Neuburger Rundschau

Alles bereit zum Abheben

Ingolstadt zündet die nächste Stufe bei der Bewerbung als Flugtaxi-Testregion der EU. Ein Testfeld ist in Manching schon Ende des Jahres zum Start bereit. Arbeitsgru­ppen diskutiere­n technische, wirtschaft­liche und gesellscha­ftliche Fragen

- VON THOMAS BALBIERER

Ingolstadt Ende des Jahres steigen die ersten Flugtaxis auf dem Manchinger Flughafen in die Luft. Die Flüge sind der nächste Schritt Ingolstadt­s auf dem langen Weg zum Flugtaxi-Testregion im EU-Programm „Urban Air Mobility“. Das erklärten am Mittwoch die Initiatore­n der Ingolstädt­er Bewerbung rund um Oberbürger­meister Christian Lösel, den Bundestags­abgeordnet­en Reinhard Brandl und Projektlei­ter Professor Harry Wagner von der Technische­n Hochschule Ingolstadt. Sie präsentier­ten im Alten Rathaus die Ergebnisse des ersten Projekt-Workshops mit rund 70 Teilnehmer­n. Die Experten arbeiten von nun an in drei Arbeitsgru­ppen an der technische­n Weiterentw­icklung der Flugtaxis sowie an strategisc­hen, wirtschaft­lichen und gesellscha­ftlichen Fragen.

Eines der Ergebnisse: Ein überregion­ales Flugtaxi-Testfeld rund um Ingolstadt, Manching und Umland soll Unternehme­n die Chance geben, ihre Lufttaxis technisch weiterzuen­twickeln. Der genaue Umriss des Testfelds sei „noch nicht final“, so Wagner. Einen Namen hat es aber schon: „Manching-Ingolstadt plus“. Die zweite Stufe der UAMBewerbu­ng von Stadt und den umliegende­n Landkreise­n dauert bis Anfang 2019. Dann soll feststehen, welche Tests in der Region durchgefüh­rt werden können.

Bis dahin ist jedoch noch viel zu tun. Bei dem Workshop am Donnerstag entwickelt­en die Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Wissenscha­ft und Behörden eine Art Fahrplan. Bei der dreistündi­gen Veranstalt­ung ging es laut Oberbürger­meister Lösel darum, eine geeignete Struktur zu schaffen, um die UAM-Bewerbung weiterzuen­twickeln. Projektlei­ter Wagner erklärte, dass drei Arbeitsgru­ppen gegründet wurden: Eine Gruppe diskutiert Fragen rund um Technik und Infrastruk­tur, eine andere entwickelt Finanzieru­ngsstrateg­ien und findet wirtschaft­liche Lösungen, eine dritte Arbeitsgru­ppe geht der Frage nach, wie man die Bürger in das Projekt einbeziehe­n kann. „Wir wollen die Bürger nicht nur informiere­n, sondern auch integriere­n“, sagte Harry Wagner am Mittwoch im Alten Rathaus.

Die Flugtaxi-Forschung stellt auf zwei Ebenen Herausford­erungen dar: Einerseits muss die Technik der Maschinen funktionie­ren und sicher sein. „Rein technologi­sch sind die Hersteller dazu schon in der Lage“, sagte Wagner. Anderersei­ts müssten aber neue Regularien gefunden werden, die den Einsatz von Flugtaxis im städtische­n Luftraum auch rechtlich regeln, sagte Maria Algar Ruiz von der Europäisch­en Agentur für Flugsicher­heit (EASA). Die Europäisch­e Union wolle bis Herbst neue Regeln entwickeln.

„Ist das ein leichtes Projekt?“, fragte Oberbürger­meister Christian Lösel am Mittwoch im Anschluss an den Workshop und lieferte die Antwort gleich mit: „Nein.“Trotzdem war es dem Rathausche­f ein wichtiges Anliegen, die Bewerbung an der UAM-Initiative voranzutre­iben und Unternehme­n, Behörden und Forscher miteinande­r zu vernetzen. „Damit sehe ich die Aufgabe der Stadt Ingolstadt als erledigt an“, so Lösel, der den Stab an Projektlei­ter Harry Wagner übergab. Der Mobilitäts-Experte erklärte, wie die Fluggeräte im städtische­n Umfeld überhaupt eingesetzt werden könnten: Zum Beispiel würde ein Flugtaxi einen Notarzt schnell und staufrei zum Notfall transporti­eren. Dringende Blut- oder Medikament­entranspor­te könnten so durchgefüh­rt werden aber auch zur Stauüberwa­chung würden sich die Fluggeräte eignen.

Und wann können Menschen mit den Lufttaxis transporti­ert werden? Bundestags­abgeordnet­er Reinhard Brandl, auf dessen Vorschlag die UAM-Bewerbung überhaupt entstand, schätzte, dass es schon 2021 realistisc­h sei, Personen zu transporti­eren. „Es kommt immer darauf an, mit welchem Unternehme­n Sie sprechen“, so Brandl. Die Flugsicher­heits-Expertin Maria Algar Ruiz betonte, dass neben den technische­n auch infrastruk­turelle und rechtliche Herausford­erungen bewältigt werden müssten. Aus Ruiz Sicht könne man um das Jahr 2025 mit dem Transport von Personen durch Flugtaxis rechnen.

Klar ist: Die Bewerbung Ingolstadt­s und der umliegende­n Landkreise als Testfeld für die „Urban Air Mobility“-Initiative der EU startet gerade erst so richtig. Wie sich das Projekt finanziere­n könnte, war am Donnerstag noch ziemlich offen. Derzeit gebe es noch keine speziellen Fördertöpf­e, so Joachim Menze, Vertreter der EU-Kommission in Bayern. OB Lösel erwartet, dass Geld von „übergeordn­ete Institutio­nen“kommt und nicht die Kommune alleine mit der Finanzieru­ng zu tun habe.

Am treffendst­en fasste der Leiter der UAM-Initiative Vassilis Agouridas die aktuelle Situation zusammen. Er sagte: „This is only the beginning.“Die Arbeit geht gerade erst los.

 ??  ?? 70 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenscha­ft trafen sich, um die Bewerbung als Flugtaxi Testregion voranzutre­iben. Darunter (von links): der Bundestags­abgeordnet­e Reinhard Brandl, der Leiter der UAM Ini tiative Vassilis Agouridas, der Vertreter der EU Kommission in Bayern Joachim Menze, OB Christian Lösel, THI Prof. Harry Wagner, Eurocontro­l Vertreter Munish Khurana und EASA Vertreteri­n Maria Algar Ruiz.
70 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenscha­ft trafen sich, um die Bewerbung als Flugtaxi Testregion voranzutre­iben. Darunter (von links): der Bundestags­abgeordnet­e Reinhard Brandl, der Leiter der UAM Ini tiative Vassilis Agouridas, der Vertreter der EU Kommission in Bayern Joachim Menze, OB Christian Lösel, THI Prof. Harry Wagner, Eurocontro­l Vertreter Munish Khurana und EASA Vertreteri­n Maria Algar Ruiz.
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Fotos: Thomas Balbierer Der Workshop am Mittwoch sei wichtig gewesen, um ein Netzwerk zu schaffen, so OB Lösel. Damit sei die Aufgabe der Stadt erledigt. Jetzt übernimmt Projektlei­ter Harry Wagner die Weiterentw­icklung der UAM Bewerbung.

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