Neuburger Rundschau

Therapie fürs Krankenhau­s

Landkreis rechnet in den nächsten Jahren in Schrobenha­usen mit hohen Investitio­nen. Nun wird verhandelt, woher die Mittel kommen sollen. Das bringt Kritiker auf den Plan

- VON NORBERT EIBEL

Der Landkreis rechnet in den nächsten Jahren in Schrobenha­usen mit hohen Investitio­nen. Nun wird verhandelt, woher die Mittel kommen sollen.

Neuburg Schrobenha­usen Der Landkreis hat in den vergangene­n Jahren viel Geld investiert und wird das auch weiterhin tun, so der Plan von Landrat Roland Weigert. Nach dem Ausbau der Bildungsla­ndschaft ist der Umbau des Gesundheit­ssektors die nächste Mammutaufg­abe. Größter Brocken ist dabei das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen. Um die politische Balance zu halten, möchte der Landkreisc­hef diesen Kraftakt ohne zusätzlich­e Belastung der Kommunen, sprich ohne Erhöhung der Kreisumlag­e, stemmen. Gestrichen werden sollen deshalb drei freiwillig­e Leistungen, die ins Kontor schlagen, nämlich die Betriebszu­schüsse für das Kreishalle­nbad Schrobenha­usen und das Neuburger Parkbad sowie die Trägerscha­ft für das Haus im Moos.

Das Kreiskrank­enhaus ist Baujahr 1931 und wurde Mitte der 1970er Jahre, noch vom Altlandkre­is Schrobenha­usen, erstmals saniert. Somit gehe jetzt wieder ein Zyklus von gut vier Jahrzehnte­n zu Ende, betont Weigert. Zeit also, Geld in die Hand zu nehmen. Um die nötigen Mittel kreisumlag­eneutral aufzubring­en, hat der Landrat folgende Rechnung aufgemacht: Die Variante Neubau kostet grob geschätzt 100 Millionen Euro. Je innovative­r die Ausrichtun­g und je höher damit der Mehrwert für den Freistaat ist, desto üppiger fällt die staatliche Förderung aus. Kalkuliert werden darf mit etwa 60 Prozent Zuschuss, der Kreis müsste also 40 Millionen Euro selbst aufbringen. Auf rund 1,5 Millionen Euro summiert sich das Geld für den Unterhalt der Einrichtun­gen, die der Landkreis Jahr für Jahr freiwillig bezuschuss­t: 750 000 Euro für das Kreishalle­nbad, 500 000 Euro für die Umweltbild­ungsstätte in Kleinhohen­ried und 250000 Euro für das Parkbad. Fielen diese drei Posten weg, könnte rein rechnerisc­h der Eigenantei­l für einen Krankenhau­sneubau in 27 Jahren abbezahlt sein, ohne das Fass Kreisumlag­eerhöhung aufmachen zu müssen.

Anfang der Woche traf sich Roland Weigert mit Bürgermeis­ter Karlheinz Stephan und den Spitzen der Schrobenha­usener Stadtratsf­raktionen zum Meinungsau­stausch. Es sollte ausgelotet werden, zu welchen Zugeständn­issen der Stadtrat bereit ist vor dem Hintergrun­d millionens­chwerer Investitio­nen am Krankenhau­sstandort Schrobenha­usen. Stephan verschließ­t sich nicht grundsätzl­ich gegen eine Übernahme des Hallenbade­s durch die Stadt. Bei dem Gespräch sei aber deutlich geworden, so der Bürgermeis­ter, dass die Fraktionen auf den aktuellest­en Stand gebracht werden möchten. „Der Landrat hat ausführlic­he Informatio­nen und Workshops angeboten. Wir werden uns jetzt um Termine bemühen. Und nach der Sommerpaus­e werden wir im Stadtrat über das Hallenbad diskutiere­n“, so Stephan.

Für das Haus im Moos hat der Landrat einen anderen Plan: Die Umweltbild­ungsstätte soll eine Morgengabe an den Freistaat sein, als Kompensati­on für den gestrichen­en Nationalpa­rk Donau-Auen. Und zahlt der Kreis nicht mehr für ein Bad in Schrobenha­usen, wäre auch die Unterstütz­ung der Stadt für das Parkbad hinfällig. „Darüber wäre ich nicht erfreut“, sagt Oberbürger­meister Bernhard Gmehling und argumentie­rt: „Neuburg zahlt als größte Kommune den Löwenantei­l der Kreisumlag­e und finanziert damit das Kreishalle­nbad. Für das wendet der Landkreis dreimal soviel Geld auf wie für das Parkbad, das mehr Besucher hat, übrigens viele aus dem Landkreis, und mehr Equipment.“Gmehling beteuert, „es liegt mir fern, gegen Schrobenha­usen zu schießen. Aber wir finanziere­n auch das Kreiskrank­enhaus seit Langem durch unsere Umlagekraf­t mit. Ich habe immer klaglos die Hand gehoben, wir waren immer solidarisc­h. Aber wenn sich die Gewichte künftig weiter zu unseren Ungunsten verschiebe­n, werde ich das nicht mehr tun.“

Der Landkreis müsse den Rücken frei haben, um die Rolle festzulege­n, die das Krankenhau­s in der Zukunft spielen solle und welche Infrastruk­tur und bauliche Substanz dafür nötig seien, hält Weigert dagegen. Man sei derzeit dabei, das Haus in seinem Bestand zu sichern. Dazu müsse sich die betriebswi­rtschaftli­che Situation verbessern, um die Defizite verringern zu können. „Wir stellen derzeit Überlegung­en an, welchen Stellenwer­t im Rahmen der Daseinsvor­sorge und Sozialpoli­tik ein Krankenhau­s künftig haben muss. Ein Megatrend wird die Demografie, ein zweiter die Digitalisi­erung sein.“Bernhard Gmehling hat da seine Zweifel. „Ich bin gespannt darauf, wie das funktionie­ren kann.“Er hege große Bedenken, dass ein derartig großes Projekt kreisumlag­enneutral finanziert werden könne.

„Wir stellen derzeit Überlegung­en an, welchen Stellenwer­t ein Krankenhau­s künftig haben muss.“Landrat Roland Weigert

 ?? Foto: Norbert Eibel ?? Das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen ist 43 Jahre nach der letzten Ertüchtigu­ng ein Sanierungs­fall. Eine Option ist ein Neubau auf der grünen Wiese, der rund 100 Millionen Euro kosten könnte.
Foto: Norbert Eibel Das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen ist 43 Jahre nach der letzten Ertüchtigu­ng ein Sanierungs­fall. Eine Option ist ein Neubau auf der grünen Wiese, der rund 100 Millionen Euro kosten könnte.

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