Wie laut ist zu laut?
Immer wieder beschweren sich Anwohner über zu laute Musik in der Cocktailbar Fly. Nun zwingt die Stadt die Betreiber dazu, die Musik abends runterzudrehen – und zwar auf Hintergrundlautstärke. Eine Überreaktion?
Neuburg Zum Feiern gehört Musik. Das weiß jeder, der schon einmal auf einer Party war. Was viele dabei aber gerne vergessen: Nicht jeder feiert mit. Die einen müssen am nächsten Tag zur Schule, die anderen zur Arbeit und einige wollen einfach nur ihre Ruhe haben. Dann können dröhnende Bässe schnell zum Problem werden. Doch wie laut ist zu laut?
Aus rechtlicher Sicht ist zu unterscheiden, wo die Party stattfindet. In Schank- oder Speisewirtschaften ist anders als in einer Diskothek nach 22 Uhr lediglich Hintergrundmusik erlaubt, erklärt Bernhard Mahler, Pressesprecher der Stadt. Das bedeutet, die Musik darf nicht lauter als Gesprächslautstärke sein. Als Schankwirtschaft ist auch die Neuburger Cocktailbar Fly gemel- det, die von den Gebrüdern Leotrim und Bajram Gashi betrieben wird. Denen ist Hintergrundmusik aber deutlich zu leise. „Wie will ich da eine Party schmeißen?“, sagt Leotrim Gashi.
In letzter Zeit hatten die Gastrobrüder, die auch das Huba und das Bootshaus betreiben, immer wieder Besuch von Polizei und Ordnungsamt. Anwohner aus dem unmittelbar angrenzenden Umfeld und auch aus der weiteren Umgebung, hätten sich über zu laute Musik beschwert und teils eine Ruhestörung angezeigt, sagt ein Sprecher der Neuburger Polizei. Immer wieder mussten die Gashis deswegen Strafen Zahlen. „Das kann so nicht mehr weitergehen“, sagt Bajram Gashi. „Das können wir uns nicht leisten.“
Er und sein Bruder sind stinksauer. Denn eigentlich, meinen die Gashis, seien ihre Lokalitäten eine für die Stadt. Es gebe viel zu wenig Orte in Neuburg, an denen überhaupt noch gefeiert werden könne. Um so bitterer sei es da, wenn in den wenigen Bars, die es noch gibt, die Musik leise gedreht werden müsse. Die Gastro-Brüder befürchten, dass in Zukunft noch mehr Neuburger nach Ingolstadt oder Augsburg fahren, um zu feiern.
Ein Problem, das auch Bernhard Mahler versteht. Er habe „größtes Verständnis“für die Feiernden in der Fly-Bar. Die Stadt müsse aber nun einmal durchgreifen, wenn Anwohner sich über zu hohe Lautstärke beschweren. „Es geht nicht darum, die Betreiber zu gängeln“, sagt Mahler. An anderer Stelle wäre lautere Musik auch kein Problem. Da sich die Beschwerden der Anwohner aber häuften, müsse man die Einhaltung der bestehenden Gesetze, die in ganz Bayern gelten, vermehrt kontrollieren. Denn eigentlich dürfen auch die anderen Neuburger Bars, zum Beispiel das Tanzcafé Hertlein, nach 22 Uhr keine laute Musik mehr spielen. Weil es hier aber seit Jahrzehnten keine Probleme mit Anwohnern gebe, sei etwas lautere Musik auch nach Mitternacht hier geduldet.
Auch Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, der sich gestern mit den beiden Gashis zu einer Aussprache traf, hat grundsätzlich Verständnis für die Gastro-Brüder. Nachtleben an sich sei ja gut für die Stadt, problematisch werde es nur, wenn sich Nachbarn dadurch gestört fühlen. Die Stadt komme den Brüdern allerdings entgegen. So habe man genehmigt, dass der Biergarten des Huba, der fast an die FlyBar angrenzt, bis 24 Uhr geöffnet haben darf. Während die Gäste draußen also noch munter sein dürBereicherung fen, muss drinnen die Musik runtergedreht werden.
Auch das ist etwas, das die Gastro-Brüder nicht verstehen. „Die Leute vor der Tür sind doch lauter als die Musik im Fly“, sagt Bajram Gashi. Wenn die Tür geschlossen sei, höre man von der Musik kaum noch etwas auf der Straße. Das, sagt Gashi, sei auch ihnen als Betreiber wichtig. Man wolle keinen Ärger mit den Nachbarn und habe immer ein offenes Ohr. „Wenn es jemandem zu laut ist, kann er immer zu uns kommen.“Doch die Fronten scheinen verhärtet.
Mit lauter Musik jedenfalls, sei es im Fly und den anderen Lokalitäten der Gashis nach 22 Uhr nun erst mal vorbei. Ab dem Wochenende wollen die Brüder in ihren Lokalitäten nur noch sehr leise Musik spielen. „Wir sind gespannt, ob dann überhaupt noch jemand kommt.“