Therapie fürs Krankenhaus
Landkreis rechnet in den nächsten Jahren in Schrobenhausen mit hohen Investitionen. Nun wird verhandelt, woher die Mittel kommen sollen. Das bringt Kritiker auf den Plan
Der Landkreis rechnet in den nächsten Jahren in Schrobenhausen mit hohen Investitionen. Nun wird verhandelt, woher die Mittel kommen sollen.
Neuburg Schrobenhausen Der Landkreis hat in den vergangenen Jahren viel Geld investiert und wird das auch weiterhin tun, so der Plan von Landrat Roland Weigert. Nach dem Ausbau der Bildungslandschaft ist der Umbau des Gesundheitssektors die nächste Mammutaufgabe. Größter Brocken ist dabei das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen. Um die politische Balance zu halten, möchte der Landkreischef diesen Kraftakt ohne zusätzliche Belastung der Kommunen, sprich ohne Erhöhung der Kreisumlage, stemmen. Gestrichen werden sollen deshalb drei freiwillige Leistungen, die ins Kontor schlagen, nämlich die Betriebszuschüsse für das Kreishallenbad Schrobenhausen und das Neuburger Parkbad sowie die Trägerschaft für das Haus im Moos.
Das Kreiskrankenhaus ist Baujahr 1931 und wurde Mitte der 1970er Jahre, noch vom Altlandkreis Schrobenhausen, erstmals saniert. Somit gehe jetzt wieder ein Zyklus von gut vier Jahrzehnten zu Ende, betont Weigert. Zeit also, Geld in die Hand zu nehmen. Um die nötigen Mittel kreisumlageneutral aufzubringen, hat der Landrat folgende Rechnung aufgemacht: Die Variante Neubau kostet grob geschätzt 100 Millionen Euro. Je innovativer die Ausrichtung und je höher damit der Mehrwert für den Freistaat ist, desto üppiger fällt die staatliche Förderung aus. Kalkuliert werden darf mit etwa 60 Prozent Zuschuss, der Kreis müsste also 40 Millionen Euro selbst aufbringen. Auf rund 1,5 Millionen Euro summiert sich das Geld für den Unterhalt der Einrichtungen, die der Landkreis Jahr für Jahr freiwillig bezuschusst: 750 000 Euro für das Kreishallenbad, 500 000 Euro für die Umweltbildungsstätte in Kleinhohenried und 250000 Euro für das Parkbad. Fielen diese drei Posten weg, könnte rein rechnerisch der Eigenanteil für einen Krankenhausneubau in 27 Jahren abbezahlt sein, ohne das Fass Kreisumlageerhöhung aufmachen zu müssen.
Anfang der Woche traf sich Roland Weigert mit Bürgermeister Karlheinz Stephan und den Spitzen der Schrobenhausener Stadtratsfraktionen zum Meinungsaustausch. Es sollte ausgelotet werden, zu welchen Zugeständnissen der Stadtrat bereit ist vor dem Hintergrund millionenschwerer Investitionen am Krankenhausstandort Schrobenhausen. Stephan verschließt sich nicht grundsätzlich gegen eine Übernahme des Hallenbades durch die Stadt. Bei dem Gespräch sei aber deutlich geworden, so der Bürgermeister, dass die Fraktionen auf den aktuellesten Stand gebracht werden möchten. „Der Landrat hat ausführliche Informationen und Workshops angeboten. Wir werden uns jetzt um Termine bemühen. Und nach der Sommerpause werden wir im Stadtrat über das Hallenbad diskutieren“, so Stephan.
Für das Haus im Moos hat der Landrat einen anderen Plan: Die Umweltbildungsstätte soll eine Morgengabe an den Freistaat sein, als Kompensation für den gestrichenen Nationalpark Donau-Auen. Und zahlt der Kreis nicht mehr für ein Bad in Schrobenhausen, wäre auch die Unterstützung der Stadt für das Parkbad hinfällig. „Darüber wäre ich nicht erfreut“, sagt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling und argumentiert: „Neuburg zahlt als größte Kommune den Löwenanteil der Kreisumlage und finanziert damit das Kreishallenbad. Für das wendet der Landkreis dreimal soviel Geld auf wie für das Parkbad, das mehr Besucher hat, übrigens viele aus dem Landkreis, und mehr Equipment.“Gmehling beteuert, „es liegt mir fern, gegen Schrobenhausen zu schießen. Aber wir finanzieren auch das Kreiskrankenhaus seit Langem durch unsere Umlagekraft mit. Ich habe immer klaglos die Hand gehoben, wir waren immer solidarisch. Aber wenn sich die Gewichte künftig weiter zu unseren Ungunsten verschieben, werde ich das nicht mehr tun.“
Der Landkreis müsse den Rücken frei haben, um die Rolle festzulegen, die das Krankenhaus in der Zukunft spielen solle und welche Infrastruktur und bauliche Substanz dafür nötig seien, hält Weigert dagegen. Man sei derzeit dabei, das Haus in seinem Bestand zu sichern. Dazu müsse sich die betriebswirtschaftliche Situation verbessern, um die Defizite verringern zu können. „Wir stellen derzeit Überlegungen an, welchen Stellenwert im Rahmen der Daseinsvorsorge und Sozialpolitik ein Krankenhaus künftig haben muss. Ein Megatrend wird die Demografie, ein zweiter die Digitalisierung sein.“Bernhard Gmehling hat da seine Zweifel. „Ich bin gespannt darauf, wie das funktionieren kann.“Er hege große Bedenken, dass ein derartig großes Projekt kreisumlagenneutral finanziert werden könne.
„Wir stellen derzeit Überlegungen an, welchen Stellenwert ein Krankenhaus künftig haben muss.“Landrat Roland Weigert