Als Strafgefangene noch als Wasserholer halfen
Kultur Am Sonntag wurde die 40. Neuburger Sommerakademie dort eröffnet, wo sie 1979 zum ersten Mal stattgefunden hatte: imKongregationssaal. Seitdem hat sich die Veranstaltung ständig weiterentwickelt
Neuburg Die 40. Neuburger Sommerakademie wurde am Sonntag um 11 Uhr mit einem kurzen Festakt dort eröffnet, wo sie 1979 zum ersten Mal stattgefunden hatte: im Kongregationssaal. „In dieser heiligen Halle unterrichtete damals der Gymnasialprofessor Karl Haberl ein gutes Dutzend malbegeisterter Damen und wenige Herren“, erinnerte Dr. Dieter Distl, Leiter von 1987 bis 2011. Karl Haberl nannte diese Malkurse, bei denen noch Strafgefangene als Wasserholer assistierten, „Sommerakademie“und so heißt sie bis heute.
Mit seinem Nachfolger, dem Akademieprofessor Gerd Dengler folgte eine Erweiterung der Kunstkurse um Druckgrafik und Bildhauerei und um drei Musikkurse, die den Berliner Musikprofessor Dr. Herbert Wiedemann nach Neuburg brachten. Er ist mit 31 Dienstjahren am längsten in Neuburg und wohl in diesem Jahr zum letzten Mal der Künstlerische Leiter für den Bereich Musik.
Dieter Distl erinnerte in seiner launigen Rede an zahlreiche Situationen, in denen man improvisieren musste, an Sprach- und Raumprobleme und an Hochwasser, das Unterkünfte und den Konzertraum im Schloss Grünau überflutete. Ein Meilenstein war auch der Beginn der Kinderakademie, die Organisatoren und Dozenten vor neue Probleme stellte. Inzwischen werden die Kinder von KunstpädagogikStudenten des Mozarteums Salzburg betreut. Franz Billmayer hatte die Idee dazu und die hat sich bewährt – fast die Hälfte der Teilnehmer sind Kinder und Jugendliche.
Die „Alte Musik“ist seit 1989 ein fester Bestandteil der Akademie, der Biagio-Marini-Wettbewerb kam dazu, doch Kurse an Ostern und Pfingsten wurden wieder abgeschafft. „Leider ist uns eine Verstetigung mit einem festen Gebäude nicht gelungen, wie es die Reichenhaller gemacht haben“, bedauert Dieter Distl. „Doch die Chance für den Langzeittourismus ist noch nicht vertan.“
Dass inzwischen in Wagenhofen und Ehekirchen (Malerei und Bildhauerei) Kurse stattfinden und Literaturkurse in Schrobenhausen, sollte man nicht als Konkurrenz sehen, „sondern als Entwicklungsmöglichkeit für die Region in Sachen Kreativurlaub“. Kieselerde und Kultur seien die beiden Rohstoffe, die wir haben, so Distl. „Wir sollten sie nutzen.“
Im Förderverein Sommerakademie e.V. sind mit Inge Schneider und Rudi Ruhstorfer Teilnehmer der ersten Stunde dabei. Vorsitzender Andrejis Laukmanis und die Gruppe der Kurs-Paten erhielten zum Dank für ihre langjährige Unterstützung Blumen und Wein Bürgermeister Bernhard Gmehling nutzte die Gelegenheit, um auch den Mitarbeitern des Kulturamts für ihren engagierten Einsatz – nicht nur während der beiden Augustwochen – zu danken. Auch bei Einrichtungen und Vereinen, die Räume zur Verfügung stellten, bedankte er sich. Den Teilnehmern empfahl er „das Neuburger Flair zu genießen“. Die Sommerakademie sei weit und breit „etwas ganz Besonderes - oft kopiert und nie erreicht“.
Die Dozenten der Kurse für Alte Musik begleiteten die Feier stimmungsvoll, dann stellten Xenia Löffler die Dozenten für die einwöchigen Kurse der Alten Musik und Genua Scharmberg die Dozenten für die Bildende Kunst (zweiwöchig) vor. Regisseur Louis Villinger wird in den kommenden zwei Wochen wieder ein Theaterstück mit Jugendlichen erarbeiten, die ihn begeistert begrüßten.
Im Marstallfoyer begann dann um 18 Uhrd er Ausstellungs rund überreicht. gang durch Neuburg. Bei dem verbindenden, künstlerischen Parcours durch Alt- und Neustadt stellten die Dozenten der Sommerakademie eigene Arbeiten vor. „Im Spiegel“war der Eröffnungsrundgang betitelt, der auf durchaus großes Interesse stieß und nach 20 Uhr im Café Wortschatz endete. Bei Hedwig Eser eröffnete Künstlerin Hanne Kroll nicht nur ihre Ausstellung. Die Teilnehmer des Rundgangs waren dort auch zu einem Gläschen Sekt eingeladen.