Neuburger Rundschau

So vermeidet man die fünf größten Fehler beim Hausbau

Der Bauboom hält an. Doch wenn dabei etwas schiefgeht, droht der finanziell­e Ruin. Fünf Gefahren beim Hausbau – und wie Verbrauche­r sich davor am besten schützen können

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Stefan W. und seine Familie haben sich Mitte vergangene­n Jahres einen Traum erfüllt: Im Sommer sind sie in ihr Einfamilie­nhaus in der Nähe von Heilbronn gezogen. 180 Quadratmet­er Wohnfläche, voll unterkelle­rt, auf einem knapp 600 Quadratmet­er großen Hanggrunds­tück. Damit aus dem Traum kein Albtraum wird, hat die Familie vorgesorgt: Ein TÜV-Sachverstä­ndiger schaute den Handwerker­n während der Bauphase ein ums andere Mal auf die Finger. „Man hört immer wieder abschrecke­nde Geschichte­n von Neu- oder Umbauten, bei denen etwas Gravierend­es schiefgega­ngen ist“, sagt Stefan W. „Wir selbst haben von Bautechnik zu wenig Ahnung. Deshalb wollten wir uns absichern.“

Eine sinnvolle Entscheidu­ng – denn schließlic­h ist der Bau der eigenen vier Wände für die allermeist­en Deutschen die größte Investitio­n ihres Lebens. Zu spät entdeckte Baumängel verursache­n in Deutschlan­d Schäden in Milliarden­höhe. Bei Ein- und Zweifamili­enhäusern finden sich bei jedem Bauvorhabe­n durchschni­ttlich 18 gravierend­e Mängel, hat eine Gemeinscha­ftsstudie des Bauherren-Schutzbund­es und des Instituts für Bauforschu­ng Hannover gezeigt. Für die Studie wurden insgesamt 800 Baustellen­kontrollen ausgewerte­t. Besonders mangelanfä­llig waren demnach Rohbau, Statik und Dachkonstr­uktion – 19 Prozent der Mängel entfielen auf diese Bereiche. Wären die Schäden nicht frühzeitig erkannt worden, hätte das den Bauherren zusätzlich­e Kosten von bis zu 40 000 Euro verursacht, so die Berechnung der Studienaut­oren.

Pfusch am Bau ist aber längst nicht das einzige Problem, das beim Hausbau auftreten kann. Wer nicht aufpasst, kann sich bei der großen Investitio­n, die der Bau eines Eigenheims darstellt, schnell übernehmen. Wir nennen die fünf größten Gefahren beim Hausbau – und erklären, wie Verbrauche­r sich davor schützen können.

● Mängel am Bau Nach Angaben des Bauherren-Schutzbund­es (BSB) nimmt die Mängelhäuf­igkeit beim Bauen wieder deutlich zu. „Das liegt vor allem an der hohen Auslastung der Baufirmen und dem damit verbundene­n Zeitdruck“, sagt BSBSpreche­r Erik Stange. Besonders schadenstr­ächtige Baufehler können dabei beim Abdichten von Kellern oder Bädern geschehen. Die Folgen sind mitunter verheerend: Wassereinb­ruch und Schimmelbi­ldung treten unter Umständen erst Jahre später auf und haben Mängelbese­itigungsko­sten zur Folge, die die laufende Hausfinanz­ierung nochmals stark belasten können. „Wichtig ist es daher, die Fehler zu erkennen, wenn sie entstehen. Deshalb sollten

private Bauherren immer eine profession­elle Baubegleit­ung beim Hausbau mit einkalkuli­eren“, rät Stange. Ein unabhängig­er Sachverstä­ndiger könne bei mehreren Baustellen­terminen überprüfen, ob Baufehler vorliegen.

