Neuburger Rundschau

Schwitzen für den großen Traum

Für die Spieler der Jugend- und Junioren-Mannschaft standen kürzlich die vom Deutschen Eishockey-Bund vorgeschri­ebenen Leistungst­ests an. Der Weg zum Profi ist indes noch weit und steinig

- VON DIRK SING

Ingolstadt Es ist heiß in der Sporthalle des TSV Ingolstadt-Nord. Drückend heiß sogar. Während man gewöhnlich bei sportliche­n Betätigung­en unter dem Hallendach (bewusst) zum Schwitzen kommt, dauert es an diesem Tag nur wenige Sekunden, bis sogar dem „passiven“Sportler die Schweißper­len auf der Stirn stehen. Anstatt körperlich­er Betätigung in einer „überdimens­ionalen Sauna“laden eher das Freibad oder ein Baggersee dazu ein, den Nachmittag gemütlich bei einer entspreche­nden Abkühlung zu verbringen.

Nicht so bei den rund 50 Nachwuchs-Akteure des ERC Ingolstadt. Während ihre Freunde zum gleichen Zeitpunkt den Sprung ins kühle Nass bevorzugen, steht bei ihnen in den kommenden rund 90 Minuten ein überaus hartes und extrem schweißtre­ibendes Programm auf dem Trainingsp­lan: die jährlichen Kraft- und Fitnesstes­ts! „Alle Spieler aus den deutschen U 17-Bundesliga- und DNL-Mannschaft­en müssen sich diesen Tests unterziehe­n, die seit einigen Jahren vom Deutschen Eishockey-Bund vorgegeben sind“, erklärt Petr Bares, Nachwuchs-Koordinato­r beim ERC Ingolstadt und zugleich Cheftraine­r des DNL-Teams. „Sämtliche Ergebnisse werden dann in einer Datenbank beim DEB erfasst und gespeicher­t. Zum einen haben die Vereine selbst darauf Zugriff und dadurch die Möglichkei­t, beispielsw­eise die Ergebnisse eines Spielers im Laufe der Jahre zu vergleiche­n. Zum anderen nutzen aber natürlich auch die Nationaltr­ainer der verschiede­nen Altersklas­sen diese Daten“, so Bares weiter.

Getestet werden die Jungspunde der Schanzer an diesem Nachmittag in den Bereichen Schnelligk­eit/ Sprint, Schnelligk­eit/Umsetzung, Kraft, Beweglichk­eit (Rumpf) und Kondition/Ausdauer. Kurzum: Neben Kurzsprint­s über 20 Meter, einer Art Sit-ups auf einem Kasten, kurzen Sprints mit Richtungsä­nderungen sowie dem Heben von Gewichten ist bei den Spielern vor allem eine Ausdauer-Übung sehr „beliebt“: der sogenannte „BeepTest“. Dabei läuft der Athlet permanent zwischen zwei Punkten hin und her, die 20 Meter voneinande­r entfernt sind. Begleitet wird das Ganze von einem Gerät, das in bestimmten Intervalle­n einen „BeepTon“von sich gibt. Bei jedem Beep sollte einer der beiden Fixpunkte erreicht werden. Umso schneller das Intervall eingestell­t ist, desto schneller muss der Sportler von einem Punkt zum anderen laufen. Das geht so lange, bis er nicht mehr in der Lage ist, die Geschwindi­gkeit zu halten beziehungs­weise nicht mehr rechtzeiti­g beim Ertönen des Beep- Tones an einem der beiden Endpunkte eintrifft.

„Bei diesem Test lässt sich schon ziemlich gut erkennen, wie die Jungs während des Sommers bislang im konditione­llen Bereich gearbeitet haben. Zudem kann man mittels einer Formel, die das Alter und die gelaufene Strecke beinhaltet, die Sauerstoff-Aufnahme im Blut in etwa errechnen“, sagt Fitness- und Konditions­trainerin Maritta Becker, die in diesem Bereich auch bei den Profis des ERC Ingolstadt tätig ist und diese Tests federführe­nd durchführt­e.

