Gitarrenfestival wartet mit zwei Premieren auf
Bei der sechsten Auflage von „Barock bis Rock“muss ein Konzertabend wegen des Wetters kurzerhand ins Stadtmuseum verlegt werden. Das gab es bislang noch nie. Und noch ein Debüt gab es
Neuburg „Eigentlich kann ich mit Frauen umgehen und habe meine Künstler im Griff“, scherzte Noppo Heine. Der Veranstalter fungierte am Freitagabend zum Auftakt des sechsten Gitarren-Festivals „Barock bis Rock“zugleich als Conférencier. Aber die Gitarrenvirtuosen Jule Malischke und Stephan Bormann sowie Clive Carroll und Lily Neill mit ihrer keltischen Harfe brachten den Museumsgarten nicht nur mit ihren Instrumenten zum Klingen. Die Saitenkünstler moderierten ihren musikalischen Spagat von „Barock bis Rock“kurzweilig, fachlich und mal augenzwinkernd selbst. Und sogar ihren Überraschungsauftritt, alle vier Künstler als Quartett, verkündeten die preisgekrönten Musiker selbst. „Ihr habt euch heute erst kennengelernt, es hört sich einfach fantastisch an und so, als ob ihr schon immer zusammenspielt“, schwärmte Noppo Heine. Mit dieser Begeisterung war er am ersten Konzertabend nicht alleine. Über 200 Besucher genossen das Konzert bei einem Glas Wein auf Kissen und Picknickdecken bei heimeliger Atmosphäre in der lauen Sommernacht.
Eines hatten die Musiker gemeinsam. Die Künstler von nationalem und internationalem Format versanken in sinnlichem bis mitreißendem Stil. Sie zauberten mit einem melancholischen und schwindelerregenden Tanz ihrer Finger auf den Saiten ein kontrastreiches Repertoire. Sei es beim Folk, Blues oder Rock, alle haben die Beweglichkeit der Agogik, das heißt, die individuelle Gestaltung des Tempos, gemeinsam. Und sie bewunderten in ihren Ansagen die Neuburger Altstadt, die für sie ein Urlaubsgefühl ausstrahlte. „Es ist wie im Urlaub in der Toskana, und ihr habt es täglich vor eurer Haustüre“, betonte Jule Malischke. Im Spot der Strahler sprach sie im Museumsgarten von einem unvergleichbaren Charme. Die Songwriterin aus Heidenheim intonierte Coversongs und eigene Lieder. Dann kam ihr ehemaliger Gitarrenlehrer und Professor Stephan Bormann aus Dresden als Musikpartner dazu. Das Duo spielte selbst geschriebenen Akustik-Folk und Pop-Songs.
Der musikalische Höhepunkt des Abends war allerdings ein anderes Musikerduo. Der Engländer Clive Carroll, der nach den Worten von Noppo Heine zu den besten Gitarristen der Welt zählt, war schon vergangenes Jahr Gast beim Gitarrenfestival. Dieses Mal hatte er aber seine Frau Lily Neill mitgebracht, die ihn auf ihrer keltischen Harfe begleitete. Was für eine wunderbare Kombination – und dazu noch eine Exklusive! Denn das Paar hatte zuvor noch nie gemeinsam auf einer gestanden. Wenn man den beiden zuhörte, versank man förmlich in die Musik, die an die grünen Hügel Irlands erinnerte. Die Besucher waren begeistert und zollten den beiden den verdienten Applaus.
Umplanen hieß es dann am Samstag: Wegen des regnerischen Wetters wurde das Konzert kurzerhand ins Innere des Stadtmuseums verlegt, wofür dessen Leiter Michael Teichmann spontan die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Auf drei verschiedenen Ebenen spielten Cobario, das Alegrias Guitar Trio, Niglas T Flimm und das Ensemble G36 im kleineren Rahmen parallel ihre jeweiligen Sets dreimal hintereinander. In den Pausen wechselten die Zuhörer zwischen den Stockwerken des Museums und kamen so trockenen Fußes in den Genuss unterschiedlicher herausragender Gitarrenklänge.
Zusammengesetzt aus einem Russen, einem Österreicher und einem Halbjapaner eröffnete das Alegrias Guitar Triomit einem Potpourri mit Stücken aus Bizets spanischer Oper Carmen. In drei Stücken aus dem Ural zeigten sie danach die zartere und verschmelzendere Seite des Instruments Gitarre, mit wogenden Melodien und bezaubernden Harmonien, nur um gleich darauf wieder in einen feurigen Tango auszubrechen. Zum Abschluss folgte ein beschwingter und lustvoll geBühne spielter „Hit von Edvard Grieg“: „In der Halle des Bergkönigs“.
Ein bisschen geschummelt wurde bei Cobario, hatten die drei Wiener doch nicht nur Gitarren, sondern auch eine Geige dabei. Fein und verträumt stiegen sie mit der Eigenkomposition „Wake Up“in ihr Set ein. Im Stück „Nizza“war dann schon mehr los, auf die dramatischen Vibratos der Violine folgte viel Dynamik und ein treibender Rhythmus, bevor das Ganze in einem rasanten musikalischen Duell der beiden Gitarren endete. Als die drei im finalen Stück auch noch zu Singen anfingen, wurden sie von den begeisterten Zuschauern mit tosendem Applaus belohnt.
Auch der Veranstalter durfte nicht fehlen. Gemeinsam mit seinem Ensemble G36 aus Neuburger Gitarrenschülern bespielte Noppo Heine die Bühne im Untergeschoss des Museums mit traditioneller, aber auch moderner Gitarrenmusik. Die zweite Hälfte dieses Sets gestaltete Niglas T Flimm, eine fränkische Combo. Mit Lebhaftigkeit und viel Gesang rissen sie das Publikum mit.
Und ganz am Schluss wartete noch ein kleines Zuckerl auf die Gäste: Weil das Wetter es zuließ, versammelten sich alle Musiker zum großen Finale doch noch gemeinsam auf der Bühne im Museumsgarten und sorgten für einen gebührenden Abschluss.