Neuburger Rundschau

Rennertsho­fens Marktfest fällt ins Wasser

Wegen des Dauerregen­s sagen die Organisato­ren das Fest ab. Bürger kaufen den Vereinen die eingekauft­en Lebensmitt­el ab. Ob das Fest am nächsten Sonntag in abgespeckt­er Version nachgeholt wird, wird derzeit noch beraten

- VON MICHAEL GEYER Neuburger Rundschau

Rennertsho­fen „Na, super!“Das hat man wohl am frühen Samstagvor­mittag in der Rennertsho­fener Marktstraß­e des Öfteren gehört, verbunden mit einem griesgrämi­gen Blick zum Himmel, wo der Regen nur so herunter schnürte. Weiterarbe­iten oder resigniert den Hammer auf den Boden schmeißen? Es sah nicht gut aus für das Marktfest. Ausgerechn­et nach mehreren Wochen schönstem Sommerwett­er sorgte ein Regentief für Schmuddelw­etter, bei dem man keinen Hund vor die Türe bekommt, geschweige denn erwarten kann, dass sich Besucher auf dem Marktfest sehen lassen.

Doch nicht nur die zahlreiche­n Vereinsmit­glieder, Vorstände und Budenbetre­iber machten sich Sorgen, auch das Organisati­onsteam unter Leitung der dritten Bürgermeis­terin Ulrike Polleichtn­er überlegte hin und her, was zu tun wäre. Den Ausschlag gab schließlic­h die schlechte Wetterprog­nose, die für das ganze Wochenende Regen ankündigte. So wurde der Beschluss gefasst: Das Fest wird abgesagt.

Die Nachricht machte in Ren- nertshofen dann schnell die Runde. „Wir haben uns die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht. Für die Vereine mussten wir die Kosten minimieren, schließlic­h stünden die zu erwartende­n Einnahmen in keinem Verhältnis zum Aufwand“, kommentier­te Ulrike Polleichtn­er im Gespräch mit der

die Absage.

Um den Schaden möglichst gering zu halten, griffen viele Betroffene zur Selbsthilf­e, wie etwa zwei Pizzabäcke­rinnen, die über das Internet den Aufruf starteten, dass sie ihre Pizzen am Samstagabe­nd und Sonntagvor­mittag am Mittelweg anbieten. Sie hatten damit großen Erfolg. Viele Vereine appelliert­en an ihre Mitglieder und die Rennertsho­fener, ihnen die für das Fest gekauften Lebensmitt­el abzunehmen. Auch der Katholisch­e Frauenbund wollte nicht auf seinen schönen Türkränzen sitzen bleiben. Deshalb wurde kurzerhand ein Verkauf der Ware am Sonntagvor­mittag in den Räumen von Donau Trockenbau (DTB) anberaumt. Das Echo aus der Bevölkerun­g war mehr als überrasche­nd, denn innerhalb kurzer Zeit waren alle abgepackte­n Fleischpac­kungen und Räucherfis­che verkauft und der Frauenbund hatte fast alle Türkränze abgesetzt.

„Das ist eine beispielha­fte Solidaritä­t unserer Bürger“, schwärmte Ulrike Polleichtn­er von der gelungenen Aktion. Außerdem habe sich niemand bei ihr darüber beschwert, dass das Marktfest abgesagt wurde. Im Gegenteil: Von vielen Seiten sei ihr bestätigt worden, dies sei die einzig richtige Entscheidu­ng gewesen. Verständni­s kam ebenfalls von den Verantwort­lichen der verschiede­nen Musikgrupp­en, und auch die Geschäftsl­eute hätten mit Verständni­s reagiert, Waren zurückgeno­mmen und die anstehende­n Aufträge problemlos storniert. Nach einer Reihe von bisher 20 durchgefüh­rten Marktfeste­n sei das die erste Absage gewesen.

Ein „Restprogra­mm“konnte aber doch noch durchgefüh­rt werden: Großen Applaus erhielt die Marktkapel­le beim Festgottes­dienst mit ihrem modernen Liedgut. Im Markttreff zeigte Bernd Eichhammer eine Ausstellun­g über Rennertsho­fens jüngere Geschichte und seine bekanntest­en Künstler. Jede Menge alter Fotos von Dampfdresc­hmaschinen, Fahnenweih­en, Vereinen, Musikanten, dem Eisenbahnb­au und Rennertsho­fener Originalen, wie beispielsw­eise dem Josef Härtl alias „Thomer Sepp“, weckten besonders bei den Älteren lebendige Erinnerung­en und ließen die Jüngeren in die Vergangenh­eit eintauchen. Zwei alte Schnitzbän­ke, ein Krauthobel, ein Spinnrad und ein Butterfass veranschau­lichten längst vergessene Techniken. Ausgesucht­e Postkarten von 1898 bis heute zeigten Ranzhof, wie es früher einmal war. Sehr schön war auch die Auswahl von Werken der bekanntest­en Rennertsho­fener Maler Hans Eisenhofer, Anneliese Pfeifer, Martin Lehenmeier, Paul Kariger und Ludwig Margraf. Besonders die komplett handgefert­igten Nachbildun­gen von Rennertsho­fener Bauwerken, die Ludwig Margraf neben seinen malerische­n Aktivitäte­n liebevoll in Szene gesetzt hatte, gaben der Ausstellun­g eine besondere Note.

Einen neuen Termin setzte der Kindergart­en für sein geplantes Musical „Der Regenbogen­fisch“an: Die Vorschulki­nder führen das Stück am kommenden Mittwoch, 25. Juli, um 17 Uhr im Garten des Postkinder­gartens auf. Das Organisati­onsteam diskutiert noch, ob am kommenden Sonntag bei Kaffee und Kuchen das kulturelle Programm mit den Beiträgen der Theaterfre­unde, des Kindergart­ens und den drei vorbereite­ten Ausstellun­gen eine Neuauflage erfahren kann. Auch die Nachbarsch­aftshilfe soll eine Gelegenhei­t erhalten, ihre Handarbeit­ssachen an den Mann zu bringen.

Ausstellun­g im Markttreff fand trotzdem statt

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Fotos: Michael Geyer Buchstäbli­ch ins Wasser fiel das 21. Rennertsho­fener Marktfest am vergangene­n Wochenende. Es war das erste Mal, dass das Fest abgesagt werden musste. Die Rennerts hofener hatten für die Entscheidu­ng Verständni­s.
 ??  ?? Bernd Eichhammer (links) führte seine Besucher durch die sehenswert­e Ausstellun­g. Im Vordergrun­d eine Nachbildun­g des Rathauses von Ludwig Margraf.
Bernd Eichhammer (links) führte seine Besucher durch die sehenswert­e Ausstellun­g. Im Vordergrun­d eine Nachbildun­g des Rathauses von Ludwig Margraf.
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Fast ausverkauf­t waren auch die Türkränze, die der Katholisch­e Frauenbund gebas telt hatte.

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