Sein und Zeit
Die EU hat ihre Bürger befragt. Nun wird es spannend
Wenn heute die Turmuhren Mitternacht schlagen, dann geht es um nichts weniger als die Zukunft unseres schönen Kontinentes. Dann endet die Online-Meinungsumfrage der EU zur Zeitumstellung. Soll sie abgeschafft werden? Wenn ja, welche Zeit soll künftig dauerhaft gelten: die Sommer- oder die Winterzeit? Diese Fragen will die EU beantwortet wissen. Und auf Basis der Ergebnisse wird die Kommission den Mitgliedsländern und dem EUParlament bald einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten.
Ergebnisse liegen natürlich noch nicht vor. Aber Experten rechnen für Deutschland mit einer deutlichen Mehrheit zugunsten einer ewigen Sommerzeit. Das will gut sein.
Erinnern wir uns doch noch mit Schaudern an das Deutschland vor 1980. Was war die winterzeitliche Bundesrepublik? Richtig: ein Schwarz-Weiß-Land. Symptomatisch: Die verregnete Fußball-WM 1974, das legendäre PolenSpiel in der Badewanne von Frankfurt. Der Gegenentwurf: die sommerzeitliche WM 2006. Wir bestellten bei Tageslicht um
22 Uhr noch einen Cocktail und bewiesen der Welt, dass das farbige Deutschland inzwischen in der Karibik liegt. Und dass wir fröhlich feiern können wie die Weltmeister, obwohl wir gar nicht Weltmeister wurden. Kommt nun die dauerhafte Winterzeit zurück? Zur kalten Jahreszeit morgens weiter bei Dunkelheit aus dem Haus, abends bei Dunkelheit zurück? Wie entwürdigend! Gälte künftig die Sommerzeit auch im Winter, hätten wir zumindest abends noch ein bisschen Chance auf ein paar Lichtstrahlen. Von den schönen langen Sommerabenden ganz zu schweigen. Ja, ab heute Nacht, da geht es um viel.