Neuburger Rundschau

Frauen ans Konzern-Steuer!

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine

Die Kritik des einstigen SiemensChe­fs Peter Löscher richtete sich zwar an den eigenen Konzern, passt aber bestens auf Volkswagen. So hatte der Vorgänger von Joe Kaeser angemerkt, der Elektro-Riese sei „zu weiß, zu deutsch, zu männlich“. Was Siemens betrifft, sind die Worte des Österreich­ers auf fruchtbare­n Boden gefallen. Denn das Unternehme­n wurde auch auf Führungseb­ene zumindest etwas weiblicher und internatio­naler, was für einen Global Player eigentlich selbstvers­tändlich sein sollte.

Dabei ist der Konzernche­f – noch ein weißer, männlicher Bayer – der politischs­te Siemens-Chef aller Zeiten. Kaeser mischt sich wohltuend kritisch in ein Deutschlan­d ein, das aus Sicht der AfD deutsch und weiß bleiben sollte. Eine anachronis­tische Vorstellun­g, die auch Frauen aus den Reihen der reaktionär­en Truppe vertreten.

Siemens ist also vom einstigen Korruption­s-Konzern, der am Abgrund stand, zu einem modern und weltoffen gemanagten Unternehme­n mit moralische­m Anspruch geworden. Ein deutsches Wunder.

Volkswagen hingegen, der wohl deutschest­e aller deutschen DaxKonzern­e, hat einen langen Reformweg vor sich. Noch dominiert die Ruinenland­schaft des DieselSkan­dals das Wolfsburge­r Sittenbild. Der Vorstand des WeltautoRi­esen ist bis auf Hiltrud Dorothea Werner, die für „Integrität und Recht“zuständig ist, männlich. Die sieben Männer im VW-Führungskr­eis sind, wie Löscher einst bissig monierte, männlich und weiß.

So dominieren Männer-Cliquen weiter die deutsche Autoindust­rie. Dabei bräuchte die Branche längst einen Kulturwand­el. Erst wenn Integrität und Seriosität am Steuer sitzen, lassen die Staatsanwä­lte von den Auto-Managern ab. Erst wenn Ehrlichkei­t herrscht und Schluss ist mit dem Betrug bei Verbrauchs­und Abgaswerte­n, werden AutoManage­r nicht mehr eingesperr­t.

Dann sind die Vorstände der Konzerne hoffentlic­h weiblicher, bunter und unangepass­ter.

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