Gefährliche Chemikalien im Grundwasser
An mehreren Stellen in der Region wurden giftige Stoffe im Grundwasser nachgewiesen. Wie in Manching sind auch in Neuburg Löschschäume der Bundeswehr der Auslöser. Das Trinkwasser hingegen soll nicht betroffen sein
Neuburg Über Jahre hinweg hat die Feuerwehr des Neuburger Flugplatzes Löschschaum mit giftigen polyfluorierten Chemikalien, den sogenannten PFC-Stoffen verwendet. Diese Stoffe sind dadurch in den Boden und damit auch ins Grundwasser gelangt. Noch ist unklar, wie groß die Auswirkungen sind. Sicher ist, dass die gesundheitsschädlichen Stoffe in verschiedenen Konzentrationen an mehreren Stellen in der Region aufgetaucht sind.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass PFC-Stoffe stark gesundheitsgefährdend sein können. Jörg Drewes, Leiter des Lehrstuhls für Siedlungswasserwirtschaft an der Technischen Universität München, warnt vor den Folgen. So gebe es bereits Studien, die zeigen, dass PFC krebserregend sei. Außerdem sei nachgewiesen, dass die Chemikalien zu Entwicklungsstörungen und Darmkrankheiten führen können. Die Stoffe finden sich nicht nur in den inzwischen verbotenen Löschschäumen der Bundeswehr. Weil sie stark wasserabweisend wirken, finden sie sich auch in regenfester Kleidung oder auf teflonbeschichteten Pfannen. Ob die Stoffe dem Menschen gefährlich werden können, hängt von der Konzentration ab.
Die Bundeswehr teilt auf Anfrage mit, dass auf dem Neuburger NatoFlugplatz erstmals im Oktober 2013, beim Neubau eines Towers, PFC-Stoffe bei Grundwasseruntersuchungen festgestellt wurden. Nachfolgende Untersuchungen bestätigten, dass der vom Bayerischen Landesamt für Umwelt festgelegte Schwellenwert überschritten wurde. Es sei davon auszugehen, dass dadurch eine „schädliche Veränderung des Grundwassers“ausgelöst wurde. Die gesundheitsgefährdenden Stoffe im Grundwasser seien allerdings weitestgehend auf dem Flugplatz und nicht in Trinkwasserschutzgebieten festgestellt worden.
„Das wichtigste Lebensmittel, unser Trinkwasser, ist nicht mit PFC belastet“, teilt das Landratsamt auf Nachrage mit. In der Nähe des Flugplatzes existiere lediglich eine in Fließrichtung des Grundwassers liegende Wasserversorgungsanlage. Dort habe das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Proben genommen, die zeigten, dass es keinen Nachweis von PFC im Trinkwasser gebe. Dennoch räumt das Landratsamt ein, dass die Stoffe an anderer Stelle auftauchen. So konnten in mehreren Badeseen in der Nähe des Flugplatzes PFCKonzentrationen gemessen werden. Nämlich im Zeller und im Rosinger Weiher. Allerdings seien die Werte „gesundheitlich unbedenklich“.
Nach Aussage eines Sprechers der Bundeswehr habe man die gefährlichen Stoffe bei aktuellen Untersuchungen außerdem in zwei landwirtschaftlichen Bewässerungsbrunnen feststellen können. Sie sollen östlich beziehungsweise südöstlich des Flugplatzes liegen. Wie hoch die Konzentration dort ist, teilt die Bundeswehr nicht mit. Auf Nachfrage beim Landratsamt heißt es, dass die Untersuchungsergebnisse dazu noch nicht vollständig vorliegen. Erst nach Abschluss einer noch ausstehenden Detailuntersuchung könne man das Problem vollständig beurteilen. Wann diese abgeschlossen sein wird, sei allerdings „nicht absehbar“. Landrat Roland Weigert (Freie Wähler) versichert, dass man mit den zuständigen Behörden an den notwendigen Untersuchungen arbeite. „Wir müssen das sehr ernst nehmen“, sagt Weigert. „Das Grundwasser geht alle an“.
Auch in Ingolstadt und Manching (Landkreis Pfaffenhofen) gibt es Probleme mit PFC. Auf dem alten Bayernoil-Gelände im Südosten Ingolstadts wurden die Stoffe nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes erstmals 2010 nachgewiesen. Auch hier habe man über Jahre bei Übungen PFC-haltige Löschmittel verwendet. Seit 2016 wird das Areal mit großem Aufwand saniert. Den weiteren Angaben des Wasserwirtschaftsamtes in Ingolstadt zufolge wurden auch rund um die GunvorRaffinerie PFC nachgewiesen. Hier laufen weitere Untersuchungen noch.
Auch in Manching sorgen erhöhte PFC-Werte für Schlagzeilen. Hier sind vor allem die Ortsteile Westenhausen und Lindach betroffen. Sie grenzen unmittelbar an den von der Bundeswehr betriebenen Flughafen. Der Landkreis Pfaffenhofen hat hier im Mai eine Allgemeinverfügung erlassen. Der zufolge dürfen die Bewohner bis 2032 ihre Grundstücke nicht mehr aus den eigenen Brunnen bewässern, müssen ausgehobene Erde selbst reinigen und das auch zahlen. Eine Bürgerinitiative Betroffener hat sich gegründet. Ende des Monats soll die Gefährdungsabschätzung der Bundeswehr vorliegen. Danach kann eine Sanierung geplant werden.
Bei der Regierung von Oberbayern ist auf Veranlassung des bayerischen Umweltministeriums inzwischen eine Expertengruppe eingerichtet worden, die sich mit den Rechtsfragen zum Thema befasst.
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OInfo Das Umweltministerium hat eine PFC Infoline bei den Landesämtern für Umwelt (Tel.: 0821/9071 5102) bezie hungsweise für Gesundheit und Pflege (Tel.: 09131/6808 2497) eingerichtet.