Ein Sack voller Ideen
Gießen, Montieren, Formen, Schnitzen – im Bildhauerkurs der Sommerakademie ist das alles möglich. Unsere Autorin Annemarie Meilinger hat mitgemacht und berichtet von ihren Erfahrungen
Unsere Mitarbeiterin Annemarie Meilinger ist seit vielen Jahren Teilnehmerin der Neuburger Sommerakademie. Seit 1996 hat sie 19 Mal an Kursen teilgenommen, dazu viermal, als es noch ein Kursangebot in den Osterferien gab. Von Fotografie, Drachenbau, Schmuck über Zeichnen und Japanischem Holzschnitt und Malerei hat sie so ziemlich alles ausprobiert, was die Akademie anbot. In diesem Jahr hat sie sich ganz spät zu einem Kurs entschlossen und berichtet hier über ihre Erfahrungen. Neuburg Eigentlich wollte ich in diesem Jahr überhaupt nicht an der Sommerakademie teilnehmen, denn eigentlich habe ich keine Zeit und eigentlich schon viel zu viele Projekte, die ich auch ohne Kurs anpacken oder endlich mal fertigstellen könnte. Dann ist mir „Hystrix 1“im Landratsamt begegnet, ein hölzernes Monstrum, zusammengesetzt aus vielen Einzelteilen, monströs und filigran zugleich – beeindruckend. Ein Blick auf Seite zehn des Programms genügte – da war eine breite Material- und Formenvielfalt abgebildet – dann fragte ich nach einem Platz. Ich hatte Glück: In der zweiten Kurswoche war noch ein Platz frei.
Der Kurs „Bildhauerei“wird von Thomas Breitenfeld geleitet. Er ist neu an der Neuburger Sommerakademie, wie auch Hanne Kroll und Philipp Kummer bei den Malern. Der Wechsel der Dozenten gehört zu den Grundsätzen der Akademie, jedenfalls bei der bildenden Kunst. Die Möglichkeiten, die Thomas Breitenfeld anbietet, scheinen unbegrenzt: Gießen, Montieren, Formen, Schnitzen, alles ist möglich. Silikon, Ton, Kunstharz, Gips und alles was mitgebracht wird, kann verarbeitet werden.
In der zweiten Kurswoche kann man schon die Ergebnisse der ersten sehen. In allen Ecken stehen mehr oder weniger fertige Objekte. Inge aus Frankfurt kommt seit vielen Jahren nach Neuburg. Sie hat einen Knochen abgeformt, den sie später in einen Drahtkäfig einhaust. Die Neuburger Künstlerin Beate HubHolz, bauer hat aus zwei Gießkannen und Metallteilen eine grazile Skulptur geschaffen, und eine wuchtige aus Schaumstoff, dann ist sie in einen Malkurs gewechselt.
In der zweiten Woche kommt mit mir auch Renate Mayer in den Kurs. Sie hat ein großes Projekt geplant: Von verwittertem Holz und einem knubbeligen Zierkürbis macht sie Silikonabgüsse, um diese dann mit Gips auszugießen. Zusammengesetzt entsteht daraus die Urform für einen späteren Bronzeguss, doch da ist noch viel Arbeit dazwischen. Sie ist die Einzige, die in der Hitze im Marstallhof aushält, die meisten Kursteilnehmer haben sich in den kühleren Boxenstall zurückgezogen.
Dort arbeitet auch die Ingolstädterin Sonja Habla. Die Produkte der ersten Kurswoche umgeben den Arbeitsplatz, der angefüllt ist mit einer Materialsammlung: Schaumstoffe, Baumrinde, ein Fahrradschlauch und ein Sack Golftees. Sonja hat viele Ideen, was aus den verschiedenen Materialien werden soll, und der Holzbildhauer und Glockengießermeister Thomas Breitenfeld hat dazu immer einen Vorschlag, wie man sie technisch und formal umsetzen könnte. Auch für mein Projekt – ein Flugobjekt aus Plastikstreifen und Nieten – sucht er nach Lösungen und er repariert geduldig meine Nietenzange, als sie wieder einmal klemmt.
Meine Sammlung krummer Nägel wird von Günther verarbeitet, der daraus mit viel Geduld eine Art „Windwurf“-Fläche gestaltet. Für die Kartonhüllen, die ich seit Jahren aufhebe, habe ich schon mehrere Ideen. Ich werde sie zerschneiden und neu zusammensetzen. Von meinem mitgebrachten Sack Plastikbänder habe ich nur wenig verarbeitet. Ich werde ihn wieder mit nach Hause nehmen, dazu einen Sack voller Ideen, was ich mit meiner umfangreichen Materialsammlung weiterhin anstellen werde.