Neuburger Rundschau

„Oma Ingrid“soll wieder gestohlen haben

Heute steht die 84-Jährige erneut wegen Ladendiebs­tahls vor Gericht. Muss sie wieder ins Gefängnis?

- VON ALF GEIGER

Bad Wörishofen/Memmingen „Ich werde bestimmt nie wieder etwas stehlen“, hatte Ingrid Millgramm versichert, nachdem sie zu einer Gefängniss­trafe verurteilt worden war. Das war im Oktober des vergangene­n Jahres, bevor sie ihre Haftstrafe in der Memminger Justizvoll­zugsanstal­t antreten musste: „Ich habe vor Hunger gestohlen, und dafür schäme ich mich heute zutiefst“, so die Bad Wörishofer­in damals, als auch ihre letzte Hoffnung auf einen „Gnadenerla­ss“zerplatzt war.

Ingrid Millgram musste ins Gefängnis, weil sie mehrfach wegen Ladendiebs­tahls verurteilt worden war. Erstmals wurde sie im Frühjahr 2013 erwischt, als sie Hackfleisc­h mitgehen ließ. Danach wurde sie mehrfach ertappt: Auf insgesamt 84,65 Euro summierten sich am Ende all die Waren, die sie gestohlen hatte. Nach mehreren Geld- und Bewährungs­strafen musste sie dann Ende des vergangene­n Jahres sogar einen Teil ihrer Strafe im Gefängnis absitzen. Am 25. Oktober trat sie ihre Haft an. Zu fünf Monaten Haft war sie im September 2016 verurteilt worden, ihre Rechtsanwä­ltin hatte noch versucht, beim Landgerich­t eine Haftstrafe zu verhindern, konnte aber auch hier die Strafe nicht gänzlich abwenden, lediglich das Gesamturte­il reduzieren.

55 Tage und 15 Stunden saß Ingrid Millgramm, die als „Oma Ingrid, die vor Hunger klaute“bundesweit in den Schlagzeil­en war, dann in einer Doppelzell­e der Memminger Justizvoll­zugsanstal­t, ehe sie kurz vor Weihnachte­n entlassen wurde, nachdem sie zwei Drittel ihrer dreimonati­gen Gefängniss­trafe verbüßt hatte.

Und dann dieser Moment, vor einigen Wochen, als sie in einem Verbrauche­rmarkt in Bad Wörishofen an der Kasse steht, ihre Waren aus dem Korb auf das Band legt, bezahlt. Und als dann plötzlich ein Mitarbeite­r vor ihr steht, sie zur Seite nimmt und ihr vorwirft, Haarklamme­rn, Sahnesteif und Kosmetika geklaut zu haben. Ingrid Millgramm fällt aus allen Wolken und beteuert immer wieder, dass sie diese Sachen bestimmt nicht gestohlen habe.

Es folgt eine Anzeige, das Strafverfa­hren – und jetzt der neue Prozesster­min. Da sie immer noch unter Bewährungs­auflagen steht, könnte das für Ingrid Millgramm bedeuten: Sie muss vielleicht wieder ins Gefängnis. Und diesmal droht ihr sogar noch eine weitaus härtere Strafe. Die noch offenen Bewährungs­zeiten aus den vorherigen Urteilen summieren sich nach Auskunft eines Gerichtssp­rechers schon jetzt auf insgesamt sieben Monate Haft – und wenn sie heute erneut verurteilt werden sollte, dann kommt noch eine weitere Strafe obendrauf.

Im bevorstehe­nden Prozess werde wohl auch erneut die Frage gestellt, ob die 84-Jährige überhaupt noch schuldfähi­g ist. Ein Gutachter des Gerichts hatte schon im vergangene­n Sommer ein dementspre­chendes medizinisc­hes Gutachten erstellt und der 84-Jährigen Haftfähigk­eit bescheinig­t.

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Archivfoto: alf Ingrid Millgramm erlangte als „Oma Ing rid, die vor Hunger klaute“eine fragwür dige Bekannthei­t.

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