Lehmann muss auf die Anklagebank
Das Landgericht Ingolstadt hat die Anklage gegen den Alt-Oberbürgermeister zugelassen
Ingolstadt Das Landgericht Ingolstadt hat die Anklage gegen den Alt-Oberbürgermeister Alfred Lehmann und zwei weitere Mitangeklagten wegen Bestechlichkeit und Untreue zugelassen. Das heißt, der 68-Jährige muss sich demnächst für umstrittene Geschäfte während seiner Amtszeit vor Gericht verantworten. Wann gegen ihn vor der zuständigen 1. Strafkammer des Landgerichts verhandelt wird, steht indes noch nicht fest. Aufgrund der Komplexität und des Umfangs der Anklage werde mit mehr als zehn Verhandlungstagen gerechnet, teilte das Landgericht am Freitag mit. Weiter heißt es in der Pressemitteilung: Die Terminabstimmung werde in den nächsten Wochen zwischen Kammer und den insgesamt fünf Verteidigern Lehmanns erfolgen. Es sei mit einem Prozessbeginn nicht vor Anfang 2019 zu rechnen.
Lehmann, der bis 2014 Rathauschef war, ist einer von rund einem Dutzend Beschuldigter in der Klinikumsaffäre. Zur Last gelegt werden ihm Mauscheleien bei diversen Grundstückskäufen. So soll der Erwerb mehrerer Appartements auf dem Gelände der Pionierkaserne an der Manchinger Straße vor Jahren nicht rechtens gewesen sein. Zudem war Lehmann zu dem Zeitpunkt in seiner Funktion als Oberbürgermeister auch Verwaltungsrats-Vorsitzender der Stadttochter IFG. Und die hatte seinerzeit die Häuser vom Bund erworben und dann weiterverkauft. Auch der private Kauf einer Wohnung an der Sebastianstraße soll Gegenstand der Verhandlung sein. Dort war nach dem Abriss des alten Krankenhauses ein moderner Wohnkomplex entstanden. Das Klinikum hatte das Grundstück verkauft und Lehmann als Aufsichtsratsvorsitzender später die Wohnung von genau jenem Bauträger erstanden.
Neben den Immobiliengeschäften geht es auch um Lehmanns frühere Tätigkeit als Berater für einen Münchener Personalvermittler. Nach seiner Zeit im Rathaus saß der Angeklagte bis zu seinem Rücktritt am 1. Dezember 2016 im Stadtrat und war weiter Aufsichtsrat des Klinikums. In dieser Zeit arbeitete er für das Unternehmen als sogenannter Senior Advicer. Währenddessen hatte der Personalvermittler unter anderem den aktuellen ärztlichen Direktor des Klinikums vermittelt.
Laut Anklageschrift wird Ingolstadts Alt-OB Alfred Lehmann Folgendes vorgeworfen: Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall, davon einmal in Tateinheit mit zwei Fällen der Untreue in einem besonders schweren Fall.
In der Hauptverhandlung ist die Strafkammer mit drei Richtern einschließlich des Vorsitzenden und zwei Schöffen besetzt. Lehmanns Verteidiger Jörg Gragert wollte sich gestern auf Anfrage nicht in der Sache äußern.