Nostalgie im Großformat
Zum zehnten Mal trafen sich am Wochenende Liebhaber alter Nutzfahrzeuge mit ihren Oldtimern in Neuburg. Die 40 Unimogs, Silowagen oder alte Feuerwehrautos begeisterten auch die Zuschauer
Neuburg „Wer lange schraubt, lebt lange“, schmunzelt Sebastian Künzner, legt die Werkzeuge beiseite, klappt die Motorhaube von seinem 61 Jahre alten Ford FK 2500 zu und startet beim Lkw- und Veteranentreffen zur Ausfahrt ins Altmühltal.
Dabei ist der 83-Jährige aus Wasserburg nicht allein. Bei der Rundfahrt im Rahmen der zehnten Zusammenkunft am Schleifmühlweg in Neuburg nehmen 40 Oldtimerfreunde mit ihren historischen Nutzfahrzeugen teil. Zahlreiche Zuschauer verfolgen bei Kaiserwetter den knatternden und röhrenden Konvoi und haben die Boliden am vergangenen Wochenende auf dem Betriebsgelände von Organisator Michael Kleinert im Fokus.
Das beeindruckende Bild histo- rischer Nutzfahrzeuge erfreute bereits bei der Ankunft am Samstagvormittag und sorgte bei den Veranstaltern für zufriedene Gesichter.
„Ich komme gerne hierher, nicht nur wegen der liebevoll gepflegten Fahrzeuge, sondern auch wegen der Geschichten, welche die Besitzer erzählen“, sagte der Besucher Manfred Klein. Und er kam gleich beim Eintreffen des ältesten Lkws des Treffens auf seine Kosten. „Mein Mercedes L5000 aus dem Jahre 1949 stammt von einem Schrottplatz bei Nürnberg“, berichtet Herbert Mörz. Stolz zeigt der Besitzer, der beruflich als Mechaniker und Fahrer zu tun hatte, auf die weitere Vorgeschichte seines Boliden. „Der L5000 wurde als Schlauchwagen bei der Feuerwehr in Hof eingesetzt und später als Bauwagen einer Teerfirma.“
Mörz hat den Mercedes über Be- kannte im bereits restaurierten Zustand erworben. „Aber es gibt immer etwas daran zu schrauben“, berichtet er.
Daneben präsentierte der Neuburger Jakob Winter einen Borgward. „Der hat 61 Jahre auf dem Buckel. Ich habe ihn vor zehn Jahren ersteigert und in Düsseldorf abgeholt“, sagt der Neuburger. Das Fahrzeug war beim Roten Kreuz und bei der Bundeswehr eingesetzt. „Aber auch das THW war im Besitz solcher Borgward und so habe ich mich für die Farbe blau entschieden“, betonte Winter, der immer wieder gerne bei dem im Zweijahresturnus stattfindenden Lkwund Veteranentreffen in seinem Heimatort teilnimmt.
Egal ob Unimogs, alte Feuerwehrautos, Silowagen oder Transporter, zur Zusammenkunft steuern die Enthusiasten aus Bayern, Baden Württemberg, Rheinland und aus Österreich das Gelände der Ottheinrichstadt an. „Das Treffen soll auch in dieser Größenordnung bleiben, das ist überschaubar und hat vor allem familiären Charakter“, unterstreicht Michael Kleinert. Der Veranstalter ist seit seiner Kindheit ein Fan von besonderen Trucks. „Ich bin im Ostend, das damals eine einzige Baustelle mit vielen besonderen Nutzfahrzeugen war, aufgewachsen.“In den 80er Jahren habe er dann mit der Sammlung von Nutzfahrzeugen angefangen und an Oldtimertreffen teilgenommen. Inzwischen besitzt er über 30 Fahrzeuge und viele Accessoires und Zubehör. Beispielsweise ein Walzenzug, eine historische Tankstelle, alte Verkehrsschilder und eine Werkstatt im alten Stil. Und mittendrin in diesem passenden Ambiente lädt er seit dem Jahr 2000 zur Zusammenkunft der Liebhaber von alten Nutzfahrzeugen. Überwiegend stammen die Oldies aus einer Zeit zwischen 1950 und 1970. Nicht nur was die Beteiligung der Veteranenbesitzer angeht, ist Michael Kleinert heuer zufrieden. „Uns freuen die vielen Zuschauer“, resümiert er mit Blick auf das gut besuchte Gelände.
Interessiert waren die Gäste auch daran, wie sich die Gefährte anhören und wie die Oldtimer fahren. Dazu war am Samstagnachmittag als Höhepunkt eine Ausfahrt angesagt. Ziel war das Technikmuseum an der Kratzmühle. Und nach Neuburg kamen die Teilnehmer am Abend für weitere Diesel- und Benzingespräche zurück. „Daran wird sich auch in zwei Jahren beim elften Treffen nichts ändern, ich bin wieder dabei“, freut sich der Senior Sebastian Künzner.