Unterstaller Kirchenmauer hat wieder Halt
Die Stützpfeiler der St.-Magnus-Kirche mussten abgerissen werden, weil sie instabil waren und drohten, die Friedhofsmauer umzureißen. Warum Regenwasser dafür verantwortlich ist und wie es im September jetzt weitergeht
Bergheim Unterstall Vergangenes Jahr lag die Sanierung der Unterstaller Kirchenmauer Bürgermeister Tobias Gensberger noch wie ein Stein im Magen. Da stand noch im Raum, dass voraussichtlich ein sechsstelliger Betrag nötig sein wird, um die marode Mauer zu sichern. Doch nachdem die Experten herausgefunden haben, woran das alte Gemäuer krankt, kam die Entwarnung: Die Reparatur wird „nur“rund 35 000 Euro kosten.
Schon seit vielen Jahren beobachten die Gemeindeoberhäupter die denkmalgeschützte Mauer um den Friedhof der St.-Magnus-Kirche, wie Stefan Gößl von der Verwaltungsgemeinschaft Neuburg erklärt. Risse in der Mauer und in den beiden Stützpfeilern deuteten darauf hin, dass sich das Konstrukt bewegt. Die Frage war nur: Wodurch wird die Bewegung ausgelöst? Ein Ingenieurbüro hat schließlich die Antwort darauf gefunden.
Grund allen Übels waren die Strebepfeiler, die der Mauer ursprünglich Halt geben sollten. Denn sie haben sich von der Mauer losgerissen – bis zu einer Tiefe von sieben Zentimetern klafften die Lücken. In diese konnte nun ungehindert Regenwasser eindringen, das sich dort staute und bei Frost die Pfeiler immer weiter von der Mauer wegdrückte. Messungen haben gezeigt, dass sich die beiden Stützen innerhalb des vergangenen Jahres um mindestens einen Zentimeter talwärts bewegt hatten. Die Folge: Die Pfeiler stützen nun nicht mehr die Mauer, sondern drohen vielmehr, diese nach unten zu ziehen.
Um ein Gegengewicht herzustellen, wurden zunächst Rückverankerungen an den Pfeilern in Betracht gezogen. Die Umsetzung wäre allerdings teuer geworden, wie Gößl sagt, denn auf beiden Seiten der Mauer gibt es keinen tragfähigen Baugrund. Man hätte die Verankerungen mindestens fünf Meter tief setzen müssen, wozu großes und damit teures Bohrgerät erforderlich gewesen wäre.
Stattdessen schlug das Ingenieurbüro eine andere Vorgehensweise vor: Die instabilen Pfeiler werden nicht gestützt, sondern stattdessen entfernt – nicht zuletzt auch deshalb, weil über die Jahre und Jahrzehnte Regenwasser den Mauermörtel derart ausgewaschen hat, dass teilweise zwischen den Kalksteinen nur noch Sand vorhanden war. Zusammengehalten worden war die Mauer nur noch durch eine dicke Zementputzschicht aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Gegen den Abriss hatte die Denkmalbehörde zunächst ihr Veto eingelegt. Doch bei einem Ortstermin sprachen die Gegebenheiten für sich. Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres wurden die Pfeiler schließlich abgebrochen. Die Notwendigkeit
Bis zu sieben Zentimeter tief klafften die Lücken
Der Abbruch der Pfeiler war zwingend notwendig
dieser Maßnahme bestätigte sich sogleich, denn als einer der Pfeiler abgerissen wurde, fiel er schlagartig auseinander. Dies hätte, so das Urteil der Ingenieure, ohne Weiteres auch ohne Vorwarnung passieren können, wenn nach einer regenreichen Zeit der Frost das eingedrungene Wasser hätte auffrieren lassen. Der Abbruch der Pfeiler vor dem Winter sei deshalb aus Sicherheitsgründen zwingend notwendig gewesen.
Die Sanierung sieht nach Auskunft von Stefan Gößl nun vor, dass unterhalb der Mauer ein Rohr verlegt wird, durch das Niederschlagswasser abgeleitet wird. Das Problem, dass eindringendes Regenwasser dem Gemäuer schadet, ist damit gebannt. In diesem Zug muss allerdings ein Grab umgebettet werden. Die Hinterbliebenen sind damit einverstanden und bekommen einen Platz an anderer Stelle auf dem Friedhof. Die Bauarbeiten sollen Mitte/Ende September starten und bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Dazu gehört auch, dass die Mauer an den Abbruchstellen repariert und neu verputzt wird.