„Der Beep-Test ist sicherlich der anstrengen­dste von allen“, meinte auch Marco Riedl. Der 14-Jährige, der bereits seit elf Jahren Eishockey bei den Panthern spielt und in der kommenden Saison sowohl bei der U15- als auch U17-Truppe eingeplant ist, hat diese „Tortur“bereits zum zweiten Mal absolviert. „Nach- dem man während des Laufs keine Pause hat und die Zeitabstän­de immer kürzer werden, lässt irgendwann die Kraft nach und man spürt seine Beine nicht mehr“, berichtet Marco, der mit seinem Ergebnis zu Recht „sehr zufrieden“sein konnte – schließlic­h war er der Beste seiner Neun-Mann-Gruppe. Ein Lob von Becker gab es obendrauf: „Für Marcos Altersklas­se war das wirklich richtig gut.“

Überhaupt, an Ausdauer und Kondition mangelte es den ERCIYoungs­tern bei diesem Leistungst­est wahrlich nicht. Und das aus gutem Grund, schließlic­h wird bereits seit Anfang Mai wieder sechsmal wöchentlic­h in und um die SaturnAren­a trainiert. Auf’s Eis geht es dann ab August. „Wir müssen jetzt im Sommer die Grundlagen für die Saison im Winter legen“, sagt Bares. Zumal sich die Nachwuchs-Teams auch in der Spielzeit 2018/2019 trotz der bundesweit­en „Einfrierun­g“der Jahrgänge (die Altersklas­sen werden quasi um ein Jahr nach oben verschoben, wodurch die Akteure eine zusätzlich­e Saison in „ihrer“Jugend bleiben) einiges vorgenomme­n haben. Das U17-Team (Jugend/ehemals Schüler) geht weiterhin in der Bundesliga auf Torjagd, während die U 20-Truppe (Junioren/ehemals DNL) künftig in der neugeschaf­fenen DNL2 möglichst erfolgreic­h abschneide­n möchte.

Dass der Weg aus dem Jugendbere­ich hin zu den eigenen DEL-Profis nach wie vor überaus lang und anspruchsv­oll ist, dessen ist sich Bares freilich bewusst. „Natürlich muss es unser großes Ziel sein, eigenen Nachwuchs für die DELMannsch­aft zu generieren. Das Entscheide­nde ist, dass wir unseren Jungs frühzeitig Möglichkei­ten und Perspektiv­en aufzeigen, wie sie die weiteren Entwicklun­gsschritte ge- hen können.“Aus diesem Grund wurde bereits im vergangene­n Jahr eine Zusammenar­beit mit dem Höchstadte­r EC ins Leben gerufen.

„Nachdem das zuletzt mit den Felsoci-Brüdern und Nick Dolezal, die dort in der Bayernliga erstmals Senioren-Luft schnuppern konnten, hervorrage­nd geklappt hat, möchten wir den eingeschla­genen Weg weitergehe­n“, so Bares – vor allem auch nach dem Höchstadte­r Aufstieg in die Oberliga. „In meinen Augen ist es der Idealfall, dass ein junger Spieler sich nach und nach an das Tempo und die Intensität im Senioren-Bereich gewöhnt und sich dementspre­chend Liga für Liga nach oben arbeitet.“Eben über Höchstadt (Oberliga) und Kaufbeuren (DEL2/Kooperatio­nspartner der GmbH) ins eigene DEL-Team. Spätestens dann hätte sich auch das ganze Schweißver­gießen in stickigen Sporthalle­n endgültig gelohnt.

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Fotos (3): Dirk Sing Aufgepasst: Fitness Trainerin Maritta Becker (Bild oben, Zweite von links) erklärt ihren Schützling­en, wie der „Beep Test“abläuft. Auch unter den Augen von Betreuer Wolf gang Köpf (Bild unten links) und Jugend Trainer Eduard Uvira kam der Panther...
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