Im Iran wächst die Unruhe
Wirtschaftskrise treibt die Menschen um
Teheran Die Furcht vor einer schweren Wirtschaftskrise nach dem Inkrafttreten neuer US-Sanktionen am heutigen Montag erschüttert den Iran: Demonstranten auf den Straßen iranischer Städte protestieren gegen die Regierung und gegen den Wertverlust der Landeswährung Rial, während Verbraucher versuchen, ihre Ersparnisse in Gold oder US-Dollar zu verwandeln, um sie vor der steigenden Inflation in Sicherheit zu bringen.
Experten sagen schwere Zeiten für die Islamische Republik voraus. Ob dies die Führung in Teheran dazu bringen wird, neue Gespräche mit den USA über das iranische Atomprogramm zu führen, ist jedoch ungewiss. Mit dem Ruf „Tod dem Diktator“zogen in Teheran in den vergangenen Tagen mehrere hundert Menschen durch die Straßen, wie iranische Aktivisten berichteten: Mit Diktator meinten sie Revolutionsführer Ali Khamenei. Bei einer Protestkundgebung zog eine Rednerin demonstrativ ihr Kopftuch aus. In Karash bei Teheran wandten sich die Demonstranten den Berichten zufolge gegen außenpolitische Abenteuer ihrer Führung: „Nicht Gaza, nicht Libanon, ich lebe nur für den Iran“, riefen sie.
Schon seit Monaten brechen im Iran immer wieder Unruhen aus, bei denen gegen die schlechte Wirtschaftslage, Trinkwassermangel und Misswirtschaft protestiert wird. Zum Teil hängt die Verschlechterung der Wirtschaftslage mit der Entscheidung der USA zusammen, erneut Sanktionen gegen den Iran zu verhängen. Präsident Donald Trump hatte im Mai das Atomabkommen mit Teheran aufgekündigt. Mit wirtschaftlichem Druck will er den Iran zu Gesprächen über ein neues Vertragswerk mit strikteren Auflagen zwingen. Von diesem Montag an verbieten die USA deshalb den Verkauf von US-Dollar an den Iran. Auch der Handel mit Gold und anderen Metallen wird mit Strafmaßnahmen belegt. Sogar der Import von Perser-Teppichen und Pistazien wird gestoppt. Unternehmen, die sich nicht an die Sanktionen halten, werden von den Märkten der weltweit führenden Wirtschaftsmacht USA ausgeschlossen.
„Die Menschen im Iran werden unter den Sanktionen leiden“, schrieb die Expertin Holly Dagres von der Denkfabrik Atlantic Council in Washington in einem Blogbeitrag. Ein steiler Anstieg der Goldimporte ist ein Zeichen der Versuche vieler Iraner, für die erwarteten schweren Zeiten vorzusorgen. Doch die iranische Führung hofft, dass sich genügend Länder finden werden, die sich den USSanktionen verweigern und dem Land auf diese Weise wichtige Absatzmärkte erhalten werden. Die EU zum Beispiel möchte einen Kollaps des Atomabkommens von 2015 verhindern und sucht nach Wegen, die US-Strafmaßnahmen zu umgehen.