Kontroverse um Projekte
Die Naturoffensive Bayern der Staatsregierung stößt im Landkreis auf unterschiedliche Resonanz. Was für und was gegen Kaltwasseraquarium und Moorinstitut spricht
Die Naturoffensive Bayern stößt im Landkreis auf unterschiedliche Resonanz. Was für und was gegen Kaltwasseraquarium und Moorinstitut spricht.
Neuburg Schrobenhausen Mit einer Naturoffensive Bayern möchte die Staatsregierung ihrer Verantwortung für die Biosphäre und damit der Verbesserung der Lebensqualität der Bürger gerecht werden. Das Bayerische Kabinett hat deshalb jüngst Leuchtturmprojekte in verschiedenen Regionen beschlossen, die die jeweiligen Besonderheiten berücksichtigen sollen. Sie sollen Meilensteine auf dem Weg zum Erhalt der heimischen Arten sein. Für den Landkreis wurden ein begehbares Donauaquarium und ein Moorinstitut am Haus im Moos beschlossen.
Durch diese Offensive werden die Landesteile gestärkt, der Artenreichtum und die Lebensräume gefördert und die jeweiligen Regionen mit zukunftsweisenden Projekten gefördert, verlautbart das Umweltministerium. Die Donau sei eine der schönsten und artenreichsten Flusslandschaften Europas. Sie zähle zum wertvollsten Naturerbe Europas. Dieser Hotspot der europäischen Artenvielfalt solle bewahrt und mit neuartigen Naturerlebnissen verknüpft werden, sagt Umweltminister Marcel Huber. Dafür setze man auf eine enge Zusammenarbeit mit den Regionen. Jedes Leuchtturmprojekt trage dazu bei, die ganz besondere Öko-DNA vor Ort hervorzuheben.
Das Donauaquarium wird zusammen mit dem Haus im Moos wesentliche aquatische Lebensräume und das Thema Moore abdecken, heißt es in einer Presseerklärung aus Hubers Ministerium. Mit dem Donauaquarium werde naturschutzfachliche Kompetenz rund um die Themen Fluss, Aue und Auwald aufgebaut. Im Fokus stünden Erhalt und Stärkung der Biodiversität der Donau. Verknüpft werde dies mit einem kraftvollen Umweltbildungspaket und attraktiven Naturerlebnissen. Das Donauaquarium soll ein Besuchermagnet mit einer hochmodernen Ausstellung werden und architektonisch ansprechend gestaltet sein.
Dieser Argumentation kann Landrat Roland Weigert (FW) nur bedingt folgen. „Was ein Aquarium bezwecken soll, erschließt sich mir nicht. Da fehlt mir die naturschutzfachliche Erklärung. Und touristisch gesehen, wen soll so was denn zu uns locken. Ganz ehrlich, was soll das?“, gibt er sich skeptisch. Für sinnvoller hält er eine europäische Koordinierungsstelle in Schloss Grünau, schließlich sei die Donau sozial und naturräumlich eine europäische Entwicklungsachse. Anders verhalte es sich mit dem Moorinstitut, betont der Landkreischef. „Das ist ein heißes Thema, wenn wir einer nachhaltigen Entwicklung des Donaumoos’ gerecht werden wollen. Ein Beitrag für den Klimaschutz wird uns nur gelingen, wenn wir eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung einleiten können.“Dies gelinge aber nicht auf kommunaler Ebene, wie die vergangenen 30 Jahre gezeigt hätten. „Dazu brauchen wir ein klares Bekenntnis des Freistaates“, sagt Weigert.
Das hat man in München offenbar registriert und die Einrichtung eines Moorinstituts in Kleinhohenried beschlossen. Für die Errichtung des Kaltwasseraquariums sind zehn Millionen Euro vorgesehen, es wird elf neue Planstellen umfassen, bestätigt ein Sprecher des Umweltministeriums. Ein Aufbaustab ist bereits eingerichtet, zeitnah wird ein Projektmanager folgen. Für den genauen Standort laufen momentan noch Gespräche. Das ist ganz im Sinne Weigerts, denn das Haus im Moos möchte der Landrat praktisch als Morgengabe zur Kompensation für den gestrichenen Nationalpark Donau-Auen an den Freistaat abtreten
(NR berichtete). 500000 Euro lässt sich der Landkreis jährlich die vor 20 Jahren eingeweihte Umweltbildungsstätte kosten. Eine Summe, die für notwendige Investitionen in die Landkreis-Infrastruktur fehlt, findet Weigert.
Anders sieht das Stefan Kumpf (CSU), Bürgermeister von Karlskron und Vorsitzender der Stiftung Donaumoos. „Ich finde diese Idee schrecklich. Die Umweltbildungsstätte darf man nicht aus der Hand geben. Das sollte in der Hand des Kreises und der drei Kommunen bleiben. Eine Region wie unsere muss das stemmen können.“Möglichst schnell sollte man sich deshalb dem Thema widmen, einen Aufbaustab im Landkreis einrichten und den Freistaat einbinden, findet Kumpf. Allzu optimistisch ist er bei der Naturoffensive der Staatsregierung allerdings nicht. „Da läuft noch viel Wasser die Donau runter, bis das Aquarium voll ist.“