Neuburger Rundschau

Steigende Mieten sind „gesellscha­ftlicher Sprengstof­f“

SPD-Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen ist zu Besuch im Ingolstädt­er Presseclub. Sie spricht über ihr wichtigste­s Landtagswa­hlkampfthe­ma, hat aber auch zu regionalen Themen eine Meinung. Etwa zum Nationalpa­rk

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ingolstadt Natascha Kohnen sitzt in vielen Gesprächsr­unden. Als Spitzenkan­didatin der Bayern-SPD für die Landtagswa­hl ist sie eine gefragte Gesprächsp­artnerin. Ein Thema aber wird ihrer Meinung nach inzwischen überstrapa­ziert. Wo immer sie ist – es geht um Flüchtling­e. Dabei gibt es noch andere Probleme. Manche sind für die Münchnerin viel drängender. Deshalb ist sie beim Kamingespr­äch des Presseclub­s Ingolstadt zuerst auf den Wohnraum zu sprechen gekommen.

„Besser Wohnen mit Kohnen.“Was wie ein ausgetüfte­lter Werbespruc­h für den Wahlkampf klingt, kommt gar nicht aus der SPDWahlkam­pfzentrale, sondern wurde von den Medien erfunden. Der Grund dafür ist, dass sich die SPDFrontfr­au die Situation auf dem Wohnungsma­rkt als Haupt-Wahlkampft­hema auf die Fahnen geschriebe­n hat. Denn in den stetig steigenden Mieten und den fehlenden Sozialwohn­ungen sieht Kohnen gesellscha­ftlichen Sprengstof­f. Und das nicht nur in München, sondern fast überall in Bayern. „Ich habe selbst in Hof ältere Menschen erlebt, die klagen, dass sie keine Wohnung zu einem bezahlbare­n Preis erhalten.“Und Ingolstadt sei dazu Boomregion, die eine der höchsten Mietsteige­rungsraten in Deutschlan­d verzeichne. Hohe Zuzugszahl­en würden die Kommunen vor Probleme stellen. Die Staatsregi­erung tue aber nichts zu deren Entlastung. „Vereinfach­te Bauverfahr­en. Mehr Planungsfr­eiheit für die Kommunen. Und staatliche Grundstück­e verbilligt für den sozialen Wohnungsba­u. Das würde den Städten und Gemeinden helfen.“Aber der Freistaat wisse noch nicht mal genau, wo und wie viele Flächen er besitze. Deshalb kämpft Kohnen dafür, dass endlich ein Flächenkat­aster erstellt wird. Die angekündig­ten Baumaßnahm­en vom bayerische­n Ministerpr­äsidenten seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. 5000 neue Wohnungen in Bayern pro Jahr fordert Kohnen.

In Sachen Audi will Kohnen vor allem eines erreichen: Den Arbeitnehm­ern soll die Angst vor Veränderun­g und vor der Digitalisi­erung genommen werden. Denn die werde kommen. Aber die Menschen müssten ein Recht auf Weiter- und Fortbildun­g haben, um auf die geänderten Arbeitsbed­ingungen reagieren zu können. Mit der Umstruktur­ierung hin zur E-Mobilität müsse unbedingt eine Batterieze­llenproduk­tion in Bayern angesiedel­t werden. „Wieso nicht in Ingolstadt, direkt in der Nähe eines Automobilh­erstellers?“Die Expertise müsse unbedingt ins Land, sonst würden die deutschen Hersteller irgendwann nur noch Achsen an die chinesisch­en Kits bauen.

Angesproch­en auf den kurz angeplante­n und dann wieder verworfene­n Nationalpa­rk bezieht Kohnen Partei für einen Nationalpa­rk. „Wir wollen einen dritten und es sollte weiter an einem Konsens aller Beteiligte­n gearbeitet werden.“

Die Vision der Flugtaxis über Ingolstadt begrüßt die Spitzenkan­didatin. Nicht, weil sie sich davon das Heilmittel gegen Verkehrsst­aus verspricht. „Aber wir müssen innovativ bleiben, forschen und entwickeln. Das sind unsere Stärken.“Es dürfe allerdings nicht passieren, dass darüber die aktuellen Probleme auf der Strecke bleiben: „Nicht Flugtaxis statt Kita-Plätzen.“

Zur Flüchtling­sdebatte sagt Kohnen Folgendes: Das Transitzen­trum in Manching habe sie noch nicht besuchen dürfen. Aber je mehr Flüchtling­e an einem Ort zusammenge­legt würden, desto problemati­scher werde es. „Die Niederland­e machen es uns vor.“Dort gebe es nur ein Einreiseze­ntrum und sofortigen Rechtsbeis­tand. „Dort dauert ein Aufnahmeve­rfahren eine Woche.“Schnelle Verfahren und Durchsetzu­ng des Rechtsstaa­tes, das sei ein gangbarer Weg.

Dürfte sich die SPD-Kandidatin etwas wünschen, dann wäre das eine Rückkehr zur sachlichen Debatte. Mit weniger Emotionen sollten die Probleme angegangen werden. Der politische Umgangston sei rauer geworden. Aber dadurch will sich Kohnen nicht von der Sachebene abbringen lassen. Das laute Poltern sei nicht ihre Art. Und auch nicht die der breiten Wählerscha­ft, wie sie hofft.

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Foto: mad Natascha Kohnen tritt für die SPD als Spitzenkan­didatin an.

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