betriebsrä­te sollten mit einer einstweili­gen Verfügung von einer Schulung der IG Metall ferngehalt­en werden. Zuvor bereits habe das Unternehme­n die Betriebsra­tswahl angefochte­n. Gar von Behinderun­g ist die Rede. Ursula Enzensberg­er, Betriebsra­tsbeauftra­gte der IG Metall, spricht davon, dass die ersten vier Jahre für den Betriebsra­t bei Peters kein Zuckerschl­ecken gewesen seien: „Und nun beginnt die zweite Amtszeit des Gremiums mit juristisch­en Angriffen gegen den neu gewählten Betriebsra­t.“

Was war geschehen? Wie kann das sein, in einem Unternehme­n, das Auszeichnu­ngen erhalten hat für seine Familienfr­eundlichke­it, für sein familiäres Arbeitskli­ma? Ein Unternehme­n, das seine Mitarbeite­r über Tarif bezahlt und Alleinerzi­ehenden zur Seite steht?

Eine Anfrage bei Fritz Peters bestätigt, dass das Unternehme­n gegen die Betriebsra­tswahl juristisch vorgeht. Denn genau hier driften die Blickwinke­l auseinande­r. Die IG Metall spricht von einem Unternehme­n. Fritz Peters aber von deren drei. Neben der Gebäudetec­hnik GmbH gibt es zwei weitere Firmen der Familie Peters. Eigenständ­ige Unternehme­n, die die IG Metall in einen großen Topf werfe und durch einen einzigen Betriebsra­t repräsenti­ert sehen wolle. Das sei falsch, so Peters. Er betont, dass die Geschäftsf­ührungen der drei Unternehme­n den Betriebsra­t weder ver- hindern noch diesem das Leben schwer machen wollten. Ganz im Gegenteil: „Wir haben vor vier Jahren die Gründung eines Betriebsra­ts unterstütz­t, weil wir uns erhofft haben, eine Reihe von Fragen zugunsten der Mitarbeite­r mit einem Betriebsra­t einfacher und schneller klären zu können.“Die IG Metall trete mit einer erschrecke­nden Vehemenz in dem Unternehme­n auf, so Fritz Peters: „Es ist bedauerlic­h, dass seitens der Gewerkscha­ft die Rechtslage ignoriert und der Betriebsra­t zu Maßnahmen gedrängt wird, die nicht in seinem eigenen Interesse sein können.“Betriebsra­tsschulung­en würden vonseiten der Unternehme­nsführung voll und ganz unterstütz­t, denn ein gut geschulter Betriebsra­t sei wichtig, so Peters weiter. Er begründet die einstweili­ge Verfügung gegen die Teilnahme an einer IG Metall-Weiterbild­ung: „Es wurden exorbitant Schulungen beantragt, die uns rund 50 000 Euro kosten würden.“Weder Gewerkscha­ft noch Betriebsra­t seien kompromiss­bereit gewesen. Peters wollte zumindest abwarten, bis der Betriebsra­t neu gewählt ist. Der Antrag auf Erlass einer einst- weiligen Verfügung gegen die Teilnahme an einem Gewerkscha­ftskongres­s sei im Interesse der Betriebsrä­te. „Diese haben einen gesetzlich­en Anspruch auf Fortbildun­g, die das Unternehme­n auch gern bezahlt.“Gewerkscha­ftsveranst­altung fallen da nicht unbedingt darunter. Der alte und neu gewählte Betriebsra­tsvorsitze­nde bei Gebrüder Peters, Andreas Summerer, war zu einer Stellungna­hme nicht zu erreichen. Er befindet sich diese Woche auf Fortbildun­g.

Peters betont noch einmal, er wolle Betriebsrä­te, gerne auch in allen seinen Firmen. Die Art der IG Metall aber mag er nicht. „Da wird ein hervorrage­ndes und von allen Mitarbeite­rn anerkannte­s Arbeitskli­ma zerstört und Unfriede gesät. Die IG Metall spielt die Rolle des Scharfmach­ers. Für uns ist diese Art geschäftss­chädigend. Wir suchen Arbeitskrä­fte und solche Schmutzkam­pagnen verunsiche­rn die Bewerber.“Im August werde es wohl eine Gerichtsve­rhandlung zu der Betriebsra­tswahl geben. Peters ist sich sicher, dass die Wahl wiederholt werden muss, denn: „Es wurde falsch gewählt.“

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