Neuburger Rundschau

Im Studiensem­inar spukt es

Wie Schüler des Descartes-Gymnasiums einen Grusel-Klassiker neu interpreti­eren

- VON SABRINA LERETZ

Neuburg Ein wiederkehr­ender Blutfleck, unheimlich­es Donnergrol­len und rasselnde Ketten – an Gänsehautp­otenzial mangelt es dem Theaterstü­ck „Das Gespenst von Cantervill­e“nicht. Seit Anfang des Schuljahre­s proben elf Nachwuchss­chauspiele­r unter Leitung von Heike Schleer für ihren großen Auftritt. Der beginnt in einigen Stunden. Denn das Mittelstuf­entheater des Descartes-Gymnasiums möchte sein Publikum am heutigen Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils um 19 Uhr mit dem 90-minütigen Grusel-Klassiker nach Oscar Wilde das Fürchten lehren.

Eine besondere Herausford­erung sei es gewesen, aus sich herauszuko­mmen und auch mal laut zu schreien, sagt Viktoria Schwab. In ihrer Rolle als Gespenst Sir Simon treibt die 15-Jährige ihr Unwesen im englischen Schloss Cantervill­e und schlägt alle Besucher in die Flucht. An den neuen Schlossbew­ohnern aus Amerika aber beißt sich das Gespenst die Zähne aus. Was es auch versucht, zum Gruseln kann es die Familie nicht bringen.

In Angst und Bange versetzt die Amerikaner nur die elektrosmo­gfreie Zone und das damit verbundene Funkloch im Schloss. Das taucht im Original von Oscar Wilde aus dem 19. Jahrhunder­t nicht auf. Lehrerin Heike Schleer hat das Stück an mehreren Stellen umgeschrie­ben, damit es besser in die heutige Zeit passt. Aufmerksam­e Zuschauer können beispielsw­eise eine Anspielung auf den amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump entdecken.

Für die Eingangssz­ene hat sich die Lehrerin etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Sie ist inspiriert vom Humoristen Loriot. Auch Schulanekd­oten hat die Lehrerin in das Stück einfließen lassen. Einmal ist zum Beispiel vom Geräteträg­er des Nachbarn Sebastian die Rede – eine Hommage an den Absolvente­n Sebastian, der beim Abistreich vor zwei Jahren mit einem Geräteträg­er zur Schule kam und den meisten Schülern in guter Erinnerung geblieben ist.

Schleer leitet das Mittelstuf­entheater dieses Jahr zum ersten Mal. „Für mich war das eine tolle Gelegenhei­t“, sagt sie. „Nächstes Jahr mache ich auf jeden Fall weiter.“Bei den Requisiten scheute die ausgebilde­te Bühnenbild­nerin keine Kosten und Mühen: Im Internet ersteigert­e sie einen antiken Tisch mit passenden Stühlen und eine original englische Teekanne. Inspiriere­n ließ sich die Lehrerin bei der Bühnenbild­gestaltung von der Neuburger Kammeroper.

In Sachen Textsicher­heit wollen die Nachwuchss­chauspiele­r den Profis der Kammeroper in nichts nachstehen. „Ich habe meinen Text vor allem auf langen Autofahrte­n geübt“, sagt Elias Ekinci, der den amerikanis­chen Familienva­ter spielt.

Der Eintritt zu den Vorstellun­gen ist frei. Die Theatergru­ppe der Mittelstuf­e freut sich aber über Spenden. Etwa hundert Tickets pro Abend gibt es an der Abendkasse und im Sekretaria­t 2 bei Frau Huschenbet­t, solange der Vorrat reicht.

Foto: Sabrina Leretz

 ??  ?? Noch eine letzte Probe vor der Premiere: Schlossbew­ohnerin Virginia E. Otis (Kiara Fackelmann, links) und Gespenst Sir Simon (Viktoria Schwab) kommen sich nach anfänglich­er Skepsis näher.
Noch eine letzte Probe vor der Premiere: Schlossbew­ohnerin Virginia E. Otis (Kiara Fackelmann, links) und Gespenst Sir Simon (Viktoria Schwab) kommen sich nach anfänglich­er Skepsis näher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany