„Man darf kein Angsthase sein“
Die 14-jährige Neuburgerin Liv Baacke feiert große Erfolge im Radsport. Was Schuhe mit ihrem Sport zu tun haben und warum Mut nötig ist, wenn man damit anfangen will
Neuburg Liv Baacke gehört in ihrer Altersklasse zu den besten Rennradfahrern Deutschlands. Die 14-jährige Neuburgerin startet für die RSG Augsburg. Sie fährt Rennen auf der Straße, im Gelände und auf der Bahn. In unserer Serie „NR-Sportskanone“stellen wir die Schülerin und ihren Lieblingssport einmal etwas genauer vor.
Wie bist du zum Radfahren gekommen und seit wann übst du den Sport aus? Baacke: Eigentlich übe ich ihn bereits seit meiner Kindheit aus, da mein Papa früher ein guter Radfahrer war. Er hat sich dann allerdings auf die Schule und Arbeit konzentriert und den Sport nur noch als Hobby betrieben. Diese Leidenschaft hat er mir mitgegeben.
Was fasziniert dich besonders am Radfahren?
Baacke: Mich fasziniert definitiv die Geschwindigkeit. Außerdem mag ich es, mich zu quälen, auch wenn das etwas komisch klingen mag. Ich liebe es, mich an Grenzen zu bringen und diese zu überschreiten.
Was ist das Nervigste an deiner Sportart?
Baacke: Der Reisestress ist schon nervig. Jedes Wochenende finden deutschlandweit Rennen statt. Mal ist man in Frankfurt, dann in Thüringen. Dazu kommen die Trainingslager. Auch wenn es schön ist, in Italien oder Mallorca zu trainieren, ist man immer unterwegs. Dazu kommen noch Lehrgänge des BDR (Bund Deutscher Radfahrer) und BRV (Bayerischer Radsportverband).
Wie groß ist der Zeitaufwand, den du betreibst?
Baacke: Radsport ist sehr zeitaufwendig. Für die Rennen im Sommer sind Grundlagen nötig, die man im Winter legen muss. Es kann vorkommen, dass ich drei bis vier Stunden am Tag trainiere.
Wie hoch ist der finanzielle Aufwand beim Radsport?
Baacke: Radsport ist nicht billig. Ein richtig gutes Rennrad kann schon an die 10 000 Euro kosten. Dabei handelt es sich um Marken, die die Profis fahren. Gerade im Jugendbereich muss man aber kein Rad in dieser fi- nanziellen Größenordnung haben. Für 2000 Euro ist durchaus ein vernünftiges Rad zu bekommen. Gerade als Nachwuchsfahrer ist man in gewisser Weise von den Eltern abhängig.
Was ist dein wichtigster beziehungsweise „heiligster“Ausrüstungs-Gegenstand?
Baacke: Das Wichtigste sind die Schuhe, die machen viel aus. Man kann welche für 60 Euro bekommen oder 700 Euro zahlen. Entscheidend ist, dass sie einem passen und gefallen. Ich habe zum Glück einen gefunden, bei dem ich bleibe. Für viele Radsportler ist das Laufrad ein Heiligtum. Sie sind das teuerste am Fahrrad und gehen schnell kaputt, weshalb man sie nur im Rennen benutzt und im Training rausnimmt.
Was würdest du als deinen bislang größten Erfolg beziehungsweise bitterste Enttäuschung bezeichnen?
Baacke: Die größte Enttäuschung habe ich im vergangenen Jahr bei der deutschen Meisterschaft erlebt. Es war meine erste Teilnahme auf der Straße. Ich zählte zu den Favoriten, die Leute haben mich motiviert. Leider wurde ich nur Vierter. Mit diesem Platz ist man bei uns der erste Verlierer. Mein größter Erfolg sind die zwei deutschen Meistertitel im Cyclocross. Man fährt dabei im Gelände mit einer Art Rennrad.
Hast du ein Vorbild oder einen Lieblingssportler?
Baacke: Eigentlich fixiere ich niemanden speziell. Durch den Slowaken Peter Sagan ist das Radfahren bekannter geworden. Er ist ein Sprinter und hat fünfmal die Punktewertung bei der Tour de France gewonnen. Gibt es noch andere Sportarten, für die du dich begeistern kannst?
Baacke: Ich mache gerne auch andere Sportarten. Es ist sehr wichtig, den Körper anders zu belasten. Früher habe ich beim DRC Neuburg den Kanu-Rennsport leistungsmäßig betrieben. Als ich damit aufgehört habe, haben meine Armkraft und Bauchmuskulatur entsprechend abgebaut. Daher habe ich wieder angefangen.
Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man mit dem Radsport beginnen möchte?
Baacke: Zunächst einmal auf alle Fälle die nötige Aggressivität. Man muss ein Typ für Geschwindigkeit seit. Mut gehört dazu, man sollte kein Angsthase sein. Außerdem muss man sich quälen können und die nötige Lust und Ehrgeiz mitbringen.