Neuburger Chefarzt verhaftet
An den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg ist vergangene Woche ein leitender Mediziner verhaftet worden. Er soll sich Geld geliehen und es nicht zurückgezahlt haben. Was dem Mann noch vorgeworfen wurde
Neuburg Zu einem besonderen Einsatz kam es vergangene Woche am Klinikum St. Elisabeth in Neuburg. Wo sonst Ärzte Patienten aus medizinischen Notlagen befreien, lief diesmal die Polizei ein und setzte einen Mediziner fest. Grund: Gegen einen 47 Jahre alten Chefarzt hatte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt einen Untersuchungshaftbefehl erlassen – und es bestand Fluchtgefahr.
Seitens der Staatsanwaltschaft Ingolstadt steht der Verdacht des Betrugs im Raum, sagt deren Sprecher Nicolas Kaczynski. Demzufolge soll sich der Mediziner von einem Kioskbetreiber im Krankenhaus kurzfristig einen Kredit von 5000 Euro erbeten, diesen jedoch nicht wie angekündigt zurückgezahlt haben. Daraufhin erstattete der Kiosk- betreiber Anzeige bei der Polizei, diese durchsuchte das Wohnhaus des Arztes in Neuburg, dessen Büro im Krankenhaus, verhaftete den Mann und befragte dessen Mitarbeiter. „Es ist durchaus möglich, dass dies nicht der einzige Fall in dieser Richtung ist“, sagt Kaczynski.
Ein weiterer Grund für die Untersuchungshaft sei eine mögliche Fluchtgefahr gewesen. Im Juli wurde bekannt, dass der 47-jährige Mediziner nach drei Jahren als Chefarzt an den Kliniken St. Elisabeth die Einrichtung Ende August verlassen wird – offiziell aus „familiären Gründen“. „Wir wussten, dass er sich beruflich und räumlich verändern wird“, sagt Kaczynski. Aufgrund seines Migrationshintergrundes konnte auch eine Flucht ins Ausland nicht ausgeschlossen werden.
Außerdem war es nicht das erste Mal, dass der Mediziner Probleme mit der Justiz bekam. Bereits im März war er vom Amtsgericht Neuburg wegen eines gefälschten griechischen Führerscheins und Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu einer Geldstrafe von 42 000 Euro verurteilt worden. Der Arzt, der vor Gericht angab, monatlich 15 000 Euro netto zu verdienen, hatte die Geldstrafe jedoch nicht bezahlt. „Daraus ergab sich die zweite Haftanordnung“, erklärt Kaczynski. Bezahlt ein verurteilter Straftäter die gegen ihn verhängte Geldstrafe nicht innerhalb einer gewissen Frist, droht ihm auch deswegen ersatzweise eine Freiheitsstrafe.
Trotz allem ist der Mediziner seit Montag wieder auf freiem Fuß. Während der U-Haft habe er sowohl die im März gegen ihn verhängte Geldstrafe als auch die vierstellige Summe beglichen, die er sich von dem Kioskbetreiber geliehen hatte, sagt Kaczynski. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter wegen Betrugs und wie es dazu kommen konnte, dass ein finanziell gut situierter Mann offenbar massive Geldprobleme hatte. „Das ist schon komisch“, sagt Kaczynski.
An den Kliniken werde die professionelle Arbeit in der entsprechenden Abteilung dagegen in gewohnter Qualität weiterlaufen, versichert Geschäftsführerin Ulrike Kömpe. Die Suche nach einem neuen Chefarzt sei auch schon angelaufen, da dieser das Haus ohnehin habe verlassen wollen. Durch die aktuellen Ereignisse treiben lassen möchte sich Kömpe jedoch nicht: „Denn der, der nachkommt, sollte möglichst auch 20 Jahre bleiben.“