Die Zeitung liest sie täglich noch ohne Brille
In Ammerfeld feierte Walburga Biber bei guter Gesundheit ihren 90. Geburtstag
Rennertshofen Ammerfeld „Schau mer mal, wie’s weitergeht“, meinte Walburga Biber, als ihr Rennertshofens zweiter Bürgermeister Alfred Ehrnstraßer die Glückwünsche von Bürgermeister Georg Hirschbeck zu ihrem 90. Geburtstag überbrachte und vor allem Gesundheit und Wohlergehen wünschte. Im Gespräch mit der Jubilarin fällt einem gleich der trockene Humor auf, den sie an den Tag legt. Viel Lebenserfahrung und Weisheit sprechen daraus. Sie weiß, was wichtig ist im Leben – Familie, Zufriedenheit und Gesundheit – und sieht den Rest mit einer erstaunlichen Portion Lässigkeit.
Auch der Glaube spielt für die achtfache Mutter eine Schlüsselrolle in ihrem Leben. Nicht nur, dass im Herrgottswinkel unter dem Kreuz eine Marienmadonna und das Bildnis von Papst Benedikt XVI. stehen, selbst in ihrem hohen Alter gehört der Besuch der Kirche zu ihrem Alltag, wenn die Glocken der Pfarrkirche rufen. Auf ihr Gedächtnis kann sie sich noch gut verlassen: Detailgetreu erinnert sie sich an viele längst vergangene Begebenheiten in Ammerfeld. Sie verfolgt mit großem Interesse das Dorfleben und das darüber hinausreichende Tagesgeschehen. Die intensive Lektüre der
erstaunlicherweise immer noch ohne Brille, schließt sich jeden Morgen an das Frühstück an. „Sie weiß alles, nicht nur die Heimatnachrichten“, freut sich Tochter Irmgard Geis über die geistige Frische ihrer Mutter. Mit ihrem Mann Markus ist sie als eine der ersten Auswärtigen zum Gratulieren aus Neuburg gekommen. Ihre Brüder Josef und Walter konnten schon beim Aufstehen ihre Mutter beglückwünschen, wohnen sie doch mit ihr zusammen unter einem Dach und dürfen die Erfolge ihrer Kochkünste tagtäglich genießen. Vor allem bei ihren köstlichen Mehlspeisen greifen sie gerne ein zweites Mal zu.
Im Juradorf Preith bei Eichstätt ist sie als jüngstes von fünf Kindern geboren und verbrachte ihre Kindheit mit einem Bruder und drei Schwestern auf dem elterlichen Bauernhof. Nach der Schule half sie ihrer im Nachbardorf Pollenfeld verheirateten Schwester als Kindermädchen und lernte im Eichstätter Krankenhaus bei den dortigen Ordensschwestern das Kochen. Bald lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Josef Biber kennen, der mit ihr, wie damals üblich, mit dem Motorrad zur Verwandtschaft fuhr, um seine Braut vorzustellen. 1959 führte er sie zum Traualtar. Drei Mädchen und fünf Buben hielten das junge Paar gehörig auf Trab, von der Arbeit, die größtenteils noch mit der Hand verrichtet werden musste, gar nicht zu reden. Der Hof ist schon länger verpachtet. Damals war er noch ein echter Bilderbuchbauernhof: „Wir haben alles gehabt: Kühe, Schweine und Geflügel und auch immer gerne an der frischen Luft gearbeitet. Urlaub gab es für uns nicht. Höchstens, dass es mal für einen Ausflug nach Garmisch reichte. Aber wir waren trotzdem zufrieden“, erinnert sich die Jubilarin, der neben den acht Kindern außerdem elf Enkelkinder gratulierten. Auch Landrat Roland Weigert schickte einen Geburtstagsgruß. Am Sonntag feierte die ganze Großfamilie mit ihrer geliebten Mutter und Oma im Jagdschlössel in Laisacker.