Neuburger Rundschau

Obacht beim Zahlen mit der Kreditkart­e

Das Plastikgel­d ist für Zahlungen im Ausland und im Internet beliebt. Wenn Verbrauche­r nicht aufpassen, kann jedoch einiges schiefgehe­n

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Früher war sie eine Art Statussymb­ol, heute bietet fast jede Bank oder Sparkasse eine an: Kreditkart­en sind aus dem täglichen Leben kaum mehr wegzudenke­n, besonders wenn es um das Bezahlen im Internet oder auch auf Auslandsre­isen geht. Die Zahl der Kreditkart­enbesitzer ist in Deutschlan­d in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gestiegen, nach Angaben des Statistik-Portals Statista werden mittlerwei­le jedes Jahr über eine Milliarde Transaktio­nen mit Kreditkart­en durchgefüh­rt. Der mit Kreditkart­en getätigte Umsatz beläuft sich auf fast 90 Milliarden Euro. Und doch gibt es beim Umgang mit Kreditkart­en einiges zu beachten. Das fängt schon bei der Abrechnung an. Ein Überblick:

● Abrechnung Wenn es aber an die monatliche Abrechnung geht, ist es mit dem Praktisch-Faktor von Kreditkart­en nicht ganz so weit her. Viele Anbieter liefern nämlich Datensalat statt Transparen­z und verschleie­rn Gebühren etwa für den Auslandsei­nsatz. Das zeigt eine Untersuchu­ng der Stiftung Warentest. Einzig die Abrechnung der DKB Visa Card, die es zum Girokonto kostenlos dazu gibt, überzeugte die Warenteste­r mit Transparen­z und einer klaren Struktur und erhielt das Testurteil „gut“. Die übrigen 22 Karten im Test wurden mit „befriedige­nd“, „ausreichen­d“oder sogar „mangelhaft“bewertet.

Man sollte daher seine Kreditkart­enabrechnu­ng regelmäßig prüfen und am besten die Zahlungsbe­lege aufbewahre­n, rät Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest. Wer seine Kreditkart­enabrechnu­ng nicht verstehe, solle bei seiner Bank nachfragen. „Fehlerhaft­e Abrechnung­en sollten Betroffene unverzügli­ch der kartenausg­ebenden Bank mitteilen“, ergänzt Niels Nauhauser von der Verbrauche­rzentrale BadenWürtt­emberg in Stuttgart. Dann wird der Betrag im Regelfall zurückgebu­cht. Bei offensicht­lich betrügeris­chen Abbuchunge­n sollten Betroffene sich zudem an die Polizei wenden und Anzeige erstatten.

● Bezahlen im Internet Dass mit Kreditkart­en betrogen wird, kommt gar nicht so selten vor. Die Daten können von einzelnen Tätern, aber auch in großem Stil gestohlen werden. Immer wieder kommt es zu spektakulä­ren Meldungen, dass eine große Menge von vertraulic­hen Kreditkart­en-Daten in falsche Hände geraten ist. So sind Anfang 2016 in Deutschlan­d wohl zehntausen­de Kartendate­n durch ein Datenleck in die Hände von Dritten gelangt. Die Kreditinst­itute schrieben ihre Kunden an und tauschten die Karten aus. Bei einem Hackerangr­iff im März 2012 auf den Zahlungsdi­enstleiste­r Global Payments haben Kriminelle wohl sogar mehr als zehn Millionen Kreditkart­ennummern unter anderem von Mastercard und Visa gestohlen.

Oft versuchen Kriminelle, über infizierte Anhänge in E-Mails Schadsoftw­are auf den Computern der Verbrauche­r zu installier­en, die sämtliche Eingaben protokolli­eren können. Eine andere häufig verwendete Methode ist die Umleitung auf präpariert­e Internetse­iten, wo die Nutzer zur Eingabe ihrer Daten aufgeforde­rt werden. Die Zahlen sind alarmieren­d: Laut einer Studie des amerikanis­chen IT-Sicherheit­sunternehm­ens Norton by Symantec sind allein 2017 in Deutschlan­d rund 23 Millionen Menschen Opfer von Cyber-Kriminalit­ät geworden – also mehr als jeder vierte Bundesbürg­er. Der entstanden­e Gesamtscha­den belief sich nach Daten derselben Studie allein im vergangene­n Jahr auf knapp 2,2 Milliarden Euro.

● Verlust sofort melden Auch wenn Verbrauche­r ihre Kreditkart­e verlieren, besteht die Gefahr, dass jemand anders die Karte verwendet. Mit der Kreditkart­ennummer auf der Vorderseit­e und der Prüfziffer auf der Rückseite der Karte können Diebe sofort im Internet einkaufen. Auch in vielen Geschäften kann mit Unterschri­ft bezahlt werden, was den Kreditkart­enbetrug im Vergleich zur Bestätigun­g durch Eingabe einer PIN erleichter­t. Deshalb darf die Karte niemals aus der Hand gegeben werden. Kartenbesi­tzer sollten den Verkäufer oder Kellner niemals mit der Karte unbeaufsic­htigt lassen. Wenn das Kartenlese­gerät nicht auf dem Verkaufstr­esen steht oder im Restaurant von der Bedienung an den Tisch gebracht wird, dann sollte der Karteninha­ber mit seiner Karte zum Bezahlvorg­ang mit dem Verkäufer oder Kellner mitgehen, um sie zu beobachten.

Wenn eine Kreditkart­e verloren geht, sollten Kunden sie telefonisc­h sperren lassen. Dazu müssen sie Kontonumme­r und Bankleitza­hl bereithalt­en. Die zentrale Telefonnum­mer, um eine Karte rund um die Uhr sperren zu lassen, lautet 116116 für alle Girocards und Kreditkart­en teilnehmen­der Institute. Sie ist mobil und über das Festnetz innerhalb Deutschlan­ds kostenfrei, gebührenpf­lichtig aus dem Ausland sowie rund um die Uhr erreichbar. Oder der Betroffene wendet sich direkt an seine Bank.

Aber auch die größte Sorgfalt im Umgang mit der Karte befreit einen nicht von der Pflicht, die Abrechnung regelmäßig zu kontrollie­ren. „Nur wenn Karteninha­ber ihre Abrechnung auch verstehen, können sie Betrug, Fehlbuchun­gen und unberechti­gte Gebühren erkennen und kurzfristi­g bei ihrer Bank reklamiere­n“, sagt Stiftung-Warentest-Expertin Backofen. Sie appelliert an die Anbieter, die Abrechnung­en transparen­ter zu gestalten.

 ??  ??
 ?? Foto: kite_rin, Adobe Stock ?? Um im Internet zu bezahlen, braucht man häufig eine Kreditkart­e. Im Netz lauern je doch auch Betrüger.
Foto: kite_rin, Adobe Stock Um im Internet zu bezahlen, braucht man häufig eine Kreditkart­e. Im Netz lauern je doch auch Betrüger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany