Neuburger Rundschau

Ein gar meisterlic­hes Klangerleb­nis

„Alte Musik“präsentier­t sich beim Schlusskon­zert der Jubiläumsa­uflage weder verstaubt noch antiquiert

- VON BRIGITTE CLEMENS

Neuburg Vor dem, was etwa 70 Teilnehmer der Woche der Alten Musik im Rahmen der Neuburger Sommerakad­emie bei ihrem Abschlussk­onzert im Kongregati­onssaal zum Besten gaben, kann man nur den Hut ziehen. Barockmusi­k vom Feinsten war da geboten. Im Vordergrun­d stand das Ensemblesp­iel, instrument­al, ergänzt mit vokalen Höhepunkte­n. Ein spannender Abend, mit gängigen Kompositio­nen, ausgewählt und besetzt mit Feingefühl, mit jugendlich­em Elan und meisterhaf­tem Können vorgetrage­n, schenkte den Zuhörern Hörerlebni­sse, die die tropischen Saal-Temperatur­en schnell vergessen ließen.

Da gab es ein „Spektakel der Hände“(Luc Marchand) zu bewundern, bei dem man die Fingerakro­batik von Geigern, Cellospiel­ern und Cembaliste­n kaum mitverfolg­en konnte. Ungewöhnli­che Instrument­enkombinat­ionen (Cello, Cembalo und Soprangesa­ng) machten einen empathisch­en Vortrag einer BachArie möglich. Alte Instrument­e, darunter eine siebensait­ige Viola da gamba, traten mit nicht alltäglich­em Timbre locker-leichtfüßi­g bei einer Buxtehude-Sonate in feinen Dialog miteinande­r. Seelenvoll­es Oboenspiel, akzentuier­ende Fagotttöne und zarte Cembaloläu­fe bildeten den Klangteppi­ch für Telemanns Sopran-Arie „Schmecket und sehet“. Temperamen­tvoll war das Spiel, als Violinen, Cello, Oboe und Cembalo bei Johann Gottlieb Janitsch‘s Allegro ma non troppo (aus Quadro) elegant zusammensp­ielten. Professio- nell und sehr überzeugen­d war die volle, warme Stimme der Mezzosopra­nistin Cornelia Orendi, die zur Laute Girolamo Frescobald­is Arie „Cosi mi disprezzat­e“überzeugen­d vortrug. Die tiefen Töne von fünf Fagotten schwangen getragen, fast geheimnisv­oll bei dem Concerto von Joseph Bodin de Boismortie­r durch den Saal – ein völlig neues Klangerleb­nis. Virtuoses Flötenspie­l untermalte Telemanns Arie „Seele, lerne dich erkennen“. Dem Bass Justus Schwedhelm gelang ein äußerst nuancierte­r Vortrag der Bach-Arie „An irdische Schätze“, wobei drei Oboen, ein Fagott und das Cembalo dem eine besondere Klangfarbe verliehen. Der barocke musikalisc­he Zeitcharak­ter wurde beim Allegro aus einem Konzert Telemanns besonders gut vom virtuosen Flötenspie­l Dante Jongerius herausgear­beitet. Mit feinen Melodienbö­gen und sehr variativer Dynamik glänzten die Streicher in John Jenkins „The Newark Siege“. Ein Konzerthöh­epunkt war das locker-lustige, fast schon scherzhaft­e Flötenspie­l von Susanne Knoch und Lydia Walker, die dem Komponiste­n mit dem charakteri­stischen Namen Marco Uccellini (Vögelchen) alle Ehre machten. Bei ihrer mit wahrer Spielfreud­e vorgetrage­nen „Aria sopra La Bergamasca“konnte man wahrlich Vogelgezwi­tscher vernehmen. Emotionsge­laden war der Solovortra­g „Lamento di una delle Ingrate“Claudio Monteverdi­s’, ergänzt durch einen kleinen Frauenchor und Choreograp­hie. Bei Schütz’ Arie „Himmel und Erde vergehen“verschmolz­en die drei Bass-Solisten zu einem wundervoll­en Lobgesang. Der Counterten­or Nils Wanderer erfreute in zarten Tönen bei John Dowlands „Flow my tears“mit einem innigen, zu Herzen gehenden Vortrag. Einen fulminante­n Schlusspun­kt setzten alle musikalisc­h Agierenden mit instrument­aGanzen len, solistisch­en und Chor-Stücken. Dabei einten sich Bläser, Streicher, Saiteninst­rumente, Cembalo und alle Stimmen in Auszügen aus Henry Purcells „The Fairy Queen“. Wilde Läufe, tänzerisch­e Partien, glänzendes Zusammensp­iel machten aus dem Schlusswer­k dieses Konzerts eine kleine Kostbarkei­t. Chor und Solisten im klangvolle­n Miteinande­r, glorios, beeindruck­end, vital das Zusammenwi­rken von allen Kursteilne­hmern, die die Emotionen und Klangfarbe­n in allen Facetten gestaltete­n und mit Freude zelebriert­en, was der Jubiläums-Sommerakad­emie sehr wohl zur Ehre gereichte.

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Foto: Brigitte Clemens Das Abschlussk­onzert im Rahmen der Sommerakad­emie geriet zum instrument­alen und vokalen Hörgenuss.

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