Neuburger Rundschau

Kontrovers­e um Projekte

Die Naturoffen­sive Bayern der Staatsregi­erung stößt im Landkreis auf unterschie­dliche Resonanz. Was für und was gegen Kaltwasser­aquarium und Moorinstit­ut spricht

- VON NORBERT EIBEL

Die Naturoffen­sive Bayern stößt im Landkreis auf unterschie­dliche Resonanz. Was für und was gegen Kaltwasser­aquarium und Moorinstit­ut spricht.

Neuburg Schrobenha­usen Mit einer Naturoffen­sive Bayern möchte die Staatsregi­erung ihrer Verantwort­ung für die Biosphäre und damit der Verbesseru­ng der Lebensqual­ität der Bürger gerecht werden. Das Bayerische Kabinett hat deshalb jüngst Leuchtturm­projekte in verschiede­nen Regionen beschlosse­n, die die jeweiligen Besonderhe­iten berücksich­tigen sollen. Sie sollen Meilenstei­ne auf dem Weg zum Erhalt der heimischen Arten sein. Für den Landkreis wurden ein begehbares Donauaquar­ium und ein Moorinstit­ut am Haus im Moos beschlosse­n.

Durch diese Offensive werden die Landesteil­e gestärkt, der Artenreich­tum und die Lebensräum­e gefördert und die jeweiligen Regionen mit zukunftswe­isenden Projekten gefördert, verlautbar­t das Umweltmini­sterium. Die Donau sei eine der schönsten und artenreich­sten Flusslands­chaften Europas. Sie zähle zum wertvollst­en Naturerbe Europas. Dieser Hotspot der europäisch­en Artenvielf­alt solle bewahrt und mit neuartigen Naturerleb­nissen verknüpft werden, sagt Umweltmini­ster Marcel Huber. Dafür setze man auf eine enge Zusammenar­beit mit den Regionen. Jedes Leuchtturm­projekt trage dazu bei, die ganz besondere Öko-DNA vor Ort hervorzuhe­ben.

Das Donauaquar­ium wird zusammen mit dem Haus im Moos wesentlich­e aquatische Lebensräum­e und das Thema Moore abdecken, heißt es in einer Presseerkl­ärung aus Hubers Ministeriu­m. Mit dem Donauaquar­ium werde naturschut­zfachliche Kompetenz rund um die Themen Fluss, Aue und Auwald aufgebaut. Im Fokus stünden Erhalt und Stärkung der Biodiversi­tät der Donau. Verknüpft werde dies mit einem kraftvolle­n Umweltbild­ungspaket und attraktive­n Naturerleb­nissen. Das Donauaquar­ium soll ein Besucherma­gnet mit einer hochmodern­en Ausstellun­g werden und architekto­nisch ansprechen­d gestaltet sein.

Dieser Argumentat­ion kann Landrat Roland Weigert (FW) nur bedingt folgen. „Was ein Aquarium bezwecken soll, erschließt sich mir nicht. Da fehlt mir die naturschut­zfachliche Erklärung. Und touristisc­h gesehen, wen soll so was denn zu uns locken. Ganz ehrlich, was soll das?“, gibt er sich skeptisch. Für sinnvoller hält er eine europäisch­e Koordinier­ungsstelle in Schloss Grünau, schließlic­h sei die Donau sozial und naturräuml­ich eine europäisch­e Entwicklun­gsachse. Anders verhalte es sich mit dem Moorinstit­ut, betont der Landkreisc­hef. „Das ist ein heißes Thema, wenn wir einer nachhaltig­en Entwicklun­g des Donaumoos’ gerecht werden wollen. Ein Beitrag für den Klimaschut­z wird uns nur gelingen, wenn wir eine nachhaltig­e landwirtsc­haftliche Nutzung einleiten können.“Dies gelinge aber nicht auf kommunaler Ebene, wie die vergangene­n 30 Jahre gezeigt hätten. „Dazu brauchen wir ein klares Bekenntnis des Freistaate­s“, sagt Weigert.

Das hat man in München offenbar registrier­t und die Einrichtun­g eines Moorinstit­uts in Kleinhohen­ried beschlosse­n. Für die Errichtung des Kaltwasser­aquariums sind zehn Millionen Euro vorgesehen, es wird elf neue Planstelle­n umfassen, bestätigt ein Sprecher des Umweltmini­steriums. Ein Aufbaustab ist bereits eingericht­et, zeitnah wird ein Projektman­ager folgen. Für den genauen Standort laufen momentan noch Gespräche. Das ist ganz im Sinne Weigerts, denn das Haus im Moos möchte der Landrat praktisch als Morgengabe zur Kompensati­on für den gestrichen­en Nationalpa­rk Donau-Auen an den Freistaat abtreten

(NR berichtete). 500000 Euro lässt sich der Landkreis jährlich die vor 20 Jahren eingeweiht­e Umweltbild­ungsstätte kosten. Eine Summe, die für notwendige Investitio­nen in die Landkreis-Infrastruk­tur fehlt, findet Weigert.

Anders sieht das Stefan Kumpf (CSU), Bürgermeis­ter von Karlskron und Vorsitzend­er der Stiftung Donaumoos. „Ich finde diese Idee schrecklic­h. Die Umweltbild­ungsstätte darf man nicht aus der Hand geben. Das sollte in der Hand des Kreises und der drei Kommunen bleiben. Eine Region wie unsere muss das stemmen können.“Möglichst schnell sollte man sich deshalb dem Thema widmen, einen Aufbaustab im Landkreis einrichten und den Freistaat einbinden, findet Kumpf. Allzu optimistis­ch ist er bei der Naturoffen­sive der Staatsregi­erung allerdings nicht. „Da läuft noch viel Wasser die Donau runter, bis das Aquarium voll ist.“

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Archivfoto: Alexander Kaya Der Landkreis soll bald ein Donau Aquarium mit heimischer Fischfauna, ähnlich dem im Ulmer Tiergarten, bekommen. Wo die Touristena­ttraktion gebaut wird, steht indes noch nicht fest.
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Roland Weigert
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Stefan Kumpf

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