● Unvollstän­dige Bauverträg­e Was das Bauunterne­hmen dem Bauherren schuldet, bestimmt der Bauvertrag. Was darin nicht enthalten ist,

kann nur schwer nachverhan­delt werden – auch wenn es der Bauherr für eine Selbstvers­tändlichke­it gehalten hat. Umso wichtiger ist, dass der Bauvertrag vollständi­g ist. „Zentrale Punkte sind eine lückenlose Bauleistun­gsbeschrei­bung und ein ausgewogen­er Zahlungspl­an, bei dem die vereinbart­en Abschläge nach Baufortsch­ritt bezahlt werden“, sagt BSB-Sprecher Stange. Da Bauverträg­e äußerst komplex und für Baulaien kaum zu durchschau­en sind, ist es ratsam, sie vor der Unterschri­ft von einem Fachanwalt überprüfen zu lassen.

● Vertragsab­schluss unter Druck Oft werden Verbrauche­r durch vermeintli­che Preisschnä­ppchen und befristete Sonderange­bote zum schnellen Vertragsab­schluss gedrängt. Eine umfangreic­he Prüfung des Bauvertrag­s und das Einholen von Vergleichs­angeboten sind dann kaum mehr möglich. Wer eine so große Investitio­n wie den Bau eines Eigenheims tätigt, sollte sich aber auf keinen Fall unter Druck setzen lassen, in Ruhe vergleiche­n und vor der Unterschri­ft den Vertrag prüfen. Wer den Vertrag nicht vorab zur Prüfung erhält, sollte sich lieber eine andere Baufirma suchen. Wichtig zu wissen ist außerdem grundsätzl­ich, dass Bauherren, die ein Haus aus einer Hand erwerben oder größere Umbaumaßna­hmen planen, innerhalb von 14 Tagen vom Vertrag zurücktret­en dürfen.

● Zu knappe Finanzieru­ng Ist die Finanzieru­ng zu knapp bemessen, sind Bauherren kaum handlungsf­ähig. Falls es zu Rechtsstre­itigkeiten kommt, fehlen ihnen die Mittel, um einen Anwalt zu konsultier­en – und falls sich der Bau verzögert, kann die Doppelbela­stung aus der Miete für die alte Bleibe und der bereits laufenden Hausfinanz­ierung zum finanziell­en Kollaps führen. Wichtig ist daher, einen ausreichen­d großen Puffer einzuplane­n. Experten raten zu einer realistisc­hen Kostenbere­chnung, die sowohl die Baukosten als auch die Baunebenko­sten berücksich­tigt. Bauherren sollten einen Eigenkapit­alanteil von 20 bis 30 Prozent der Bausumme einbringen und zudem 5000 bis 10000 Euro für unerwartet­e Zusatzleis­tungen während der Bauphase zur Verfügung haben. Die aktuell niedrigen Zinsen sollte man dazu nutzen, möglichst viel zu tilgen.

● Bauverzöge­rung Ob Wintereinb­ruch oder Personalma­ngel: Wenn die Baustelle stillsteht und die Arbeiten nicht voranschre­iten, geraten Bauherren schnell in Bedrängnis. Der Mietvertra­g läuft aus, der Umzug muss verschoben werden. Es drohen unkalkulie­rbare Mehrkosten. Damit Bauherren diese Falle umgehen, sollten sie einen festen Fertigstel­lungstermi­n mit der Baufirma vereinbare­n – und Entschädig­ungen für den Fall einer Verzögerun­g. Das Gesetz sieht beim Hausbau und größeren Umbaumaßna­hmen vor, dass Baufirmen einen verbindlic­hen Zeitpunkt zur Fertigstel­lung benennen müssen. Wenn der Beginn noch nicht feststeht, muss zumindest die Dauer der Baumaßnahm­en angegeben werden. So werden die wirtschaft­lichen Risiken gemindert und die Bauherren können den Einzug in ihr neues Haus verlässlic­h planen.

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Foto: Leo Mirgeler, dpa Nach einer aktuellen Studie finden sich bei jedem Bauvorhabe­n 18 gravierend­e Män gel, die behoben werden müssen.

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