Kein Wunder, dass 16-Jährige nichtssagend werden
Dietmar Hopp ist in Hoffenheim im Endeffekt doch auch nichts anderes als ein Investor. Rettig: Dass der Druck des Kapitals eine Rolle spielt, will ich nicht verhehlen. Hopp hat aber das Geld nicht aus Marketinggründen investiert. Er hat einen altruistischen Ansatz gewählt, er hat sein versteuertes Geld, also sein Privatvermögen, in Infrastruktur, Nachwuchs und soziale Projekte gesteckt. Das hat eine andere Qualität, als wenn Konzerne wie Bayer, VW oder Red Bull als werbetreibende Tochter auftreten, einem Klub einen finanziellen Vorteil verschaffen und obendrein steuerrechtlich profitieren.
Das heißt, Sie sehen durch Investoren nicht die Chance, die Meisterschaft ausgeglichener zu gestalten.
Rettig: Das ist doch eine naive Vorstellung, es wäre nicht mehr als der Beginn eines Rattenrennens. Es würde sich nur um X-Millionen nach oben verschieben. Die Werthaltigkeit der Anteile des FC Bayern ist um ein Vielfaches höher als die eines anderen Bundesligisten. Aufgrund der Marktmechanismen müsste jeder Bundesligist Anteile verkaufen. Übrigens: Die erfolgreichsten Klubs im europäischen Fußball sind mit Real Madrid, dem FC Barcelona und dem FC Bayern Vereine, die die 50+1-Kriterien erfüllen.
Ein Argument ist, international wäre die Bundesliga wettbewerbsfähiger. Rettig: Wenn deutsche Mannschaften rausgeflogen sind, dann nicht gegen Topklubs, sondern Teams aus Schweden, Portugal oder Frankreich. Einen Wettstreit mit Oligar- Ich wundere mich sehr, dass der DFB sich bisher nicht zur Zukunft geäußert hat.
Was schlagen Sie beispielsweise für den Nachwuchs vor?
Rettig: Wir brauchen ein noch klareres Bekenntnis zum Nachwuchs und müssen mehr investieren. Wir haben den Pass mit der Innenseite gelehrt, leider haben wir dem Nachwuchsspieler, salopp gesagt, auch die Unterhosen gebügelt. Er hat das Rundum-sorglos-Paket gebucht und wir haben vergessen, ihn am realen Leben teilnehmen zu lassen. Kein Wunder, dass uns Typen fehlen, wenn 16-Jährige nach Medienschulungen gestelzte Worthülsen von sich geben und nichtssagend und konturlos werden. Wir müssen Spieler als Persönlichkeiten entwickeln, aber auch deren Trainer. Die Trainingsbelastung kann jeder steuern, die Trainer benötigen aber mehr Führungskompetenz. Daher sind in der Trainerausbildung aus meiner Sicht Persönlichkeitstests zwingend.
Sie waren selbst Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, jetzt zählen Sie zu deren Kritikern. Was stört Sie? Rettig: Christian Seifert als Geschäftsführer vermarktet die DFL und ihre Klubs exzellent. Allerdings findet der Sport in der DFL auf Geschäftsführerebene gar nicht mehr statt. Auch das Lizensierungsverfahren muss überdacht werden, noch entscheiden hier Klubvertreter über ihre Wettbewerber.
Nach der WM stand auch der DFB massiv in der Kritik.
Rettig: Dort muss weniger parteipolitisch agiert werden, wir brauchen eher eine Instanz für Moral und