Neuburger Rundschau

Audi sucht dringend Parkfläche­n

Aktuell sollen auf einem Teilstück auf dem Gelände in Neuburg 1000 Stellplätz­e entstehen. Schuld an der Überproduk­tion ist vor allen Dingen der neue Abgas-Testzyklus WLTP. Doch der hat noch andere Folgen

- VON MANFRED RINKE UND LUZIA GRASSER

Neuburg/Ingolstadt Volkswagen hat seit Kurzem auch Flächen auf dem Möchtegern-Flughafen in Berlin angemietet, Audi wird nun auf seinem Gelände in Neuburg offiziell Platz für 1000 Autos schaffen, die es dort zunächst befristet auf ein Jahr zwischenpa­rken kann. Intensiv sucht der Konzern derzeit landauf, landab nach Stellplatz­flächen. Mit ein Grund für den steigenden Bedarf ist der neue Testzyklus WLTP. Das Messverfah­ren zur Bestimmung der Abgas-Emissionen greift ab 1. September und sorgt bei den Autobauern vor allem für eines: Druck.

WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) ersetzt dann den bisher verbindlic­hen NEFZ (Neuer Europäisch­er Fahrzyklus). Beim neuen Verfahren muss nicht nur jede einzelne MotorGetri­ebe-Kombinatio­n zugelassen werden. Auch jede konfigurie­rbare Ausstattun­gsvariante wird unter die Lupe genommen. Das sorgt für Engpässe an den Prüfstände­n, die wegen der Dieselkris­e sowieso schon mehr als ausgelaste­t sind. Die Folge: Zu den Gebrauchtw­agen, den Rückläufer­n der Mitarbeite­r-Leasing-Fahrzeuge und den Neuwagen kommen nun auch noch die schon nach den WLTP-Vorgaben produziert­en Autos, die aber noch nicht endgültig zertifizie­rt sind und deshalb nicht ausgeliefe­rt werden dürfen.

Wie Audi-Sprecher Joachim Cordshagen erklärt, suche Audi im gesamten süddeutsch­en Raum nach Stellfläch­en. Man habe schon immer einen Puffer gebraucht, um Fahrzeuge zwischenla­gern zu können. Ein Beispiel dafür im Landkreis ist das Gelände der Logistikfi­rma Scherm in Probfeld bei Karlskron. Nun komme WLTP on top dazu. Dass der Bauausschu­ss in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch dem Vorhaben auf dem Audi-Gelände in Neuburg das gemeindlic­he Einvernehm­en erteilen soll, sieht Cordshagen eher als formellen Akt. Die benötigten 1000 Stellplätz­e sollen auf einer Fläche von 21 000 Quadratmet­ern im Anschluss an den Gebäudetra­kt von Audi Sport im süd- westlichen Bereich des Geländes zur Bahnbrücke hin errichtet werden. „Wir befinden uns damit ja auf unserem Gelände“, sagt Cordshagen. Der Komplex liegt im rechtskräf­tigen Bebauungsp­lan „Industrieg­ebiet Bruck“und die gültigen Festsetzun­gen werden beim Bau eingehalte­n. Ob dies auch für den Immissions­schutz gilt, wird laut Sitzungsvo­rlage noch kurzfristi­g geprüft. Grundsätzl­iche spricht dem Vorhaben jedenfalls nichts entgegen.

Doch WLTP, wovon alle euro- päischen Autobauer betroffen sind, macht sich bei Audi nicht nur beim Bedarf an Stellfläch­en bemerkbar. Längst sind deshalb auch nicht mehr alle Audi-Modelle bestellbar. Die alten Versionen sind bereits ausverkauf­t, die neuen Modelle noch nicht auf WLTP umgestellt. Und so sieht, wer sich zum Beispiel einen S3 auf der Homepage konfigurie­ren möchte, nur die Nachricht: „Im aktuellen Modelljahr (2018) ist der Audi S3 Sportback bereits ausverkauf­t und daher ab sofort nicht mehr individu- ell konfigurie­rbar. Jedoch stehen für Sie fertige, bereits produziert­e Fahrzeuge zur Verfügung.“Das gilt unter anderem auch für weitere S-, RS-, SQ- und R-Modelle, aber auch für den e-tron und den g-tron. WLTP ist allerdings nicht allein an allen Produktion­sengpässen schuld. So gibt es beim Q3 beispielsw­eise ein Nachfolger­modell, das noch nicht am Start ist.

Schon jetzt ist absehbar, dass rund um die Betriebsfe­rien in den ersten drei Augustwoch­en wohl die Produktion im Ingolstädt­er Werk eingeschrä­nkt werden wird. Während im VW-Werk in Wolfsburg ab Ende Juli bis September die Arbeitswoc­he um ein oder zwei Tage verkürzt werden wird, konnte ein Audi-Sprecher gestern noch nicht sagen, wie eine solche Maßnahme möglicherw­eise in Ingolstadt aussehen könnte: „Das wird gerade in Gesprächen mit den Prozessbet­eiligten ausgelotet. Es ist unser Ziel, Auswirkung­en auf die Beschäftig­ten so gering wie möglich zu halten.“Kurzarbeit steht aber nicht zur Debatte: „Davon ist mir nichts bekannt.“In der Regel ist Kurzarbeit allerdings auch nur bei konjunktur­ellen Engpässen möglich und muss von der Agentur für Arbeit genehmigt werden.

Nichts Neues gibt es im Fall des inhaftiert­en, beurlaubte­n AudiVorsta­ndschefs Rupert Stadler. Laut einer Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft München II dauern die Vernehmung­en an. Stadler sitzt seit 18. Juni und damit seit mehr als zwei Wochen wegen Verdunklun­gsgefahr in der JVA Gablingen in Untersuchu­ngshaft. Ihm wird Betrug und mittelbare Falschbeur­kundung zur Last gelegt.

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Stadtredak­tion Marcel Rother: 08431/6776 53 Philipp Kinne: 08431/6776 59 Orla Finegan: 08431/6776 64 E Mail: redaktion@neuburger rundschau.de Neuburger Rundschau
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Foto: Manfred Rinke Im Südwesten des Audi Geländes zwischen Heinrichsh­eim und Bruck, wo im Anschluss an den Komplex von Audi Sport schon jetzt Hunderte Autos stehen, sollen auf einer Fläche von 21 000 Quadratmet­ern nun offiziell 1000 Stellplätz­e errichtet werden. Das ge ...

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