Zeitungsgeschichte
● Das Neuburger Anzeigenblatt war mit circa 5000 gedruckten Exempla ren die auflagenstärkste Zeitung in der Stadt bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten. Gegründet wurde es 1804 als „Intelligenz Blatt für die Churpfalzbaierische Provinzial Haupt stadt Neuburg“. Es erschien unter verschiedenen Titeln, ab 1880 dann als Neuburger Anzeigenblatt. Herausge ber war zuerst der Buchdrucker Felix Grießmayer, später übernahm Josef Benedikt Rindfleisch. Ab 1910 hielt Martin Loibl die meisten Anteile an Druckerei und Verlag. Loibl, 1869 in Neuötting geboren, war ursprünglich Berufsoffizier, dann Malzfabrikant. Schon zuvor war das Anzeigenblatt ein Presseorgan des politischen Katho lizismus, was sich mit der Übernah me nicht änderte.
● Als sich im November 1918 die Bayerische Volkspartei gründete, stellte sich das Blatt in den Dienst der neuen, bayerisch föderalistischen Partei. Die BVP war die dominierende politische Kraft in Bayern und führte von 1924 bis ’33 alle Kabinette an. In Neuburg hatte sie einen großen Rückhalt und war in der Stadt wie im Bezirk Neuburg stärkste politische Gruppierung.
● Nach den ersten Erfolgen der NSDAP im Jahr 1930 bekämpfte das Neuburger Anzeigenblatt die Nazis. De ren große Erfolge gingen an der Neuburger Presse nicht spurlos vorüber. Bei den Reichstagswahlen am 6. No vember 1932 wuchsen die Stimmantei le der NSDAP auf 33,3 Prozent in der Stadt und 31,3 im Bezirk an. Der natio nalsozialistisch angehauchte Ingol städter Donaubote fasste im Neuburger Raum immer mehr Fuß. Nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 verschärfte sich die Lage. Martin Loibl jun., nach dem Tod seines Vaters Geschäftsführer beim Anzeigenblatt, legt gegen den Entzug des Amtsblatt charakters bei der Regierung in Augsburg Einspruch ein, scheitert aber. Das hat dramatische wirtschaftliche Folgen, denn nur wer Abonnent des Amtsblatts war, war gut informiert. Nächster Schlag war ein Beschlussan trag des NSDAP Bürgermeisters An ton Mündler in den Stadtrat, den er auch durchbrachte: Der Vertreter des Anzeigenblatts hatte keinen Zugang mehr zu den Stadtratssitzungen. Fol ge: Die Auflage fiel bis 1934 auf 1800. Loibl musste Kündigungen ausspre chen. Im Mai 1934 schließlich schloss er mit der „National Verlag GmbH“in Augsburg einen Vertrag und übertrug ohne Entschädigung 51 Prozent des Stammkapitals seiner Firma an diesen Verlag, das Neuburger Anzeigenblatt war Geschichte. Nachdem der braune Spuk vorüber war, setzte die Militär regierung Loibl am 28. Juni 1945 wie der als Geschäftsführer seines Ver lags ein. Erst 1951 konnte er allerdings wieder völlig frei über seine Firma verfügen. Die Lizenz für die Tageszei tung in Schwaben hatten die Ameri kaner Curt Frenzel erteilt, der die Schwäbische Landeszeitung, später Augsburger Allgemeine, herausgab. Ab
1. September erschien sie als Hei matzeitung. Die hiesige Ausgabe heißt zunächst Neuburger Nachrichten, ab
1. März 1951 erscheint sie bis heute als Neuburger Rundschau.