Deshalb ist das Landleben immer noch attraktiv
Großstädte wachsen immer weiter. Doch gibt es zahlreiche Gründe, um auf dem Land zu leben. Einer davon ist in Neuburg-Schrobenhausen sicherlich die Natur. Weshalb das so ist, erklärt ein ansässiger Tierarzt
Pobenhausen Ländliche Regionen leiden unter Landflucht. Während Ballungszentren immer größer werden, verwandelt sich so manches Dorf in eine unbewohnte Siedlung. Gerade junge Menschen scheinen auf dem Land keine Perspektive für die Zukunft zu sehen. Dabei stecken in vielen Landkreisen auch für die berufliche Entwicklung so einige Möglichkeiten. Zahlreiche Initiativen und Vereine versuchen, Kultur und Tradition hochzuhalten und ihre Jugend für die Heimat zu begeistern. Tatsächlich ist wieder ein Aufschwung des Bewusstseins gegenüber Brauchtum und Kulturgut spürbar. Bayerische Traditionen tauchen aus der Versenkung auf und werden neu belebt. Die Gründe, warum sich das Leben auf dem Land auch heute noch lohnt, sind vielfältig. Auch Neuburg-Schrobenhausen ist alles andere als unattraktiv für seine jungen Bewohner. Einer, der das Potenzial seiner Heimat aus der Perspektive des Naturschutzes erkannt hat, ist ein Tierarzt aus Pobenhausen, der in einer Praxis in Neuburg arbeitet.
Er fühlt sich wohl in der idyllischen Natur. Florian Tyroller ist mit seinem Hund Maxi zwischen Wäldern und Feldern unterwegs. Der junge Tierarzt hat seine Berufung gefunden. Mit einem außergewöhnlichen Projekt, das die Basis seiner Doktorarbeit ist, leistet er einen wichtigen Beitrag für die Kulturpflege des Landkreises. Dass er dabei in seiner Heimat arbeiten kann, beschreibt er selbst als großes Glück, für das er auch lange gearbeitet hat. Die Gegend, aus der er kommt, ist ihm wichtig. Für ihn haben die Kultur und damit verbundene Traditionen einen besonderen Charme, der erhalten werden sollte.
Wer jung ist und noch in Schule und Ausbildung steckt, denkt automatisch an seine zukünftigen Arbeitschancen. Gerade auf dem Land haben Jugendliche oft das Gefühl, später einmal keine beruflichen Perspektiven zu haben. Viele zieht es deshalb in urbane Gebiete. Oft erscheint nur die Großstadt als vernünftiger Standort für die geplante Karriere. Dass der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen viel zu bieten hat, gerät dabei außer Acht. Florian Tyroller hat in dieser Beziehung schon immer anders gedacht. Nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums der Veterinärmedizin in München ist er nach Pobenhausen zurückgekehrt. Während es andere seiner Mitstudenten in die Welt hinauszog, nach Afrika oder Australien, hat sich der junge Mann zu seiner Heimatliebe bekannt und seine Karriere in einer Tierarztpraxis in Neuburg begonnen. Dass er dabei jenseits von Alltagstrott und Langeweile arbeitet, zeigt sein vielseitiges Aufgabenfeld. Mit der Doktorarbeit zu der Wiederansiedlung von Birkhühnern im Donaumoos beweist er zudem Engagement neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit.
Dem 26-Jährigen war schon immer klar, was er später einmal tun möchte. Bereits zu Schulzeiten, als er noch das Gymnasium in Schrobenhausen besuchte, hat Florian Tyroller davon geträumt, Tierarzt zu werden. Inspiriert dazu wurde er von seinen Großeltern, die einen Hof im Landkreis besitzen. Bereits damals war für den Jungen klar, dass er später keine Elefanten oder Geparden behandeln möchte. Stattdessen wünschte er sich, Tierarzt für Großvieh und Haustiere zu werden. Nach seinem Studium begann er in einer Tierarztpraxis in Neuburg zu arbeiten, wodurch er in seine Heimat zurückkehren konnte. Durch Zufall kam der junge Tierarzt schließlich mit dem Birkwild in Kontakt und war von Anfang an begeistert. Seine Doktorarbeit über die bedrohten Vögel bezeichnet Tyroller als Heimspiel. Dass er „von hier“kommt, hat ihm dabei viele Türen geöffnet. Dadurch habe er glaubhaft machen können, warum ihm das Projekt wichtig sei und weshalb er daran teilhaben sollte. „Wir haben es hier so schön und leben in einer naturreichen Gegend. Man muss nicht in die Welt hinaus, um sich engagieren zu können. Bei uns gibt es genug zu tun“, sagt er. Obwohl es in Neuburg und Umgebung ein gesteigertes Bewusstsein für Umwelt und Tierschutz gibt, sei noch viel Luft nach oben, erklärt er weiter. Zwar stünde mit dem Donaumoos-Zweckverband ein starker Verein hinter der naturverbundenen Arbeit, es müsse aber noch mehr in der Öffentlichkeitsarbeit getan werden. „In unserer Region ist es gar nicht so leicht, Landwirtschaft und effektiven Naturschutz zusammenzubringen.“Gerade junge Menschen sind in seinen Augen wichtig, um das Grundverständnis in der breiten Bevölkerung zu etablieren, dass neben wirtschaftlichen Aspekten auch ein gesundes Ökosystem wichtig ist. Das Leben des Pobenhauseners spielt sich nicht nur beruflich stark in der Natur rund um Neuburg ab. Wenn er nicht für Beruf oder Doktorarbeit unterwegs ist, geht Tyroller mit seinem Hund auf die Jagd. Bei sich daheim hält er zudem Hasen und Wachteln. „Ich bin kein Großstadtmensch. Viel lieber sind mir gemütliche Orte, außerdem kenne ich hier alle“, begründet der 26-Jährige seine Heimatliebe. Gerade das Gefühl der Vertrautheit ist seiner Ansicht nach in kleinen Städten und Gemeinden so besonders. Die Anonymität der Großstadt, die er während seines Studiums in München erlebt hat, habe ihn immer gestört. Besonders schön findet Tyroller den lebendigen Umgang mit der bayerischen Kultur in kleineren Dörfern. „Dorffeste schweißen die Bevölkerung zusammen“, sagt der Pobenhausener. Hier säßen alle an einem Tisch, der Arzt neben dem Schreiner, jeder verstehe sich. Ein so starkes Zusammengehörigkeitsgefühl wie hier in seiner Heimat habe er in der Stadt nie erlebt, betont Florian Tyroller.