Die Wunderquelle im Wald
Gläubige pilgern zur Willibaldsruh’ im Attenfelder Forst. Der heilige Willibald, Gründer des Bistums Eichstätt, soll dort der Sage nach vor fast 1300 Jahren bei einer Rast seinen Durst gestillt haben
Bergheim Attenfeld Mit einem festlichen Gottesdienst im Wald feierten am Sonntag viele Gläubige das Patrozinium an der Kapelle Willibaldsruh’ nahe Attenfeld. Die Kapelle, die dem Patron der Diözese Eichstätt, dem heiligen Willibald geweiht ist, erfreute sich einen Tag nach seinem Todestag, dem 7. Juli, großer Anziehungskraft.
Der Geistliche der Pfarreien Nassenfels, Egweil, Ochsenfeld und Meilenhofen, Pater Slawomir Gluchowski, zog zunächst von der Attenfelder Ortsmitte mit einer Pilgergruppe zu Fuß zu der gut ein Kilometer entfernten Kapelle. Dort zelebrierte er den Gottesdienst, der von der Schuttertaler Blaskapelle unter Leitung von Edi Bauer musikalisch gestaltet wurde.
Zu Beginn der Messfeier wurde das Wasser gesegnet, das sich in den Vertiefungen des Felsgesteins befindet. Dafür, dass sich darin ständig Wasser befindet, ist das Kleinklima im Wald verantwortlich, erzählte Kirchenpfleger Heiko Rupp: Im Attenfelder Forst, wo es noch mehrere solcher Steine gibt, ist es kühl und feucht, zudem die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Dadurch kondensiert ständig das Wasser in den Löchern, eines davon ist über 50 Zentimeter tief, das durch den geringen Querschnitt der Lochöffnungen nur sehr schwer verdunsten kann.
Der heilige Willibald, der Gründer des Bistums Eichstätts war, soll der Sage nach auf dem Weg dorthin aus Italien im Sommer 740 mit seinem Gefolge in besagtem Wald eine Rast eingelegt haben, da er Durst hatte. Und dort, so die Legende, soll sein Maultier mit den Hufen Löcher ins Felsgestein geschlagen haben, woraus sogleich Wasser sprudelte, das bis zum heutigen Tag nie mehr versiegt ist. Der sagenumwobenen Quelle wird eine segensreiche Heil- kraft für die Augen nachgesagt. Deshalb benetzen sich heute noch Gläubige die Augen damit, auch vor und während des Gottesdienstes.
Die Kapelle befindet sich heute im Privatbesitz der Familie Döring aus Mindelheim. Seit mehreren Generationen wird das kleine Gotteshaus von ihr unterhalten und gepflegt, aktuell von Christine Döhring-Köhn und Monika Döring. Beide übernahmen die Kapelle von ihren Eltern Franz und Eleonore Döring. Vor Ort kümmern sich während des gesamten Jahres Helfer um das mitten im Wald gelegene Kleinod, vor allem Mesner Michael Seitz hat sich der Pflege und Hege angenommen und auch für diesen Festsonntag das Kirchlein sowie den Platz davor mit Hingabe prächtig gestaltet. Über dem Eingang der Kapelle sticht eine Statue des hl. Willibald ins Auge, die sich früher im Inneren befand, aber nun während des Jahres in der Ägidius-Kirche in Attenfeld steht.
In seiner Predigt ging Pfarrer Gluchowski auf die Faszination ein, die Jesus in seinen machtvollen und wirksamen Reden auf die Menschen ausübt. Wenn Menschen ihr Herz öffnen, sich von Gottes Liebe erfüllen und für die Botschaft begeistern lassen, so wie es der hl. Willibald als benediktinischer Mönch mit seinen Geschwistern, dem hl. Wunibald und der hl. Walburga, getan habe, dann könnten Wunder geschehen. Dies sei Jesus und seinen Aposteln im Dienst der frohen Botschaft nicht gegönnt gewesen, denn sie erregten immer wieder Anstoß mit ihren unbequemen Worten.
„Ich denke, an der Denkweise der Menschen hat sich bis in die heutige Zeit nicht viel geändert. Auch unsere Vorbehalte und Vorurteile sind der Grund, dass Gott nicht ankommen kann“, sagt Pfarrer Gluchowski. Es fänden keine Reibungen mehr an der Botschaft Jesu statt. Manchmal brauche es sensationelle Anstöße, oft auch erschütternde Ereignisse, dass Menschen zum Glauben kämen. Tragfähig werde der Glaube allerdings erst, wenn das Wirken Gottes im Alltag entdeckt werde. Deshalb könne das Scheitern von Jesus vorbildhaft sein und den Menschen Kraft und Trost geben in den Niederlagen. „Gottes Liebe und Kraft wird im Schwachen mächtig, in den Leidenden und Unterdrückten, in denen, die resigniert haben und am Ende sind, in den Gescheiterten und auch in jedem von uns“, predigte Gluchowski. In jedem Menschen könne man das Gesicht Christi sehen und seine Gegenwart erfahren.
Zum Abschluss waren alle Pilger nach der Rückkehr zum Mittagessen am örtlichen Feuerwehrhaus in Attenfeld eingeladen, wo unter den Klängen der Schuttertaler Musikanten der Festtag noch gemütlich ausklang.