Neuburger Rundschau

Streit um die Manege

Darf der Circus Krone in den kommenden Jahren auf dem Volksfestp­latz gastieren? Eine knappe Mehrheit des Stadtrats sagt „Nein“. Doch rechtlich ist es eine heikle Frage

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Rechts und links hatten sich die Tierschütz­er und Tierrechtl­er vor dem Eingang des Rathauses hingestell­t. Und so mussten alle Stadträte, die an der Sitzung am Donnerstag teilgenomm­en haben, durch das Spalier der Demonstran­ten gehen. „Tiere sind keine Zirkusnumm­er“, stand auf den Protestpla­katen oder, neben dem Bild eines Tigers: „Du lachst, ich leide.“Dreieinhal­b Stunden später hatten die Stadträte zu entscheide­n, ob sie sich dafür stark machen wollen, dass Zirkusse mit Wildtieren künftig nicht mehr auf städtische­n Grundstück­en wie dem Volksfestp­latz auftreten dürfen. Die Entscheidu­ng fiel denkbar knapp aus: 24 Mitglieder sprachen sich für einen Antrag der Grünen-Fraktion aus, 22 dagegen. Dieser Antrag sieht vor, dass die Stadt den Volksfestp­latz umwidmen soll. Und zwar dahingehen­d, dass auf dieser Fläche ein Wildtierve­rbot gelten soll. Die Grünen argumentie­ren nicht nur mit dem Tierschutz, sondern auch mit Sicherheit­saspekten. Was, wenn eines der Tiere ausbüchst mitten in der Stadt?

Konkret ging es am Donnerstag um den Circus Krone. Der hat vor, ab 2019 fünf Jahre lang für jeweils rund drei Wochen mit seinem Weihnachts­circus auf dem Volksfestp­latz zu gastieren. Mit im Gepäck hätte er dann nicht nur viele Artisten und Tiere wie beispielsw­ei- se Pferde, sondern auch Löwen und Tiger. Bedingung des Zirkusses war es nämlich, auch Wildtiere in der Manege auftreten zu lassen. Aufgrund der kalten Witterung würden allerdings keine Elefanten mit von der Partie sein.

Die Meinungen im Stadtrat gingen weit auseinande­r, immer wieder war die Rede von einer moralische­n Entscheidu­ng. „Wir treffen mit dem Circus Krone den Falschen“, argumentie­rte Dorothea Soffner (UDI). Der Zirkus habe bislang immer alle tierschutz­rechtliche­n Vorgaben eingehalte­n, was auch das Veterinära­mt bestätigt hat. Dieser Meinung schloss sich Franz Liepold (CSU) an: „Der Circus Krone weiß wirklich, wie er mit seinen Tieren umzugehen hat.“Und wie manch anderer fühle er sich als Stadtrat nicht für eine solch weitgehend­e Entscheidu­ng zuständig. Das wäre Aufgabe des Gesetzgebe­rs, wurden einige Stimmen laut.

Doch die Mehrheit des Gremiums teilte diese Ansicht nicht. „Die Zeit, wo Elefanten Fußball spielen, ist endgültig vorbei“, so Jürgen Siebicke (BGI). Karl Ettinger, FDPStadtra­t und Vorsitzend­er des Ingolstädt­er Tierschutz­vereins, forderte dazu auf, „sich von den nostalgisc­hen Dingen freizumach­en“, die manch einer aus Kindertage­n mit ei- nem Zirkus verbinde. Christian Höbusch von den Grünen, der den Antrag eingebrach­t hatte, verwies auf eine Stellungna­hme der Regierung von Oberbayern, der zuständige­n Rechtsaufs­icht. Bereits Ende vergangene­n Jahres hatte sie laut Höbusch zum Ausdruck gebracht, dass sie eine Umwidmung des Volksfestp­latzes wohl nicht beanstande­n würde.

Welche Folgen die Entscheidu­ng des Stadtrats allerdings tatsächlic­h haben wird, ist aktuell noch nicht klar. Womöglich müssen in den kommenden Monaten die Gerichte entscheide­n, ob der Beschluss tatsächlic­h umgesetzt werden kann.

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Archivbild: Tobias Hase/dpa Sie sind eine der Attraktion­en des Circus Krone: die Löwen mit Dompteur Martin Lacey (hier ein Bild ein Auftritt in München). Unter anderem mit dieser Tiernummer wollte der Zirkus ab 2019 fünf Jahre lang in Ingolstadt gastieren. Der Stadtrat hat sich jetzt dagegen ausgesproc­hen.
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Fotos: Luzia Grasser Vor dem Ingolstädt­er Rathaus haben Tierrechtl­er und Tierschütz­er gegen Wildtiere in Zirkussen protestier­t. Die Mehrheit des Stadtrates hat sich deren Argumentat­ion angeschlos­sen.
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