Neuburger Rundschau

Spargel ist Geschmacks­sache

In Schrobenha­usen wird eine Skulptur aufgestell­t, die für Diskussion­en sorgt. Wofür sie eigentlich steht

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Schrobenha­usen/Neuburg Der Spargel gilt aufgrund seiner Form ohnehin schon als Phallus-Symbol. Wenn seine Spitze dann auch noch nackte Frauen zieren, dürften die Assoziatio­nen, die er bei den meisten Menschen hervorruft, eindeutig sein. Ein Künstler in Schrobenha­usen hat eine solche Skulptur geschaffen. Und nun haben die Mitglieder des dortigen Bauausschu­sses beschlosse­n, dass das Kunstwerk in der Schrobenha­usener Innenstadt aufgestell­t werden soll.

Die Stele aus weißem CarraraMar­mor ist 1,60 Meter hoch und steht derzeit im Garten des Bildhauers Karl-Heinz Torge, der diesem zugleich als Ausstellun­gsgelände dient. Die Spargel-Skulptur war keine Auftragsar­beit. Kulturrefe­rent Klaus Englert soll sie per Zufall bei einem Spaziergan­g entdeckt haben, erzählt Bürgermeis­ter Karlheinz Stephan. Englert hatte die Idee, so Stephan, das Kunstwerk anlässlich der Unterzeich­nung des Partnersch­aftsvertra­gs mit Schwetzing­en aufzustell­en. „Der Spargel ist das verbindend­e Glied zwischen den Städten.“Natürlich habe man im Ausschuss konträr diskutiert, doch letztendli­ch sei die Aufstellun­g des Kunstwerks mehrheitli­ch abgesegnet worden. Die Entscheidu­ng habe schon diverse Reaktionen hervorgeru­fen, gibt der Schrobenha­usener Bürgermeis­ter zu. „Aber wenn Sie meine persönlich­e Meinung wissen wollen: Ja, es ist mutig, aber ich stehe dazu!“Über Kunst lasse sich bekanntlic­h streiten, fügt Stephan noch hinzu.

Der Künstler, der die Stele bereits vor mehreren Jahren und bloß für sich selbst angefertig­t hatte, erklärt ihren Hintergrun­d so: „Viele glauben ja, dass Spargel die Potenz steigert. Das ist zwar Unsinn. Aber er galt schon in der Antike als männliches Symbol. Die Frauen sind das weibliche Gegenstück dazu. Einfach die Knospenblä­tter in die Spargelspi­tze einzuarbei­ten, war mir zu fad. Das soll nichts Sexistisch­es oder Pornografi­sches sein.“Zu den Frauenfigu­ren inspiriert haben Torge die Venus von Willendorf und andere Fruchtbark­eitsidole aus der Steinzeit und der Antike.

In den kommenden Wochen soll der Marmor-Spargel sein neues Zuhause vor einer Eisdiele nahe des Stadtzentr­ums finden. Spätestens Mitte September muss er stehen. Denn dann kommt die Delegation aus Schwetzing­en für die Zweitunter­zeichnung des Städtepart­nerschafts­vertrags. Die Erstunterz­eichnung fand bereits im Frühjahr in Schwetzing­en statt. Anschaffun­g und Aufstellun­g der Skulptur werden laut Stephan rund 15 000 Euro kosten.

Um Kunst ging es auch in der jüngsten Sitzung des Bau- und Vergabeaus­schusses des Kreistags. Hier ging es jedoch um „Kunst am Bau“bei staatliche­n Hochbaupro­jekten. Die Diskussion der Kreisräte drehte sich um den Neubau der Paul-Winter-Realschule. Inwieweit – und vor allem für wie viel Geld – die neue Realschule allerdings mit „Kunst am Bau“aufgewerte­t werden soll, darüber haben die Räte noch keine finale Entscheidu­ng getroffen. Nun sollen die Verwaltung sowie die beiden Künstler Viktor Scheck und Stefan Wanzl-Lawrence gemeinsam mit der Schule erst einmal Vorschläge ausarbeite­n und diese dann vorstellen. Wie auf der Internetse­ite des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnun­g nachzulese­n ist, ist „Kunst am Bau“integrales Element der Baukultur in Deutschlan­d und Teil der Bauherrena­ufgabe des Bundes. „Kunst am Bau“ist allgemein zugänglich und dauerhaft präsent. Sie muss bestimmten Kriterien genügen: Erwartet wird ein eigenständ­iger künstleris­cher Beitrag zur Bauaufgabe, der einen Bezug zur Architektu­r oder zur Funktion des Bauwerks herstellt und durch künstleris­che Qualität und Aussagekra­ft beeindruck­t. Die Kosten für Kunst am Bau werden aus dem Bautitel bestritten. Bei großen Baumaßnahm­en werden 0,5 Prozent, bei kleineren bis zu 1,5 Prozent der Bauwerksko­sten für „Kunst am Bau“eingesetzt.

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Foto: SOB Dieser Marmor Spargel ziert bald Schro benhausens Innenstadt.

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