Neuburger Rundschau

A Hund is a scho, unser Horstl

- Vom Grantler

„M ir gehst!“, sagt der Mann am Grantlerst­ein zu seinem Gegenüber. „Die Welt wird doch immer verrückter.“„Bist Du noch bei der Trauervors­tellung von unseren Fußballmil­lionären in Russland, diesen verwöhnten Warmdusche­rn. Da gehst mir wirklich“, steigt der andere Mann darauf ein. „Ah, woher“, erklärt Ersterer. „Ich denke an die letzten Wochen Zurschaust­ellung der Machtspiel­e unserer politische­n Elite. Da will man doch gleich vom Glauben abfallen.“

Der Mann lässt seinen Gefühlen freien Lauf. Er spricht vom überheblic­hen Egoisten Seehofer und einer kompromiss­losen, weltfremde­n Kanzlerin. Der eine wäre zum Letzten bereit gewesen und hätte auch die Regierung platzen lassen, damit sich im Asylstreit etwas in seine Richtung bewegt. Und die andere glaubte wohl, dass sie das Problem, wie so viele andere, schon aussitzen könne. „Da kann man doch jeden Bürger verstehen, wenn er mit den Politikern und der Politik, die sie machen, nichts mehr anfangen kann.“

Sein Gegenüber schaut nachdenkli­ch in die Ferne. „Nimmst Du des wirklich so ernst“, fragt er schließlic­h. Für ihn jedenfalls sei diese Show zwischen der Merkel und dem Seehofer abgesproch­en gewesen. „Die wollten jetzt der EU Druck machen, weil seit der Flüchtling­skrise vor drei Jahren nix passiert ist“, erklärte er. Mit dem Druck, den Seehofer von Deutschlan­d aus aufgebaut habe, würden sich nun auch die anderen Länder in irgendeine­r Form bewegen müssen. Und weil die Merkel ursprüngli­ch ja immer eine andere Einstellun­g zum Asylthema hatte, wollte sie einfach ihr Gesicht nicht verlieren und ließ deshalb Seehofer das machen. „Auf Kosten der Flüchtling­e, die künftig eingesperr­t werden“, fügte sein Gesprächsp­artner an. „Quatsch“, bekam er zur Antwort. „Denen passiert gar nix. Aber mit dem Transitver­fahren ist jetzt zumindest eine rechtliche Basis geschaffen, um die, die ohnehin nicht bleiben können, schneller abweisen zu. Und ein vernünftig­es Einreisege­setz gibt’s jetzt ja wohl auch endlich.“

Hinter dem ganzen Firlefanz stecke seiner Meinung nach vielmehr ganz was anderes. „Eigentlich wollte der Seehofer mit seinem Gepolter doch nur seinem Erzfeind Söder eins auswischen Wirst sehen: Am Ende ist der Seehofer der Held, der die Asylwende eingeleite­t hat und die christlich sozialen Wähler in Bayern wieder einmal vor einer entscheide­nden Wahl hinter sich und die Partei schart. Und der Söder steht als Meinungssp­alter blöd da“, erklärt er. „Ah, so! Soweit hab’ ich ja noch gar nicht gedacht. Des is ja ein raffiniert ausgeklüge­lter Schachzug gewesen“, dämmert es seinem Gegenüber. „A Hund is a scho, unser Horstl.“

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