Zwei Blickwinkel
Eine Betriebsratswahl entzweit die IG Metall und ein Ingolstädter Unternehmen. Legt die Firma dem Betriebsrat Steine in den Weg oder ist alles ganz anders?
Ingolstadt Ein unsäglicher Trend sei es, so mahnte Bernhard Stiedl, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Ingolstadt
dass Firmen vermehrt Betriebsräte zu verhindern und deren Arbeit zu behindern versuchten. Und Stiedl nannte auch Beispiele. Darunter ein alteingesessenes Ingolstädter Familienunternehmen: Gebrüder Peters. Doch handelt es sich dabei tatsächlich nur um ein Unternehmen, oder sind es eigentlich drei eigenständige Firmen? Und alleine deshalb gibt es zwei Blickwinkel auf vermeintlich einen Sachverhalt.
Die IG Metall prangert an, dass das Ingolstädter Traditionsunternehmen Gebrüder Peters die Arbeit des Betriebsrats behindert. Betriebsräte sollten mit einer einstweiligen Verfügung von einer Schulung der IG Metall ferngehalten werden. Zuvor bereits habe das Unternehmen die Betriebsratswahl angefochten. Gar von Behinderung ist die Rede. Ursula Enzensberger, Betriebsratsbeauftragte der IG Metall, spricht davon, dass die ersten vier Jahre für den Betriebsrat bei Peters kein Zuckerschlecken gewesen seien: „Und nun beginnt die zweite Amtszeit des Gremiums mit juristischen Angriffen gegen den neu gewählten Betriebsrat.“
Was war geschehen? Wie kann das sein, in einem Unternehmen, das Auszeichnungen erhalten hat für seine Familienfreundlichkeit, für sein familiäres Arbeitsklima? Ein Unternehmen, das seine Mitarbeiter über Tarif bezahlt und Alleinerziehenden zur Seite steht?
Eine Anfrage bei Fritz Peters bestätigt, dass das Unternehmen gegen die Betriebsratswahl juristisch vorgeht. Denn genau hier driften die Blickwinkel auseinander. Die IG Metall spricht von einem Unternehmen. Fritz Peters aber von deren drei. Neben der Gebäudetechnik GmbH gibt es zwei weitere Firmen der Familie Peters. Eigenständige Unternehmen, die die IG Metall in einen großen Topf werfe und durch einen einzigen Betriebsrat repräsentiert sehen wolle. Das sei falsch, so Peters. Er betont, dass die Geschäftsführungen der drei Unternehmen den Betriebsrat weder ver- hindern noch diesem das Leben schwer machen wollten. Ganz im Gegenteil: „Wir haben vor vier Jahren die Gründung eines Betriebsrats unterstützt, weil wir uns erhofft haben, eine Reihe von Fragen zugunsten der Mitarbeiter mit einem Betriebsrat einfacher und schneller klären zu können.“Die IG Metall trete mit einer erschreckenden Vehemenz in dem Unternehmen auf, so Fritz Peters: „Es ist bedauerlich, dass seitens der Gewerkschaft die Rechtslage ignoriert und der Betriebsrat zu Maßnahmen gedrängt wird, die nicht in seinem eigenen Interesse sein können.“Betriebsratsschulungen würden vonseiten der Unternehmensführung voll und ganz unterstützt, denn ein gut geschulter Betriebsrat sei wichtig, so Peters weiter. Er begründet die einstweilige Verfügung gegen die Teilnahme an einer IG Metall-Weiterbildung: „Es wurden exorbitant Schulungen beantragt, die uns rund 50 000 Euro kosten würden.“Weder Gewerkschaft noch Betriebsrat seien kompromissbereit gewesen. Peters wollte zumindest abwarten, bis der Betriebsrat neu gewählt ist. Der Antrag auf Erlass einer einst- weiligen Verfügung gegen die Teilnahme an einem Gewerkschaftskongress sei im Interesse der Betriebsräte. „Diese haben einen gesetzlichen Anspruch auf Fortbildung, die das Unternehmen auch gern bezahlt.“Gewerkschaftsveranstaltung fallen da nicht unbedingt darunter. Der alte und neu gewählte Betriebsratsvorsitzende bei Gebrüder Peters, Andreas Summerer, war zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. Er befindet sich diese Woche auf Fortbildung.
Peters betont noch einmal, er wolle Betriebsräte, gerne auch in allen seinen Firmen. Die Art der IG Metall aber mag er nicht. „Da wird ein hervorragendes und von allen Mitarbeitern anerkanntes Arbeitsklima zerstört und Unfriede gesät. Die IG Metall spielt die Rolle des Scharfmachers. Für uns ist diese Art geschäftsschädigend. Wir suchen Arbeitskräfte und solche Schmutzkampagnen verunsichern die Bewerber.“Im August werde es wohl eine Gerichtsverhandlung zu der Betriebsratswahl geben. Peters ist sich sicher, dass die Wahl wiederholt werden muss, denn: „Es wurde falsch gewählt.“