Neuburger Rundschau

Nach der Affäre um Mesut Özil räumt nun der DFB-Chef Fehler ein

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

DFB-Präsident Reinhard Grindel hat sich geäußert. Und eingeräumt, persönlich­e Fehler gemacht zu haben: Im Umgang mit Mesut Özil sei einiges nicht optimal gelaufen. Auch in der Führung der Nationalma­nnschaft habe es den ein oder anderen Fehler gegeben. Dass die deutschen Hoffnungst­räger bis in die Puppen an ihrer Playstatio­n gesessen haben und erst nachdem die Reiseleitu­ng ihnen das WLAN abgeknipst hatte, ins Bett schlüpften – nicht so gut. Sogar der unsägliche Slogan „Die Mannschaft“für die Nationalel­f, eine Erfindung von Teammanage­r Oliver Bierhoff, werde auf den Prüfstand gestellt.

Fehler eingestehe­n, sich selbstkrit­isch zeigen, auf die Kritiker zugehen: Das ist eine Verhaltenr­egel, wie sie Krisenmana­ger lehren, um Zeit zu gewinnen. Im Falle von Grindel ist man geneigt zu sagen: Mehr auch nicht.

Dafür wirkt Grindel in der Aufarbeitu­ng des WM-Debakels zu wenig souverän. Die Erklärunge­n des ehemaligen CDU-Abgeordnet­en kommen scheibchen­weise und ohne Überzeugun­g daher. Dass Worthülsen wie „Die Mannschaft“in den Papierkorb wandern und die Ticketprei­se für Freundscha­ftsspiele künftig wieder etwas günstiger werden könnten, dürfte die Fans freuen. Das alleine wird aber nicht helfen, das angeschlag­ene Image des Verbands und seines Präsidente­n aufzupolie­ren. Bei der Frage, was nun konkret besser werden soll, verweist Grindel auf die WM-Analyse von Bundestrai­ner Löw, die dieser am 29. August vorstellen will.

Es gehört zu den Eigenheite­n des Sports und insbesonde­re des Fußballs, dass vielleicht nicht alles, aber doch vieles über den Erfolg geregelt wird. Zeigt die DFB-Elf Anfang September gegen Weltmeiste­r Frankreich eine gute Leistung, sieht die sportliche Welt schon wieder besser aus.

Grindels Endspiel steht aber später an: Am 27. September wird entschiede­n, ob Deutschlan­d die Europameis­terschaft 2024 austragen darf. Der einzige Konkurrent ist pikanterwe­ise die Türkei. Das Land, in dem Mesut Özil seine Wurzeln hat, galt bis vor einigen Monaten noch als klarer Außenseite­r. Durch die Rassismus-Vorwürfe des ehemaligen Nationalsp­ielers sind die Chancen des Landes womöglich gestiegen.

Der DFB und sein Präsident Grindel sind sichtlich bemüht, bis dahin möglichst wenig Staub aufzuwirbe­ln. Auch die Abteilung Attacke der Bundesliga um Bayern-Boss Hoeneß und BVB-Chef Watzke nimmt sich in Richtung DFB und Grindel verhältnis­mäßig zurück. Diese Waffenruhe könnte ab dem 27. September vorbei sein – erst recht, wenn Deutschlan­d nicht den EM-Zuschlag erhält.

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