Neuburger Rundschau

Wie laut ist zu laut?

Immer wieder beschweren sich Anwohner über zu laute Musik in der Cocktailba­r Fly. Nun zwingt die Stadt die Betreiber dazu, die Musik abends runterzudr­ehen – und zwar auf Hintergrun­dlautstärk­e. Eine Überreakti­on?

- VON PHILIPP KINNE

Neuburg Zum Feiern gehört Musik. Das weiß jeder, der schon einmal auf einer Party war. Was viele dabei aber gerne vergessen: Nicht jeder feiert mit. Die einen müssen am nächsten Tag zur Schule, die anderen zur Arbeit und einige wollen einfach nur ihre Ruhe haben. Dann können dröhnende Bässe schnell zum Problem werden. Doch wie laut ist zu laut?

Aus rechtliche­r Sicht ist zu unterschei­den, wo die Party stattfinde­t. In Schank- oder Speisewirt­schaften ist anders als in einer Diskothek nach 22 Uhr lediglich Hintergrun­dmusik erlaubt, erklärt Bernhard Mahler, Pressespre­cher der Stadt. Das bedeutet, die Musik darf nicht lauter als Gesprächsl­autstärke sein. Als Schankwirt­schaft ist auch die Neuburger Cocktailba­r Fly gemel- det, die von den Gebrüdern Leotrim und Bajram Gashi betrieben wird. Denen ist Hintergrun­dmusik aber deutlich zu leise. „Wie will ich da eine Party schmeißen?“, sagt Leotrim Gashi.

In letzter Zeit hatten die Gastrobrüd­er, die auch das Huba und das Bootshaus betreiben, immer wieder Besuch von Polizei und Ordnungsam­t. Anwohner aus dem unmittelba­r angrenzend­en Umfeld und auch aus der weiteren Umgebung, hätten sich über zu laute Musik beschwert und teils eine Ruhestörun­g angezeigt, sagt ein Sprecher der Neuburger Polizei. Immer wieder mussten die Gashis deswegen Strafen Zahlen. „Das kann so nicht mehr weitergehe­n“, sagt Bajram Gashi. „Das können wir uns nicht leisten.“

Er und sein Bruder sind stinksauer. Denn eigentlich, meinen die Gashis, seien ihre Lokalitäte­n eine für die Stadt. Es gebe viel zu wenig Orte in Neuburg, an denen überhaupt noch gefeiert werden könne. Um so bitterer sei es da, wenn in den wenigen Bars, die es noch gibt, die Musik leise gedreht werden müsse. Die Gastro-Brüder befürchten, dass in Zukunft noch mehr Neuburger nach Ingolstadt oder Augsburg fahren, um zu feiern.

Ein Problem, das auch Bernhard Mahler versteht. Er habe „größtes Verständni­s“für die Feiernden in der Fly-Bar. Die Stadt müsse aber nun einmal durchgreif­en, wenn Anwohner sich über zu hohe Lautstärke beschweren. „Es geht nicht darum, die Betreiber zu gängeln“, sagt Mahler. An anderer Stelle wäre lautere Musik auch kein Problem. Da sich die Beschwerde­n der Anwohner aber häuften, müsse man die Einhaltung der bestehende­n Gesetze, die in ganz Bayern gelten, vermehrt kontrollie­ren. Denn eigentlich dürfen auch die anderen Neuburger Bars, zum Beispiel das Tanzcafé Hertlein, nach 22 Uhr keine laute Musik mehr spielen. Weil es hier aber seit Jahrzehnte­n keine Probleme mit Anwohnern gebe, sei etwas lautere Musik auch nach Mitternach­t hier geduldet.

Auch Oberbürger­meister Bernhard Gmehling, der sich gestern mit den beiden Gashis zu einer Aussprache traf, hat grundsätzl­ich Verständni­s für die Gastro-Brüder. Nachtleben an sich sei ja gut für die Stadt, problemati­sch werde es nur, wenn sich Nachbarn dadurch gestört fühlen. Die Stadt komme den Brüdern allerdings entgegen. So habe man genehmigt, dass der Biergarten des Huba, der fast an die FlyBar angrenzt, bis 24 Uhr geöffnet haben darf. Während die Gäste draußen also noch munter sein dürBereich­erung fen, muss drinnen die Musik runtergedr­eht werden.

Auch das ist etwas, das die Gastro-Brüder nicht verstehen. „Die Leute vor der Tür sind doch lauter als die Musik im Fly“, sagt Bajram Gashi. Wenn die Tür geschlosse­n sei, höre man von der Musik kaum noch etwas auf der Straße. Das, sagt Gashi, sei auch ihnen als Betreiber wichtig. Man wolle keinen Ärger mit den Nachbarn und habe immer ein offenes Ohr. „Wenn es jemandem zu laut ist, kann er immer zu uns kommen.“Doch die Fronten scheinen verhärtet.

Mit lauter Musik jedenfalls, sei es im Fly und den anderen Lokalitäte­n der Gashis nach 22 Uhr nun erst mal vorbei. Ab dem Wochenende wollen die Brüder in ihren Lokalitäte­n nur noch sehr leise Musik spielen. „Wir sind gespannt, ob dann überhaupt noch jemand kommt.“

 ?? Foto: Maxoidos, Adobe Stock ?? Eigentlich gilt in allen bayerische­n Bars, die als sogenannte Schankwirt­schaft gemeldet sind: Nach 22 Uhr nur noch Hintergrun­dmusik, bei der man sich noch gut unterhalte­n kann. Solange sich Anwohner aber nicht be schweren, drückt das Ordnungsam­t...
Foto: Maxoidos, Adobe Stock Eigentlich gilt in allen bayerische­n Bars, die als sogenannte Schankwirt­schaft gemeldet sind: Nach 22 Uhr nur noch Hintergrun­dmusik, bei der man sich noch gut unterhalte­n kann. Solange sich Anwohner aber nicht be schweren, drückt das Ordnungsam­t...

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