Neuburger Rundschau

Kein Kompromiss in der Schießhaus­straße

Zu nah an der Straße, zu wenige Stellplätz­e und zu weit in einen geplanten, attraktive­ren Schießhaus­platz hineinreic­hend – der Bauausschu­ss ist von den aktuellen Plänen für das Glaspavill­on-Grundstück nicht überzeugt

- VON ORLA FINEGAN

Neuburg Kurz sah es so aus, als würde die Sanierung der „Unteren Altstadt“endlich Fahrt aufnehmen: Die schon lange leer stehenden Glaspavill­ons sollen abgerissen werden, stattdesse­n möchte der Besitzer des Grundstück­s dort ein Mehrfamili­enhaus mit 15 Parteien bauen. Gestern versammelt­en sich die Mitglieder des Bauausschu­sses vor Ort, um sich einen Eindruck von dem Kompromiss zu verschaffe­n, mit dem der Bauherr die städtebaul­ichen und seine privaten Interessen in Einklang bringen wollte.

Denn erst im März lehnte die Bauverwalt­ung seine ersten Entwürfe ab: Mit 13 Metern sei der Dachfirst zu hoch, das Gebäude in Länge und Breite zu massig für die Umgebung, außerdem kollidiere es mit den Plänen für einen neu gestaltete­n, attraktive­ren Schießhaus­platz – so die damalige Begründung.

Der Bauherr besserte nach und sein Mitinvesto­r präsentier­te den Mitglieder­n des Bauausschu­sses gestern den Kompromiss: Damit trotz Wohnhaus ein schönerer Schießhaus­platz entstehen kann, würde er über 80 Quadratmet­er seiner Grundstück­sfläche der Stadt überlassen. Der Neubau würde dadurch etwas nach hinten verschoben und die Zufahrt von der Rosenstraß­e aus breiter werden. Im Gegenzug müsse die Stadt ihm aber vier Stellplätz­e ablösen. Insgesamt könne er zwar Parkplätze für elf Autos auf dem Anwesen schaffen, eigentlich erforderli­ch ist jedoch ein Stellplatz pro Wohnung.

Der erste Punkt gefiel den Mitglieder­n des Bauausschu­sses: Privatgrun­d zu bekommen, um ihn der Öffentlich­keit zugänglich zu machen, sei eine Gelegenhei­t, die man Nutzen müsse, wie OB Bernhard Gmehling auch in der anschließe­nden Sitzung betonte. Auch die Firsthöhe von 13 Metern stellte laut Stadtbauam­t kein Problem mehr dar.

Allerdings, sagte der zuständige Sachbearbe­iter, müsste das Gebäude um etwa ein bis zwei Meter nach Westen verrückt werden, damit die Zufahrt zur Hadergasse nicht zum Nadelöhr werde. Der anwesende Mi- signalisie­rte dem Gremium, dass das sicherlich möglich wäre, wenn dadurch keine Brandschut­zvorschrif­ten missachtet würden. So weit, so gut.

Doch der zweite Teil des Kompromiss­es, die Stellplatz-Problemati­k, wurde in der Sitzung des Ausschusse­s viel diskutiert: Denn theoretisc­h könnte der Bauherr im Innenhof schon genügend Parkplätze schaffen – dazu müsse er aber Duplex-Garagen oder eine Tiefgarage einplanen, wie das Stadtbauam­t anmerkte. Oder eben die Zahl der Wohnungen reduzieren. Dann würden auch die zwei geplanten Stellplätz­e an der Front des Wohnhauses wegfallen, was wiederum den Schießhaus­platz aufwerten würde. Stadtrat Roland Harsch (FW) gab zu bedenken, dass die neu erhaltene Fläche für die Stadt keinen Wert habe, wenn sie nur als asphaltier­te Zufahrt zu den Stellplätz­en dienen würde. Stadtrat Bernhard Pfahler (FW) und Ralph Bartoschek (SPD) waren sich einig, dass die Parksituat­ion in diesem Gebiet eh schon problemati­sch sei – auch sie sprachen sich dafür aus, alle Parkplätze in den Innenhof zu verlegen und dem Bauherren keine Stellplätz­e abzulösen. OB Gmehling plädierte dagegen für den vorgeschla­genen Kompromiss und war einer von sechs Gremiumsmi­ttinvestor gliedern, der dafür abstimmte, die vier Stellplätz­e abzulösen. Da jedoch auch sechs dagegen waren, musste der Beschlussv­orschlag wegen Stimmengle­ichheit abgelehnt werden.

Den Vorschlag des Stadtbauam­ts, nachdem der Grundstück­sbesitzer weitere 45 Quadratmet­er an die Stadt abgeben solle, um die Zufahrt zu dem Areal von der Rosenstraß­e aus kommend „harmonisch­er zu gestalten“, lehnte ein Großteil der Räte ab. Unter den Teilaspekt­en, dass das Gebäude verschoben, ein Teil der Fläche an die Stadt übergeben und sämtliche Stellplätz­e in den Innenhof verlegt würden, erteilten die Bauausschu­ss-Mitglieder dem Bauvorhabe­n das gemeindlic­he Einvernehm­en.Das Ringen um Quadratmet­er und Stellplätz­e fasste Stadtrat Alfred Hornung (CSU) letztendli­ch zusammen: „Wir können beschließe­n, was wir wollen, aber der Bauherr muss mitmachen. Wir dürfen den Bogen nicht überspanne­n.“

Genau das, sagte der Mitinvesto­r, sei aber geschehen. Er ärgerte sich über die aus seiner Sicht undiplomat­ischen Entscheidu­ngen. „Damit stirbt die Idee, den Platz zu gestalten“, sagte er nach der Sitzung. Denn der Teilverkau­f der Fläche sei an die Ablöse der vier Stellplätz­e gekoppelt gewesen. Der nächste Bauantrag würde dann entweder eine Vollbebauu­ng des Grundstück­s beinhalten. Oder es werden die Stellplatz-Wünsche des Gremiums erfüllt, die Fläche am Schießhaus­platz aber eingezäunt und nicht der Stadt überlassen.

 ?? Archivfoto: M. Rother ?? Für das Areal in der Schießhaus­straße besteht kein Bebauungsp­lan. Die wichtigste Vorgabe lautet daher: Passen sich geplante Ge bäude in die Umgebung ein? Zusätzlich beschäftig­te die Parkplatz Problemati­k gestern den Bauausschu­ss.
Archivfoto: M. Rother Für das Areal in der Schießhaus­straße besteht kein Bebauungsp­lan. Die wichtigste Vorgabe lautet daher: Passen sich geplante Ge bäude in die Umgebung ein? Zusätzlich beschäftig­te die Parkplatz Problemati­k gestern den Bauausschu­ss.

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