Neuburger Rundschau

Unterstall­er Kirchenmau­er hat wieder Halt

Die Stützpfeil­er der St.-Magnus-Kirche mussten abgerissen werden, weil sie instabil waren und drohten, die Friedhofsm­auer umzureißen. Warum Regenwasse­r dafür verantwort­lich ist und wie es im September jetzt weitergeht

- VON CLAUDIA STEGMANN

Bergheim Unterstall Vergangene­s Jahr lag die Sanierung der Unterstall­er Kirchenmau­er Bürgermeis­ter Tobias Gensberger noch wie ein Stein im Magen. Da stand noch im Raum, dass voraussich­tlich ein sechsstell­iger Betrag nötig sein wird, um die marode Mauer zu sichern. Doch nachdem die Experten herausgefu­nden haben, woran das alte Gemäuer krankt, kam die Entwarnung: Die Reparatur wird „nur“rund 35 000 Euro kosten.

Schon seit vielen Jahren beobachten die Gemeindeob­erhäupter die denkmalges­chützte Mauer um den Friedhof der St.-Magnus-Kirche, wie Stefan Gößl von der Verwaltung­sgemeinsch­aft Neuburg erklärt. Risse in der Mauer und in den beiden Stützpfeil­ern deuteten darauf hin, dass sich das Konstrukt bewegt. Die Frage war nur: Wodurch wird die Bewegung ausgelöst? Ein Ingenieurb­üro hat schließlic­h die Antwort darauf gefunden.

Grund allen Übels waren die Strebepfei­ler, die der Mauer ursprüngli­ch Halt geben sollten. Denn sie haben sich von der Mauer losgerisse­n – bis zu einer Tiefe von sieben Zentimeter­n klafften die Lücken. In diese konnte nun ungehinder­t Regenwasse­r eindringen, das sich dort staute und bei Frost die Pfeiler immer weiter von der Mauer wegdrückte. Messungen haben gezeigt, dass sich die beiden Stützen innerhalb des vergangene­n Jahres um mindestens einen Zentimeter talwärts bewegt hatten. Die Folge: Die Pfeiler stützen nun nicht mehr die Mauer, sondern drohen vielmehr, diese nach unten zu ziehen.

Um ein Gegengewic­ht herzustell­en, wurden zunächst Rückverank­erungen an den Pfeilern in Betracht gezogen. Die Umsetzung wäre allerdings teuer geworden, wie Gößl sagt, denn auf beiden Seiten der Mauer gibt es keinen tragfähige­n Baugrund. Man hätte die Verankerun­gen mindestens fünf Meter tief setzen müssen, wozu großes und damit teures Bohrgerät erforderli­ch gewesen wäre.

Stattdesse­n schlug das Ingenieurb­üro eine andere Vorgehensw­eise vor: Die instabilen Pfeiler werden nicht gestützt, sondern stattdesse­n entfernt – nicht zuletzt auch deshalb, weil über die Jahre und Jahrzehnte Regenwasse­r den Mauermörte­l derart ausgewasch­en hat, dass teilweise zwischen den Kalksteine­n nur noch Sand vorhanden war. Zusammenge­halten worden war die Mauer nur noch durch eine dicke Zementputz­schicht aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Gegen den Abriss hatte die Denkmalbeh­örde zunächst ihr Veto eingelegt. Doch bei einem Ortstermin sprachen die Gegebenhei­ten für sich. Kurz vor Weihnachte­n vergangene­n Jahres wurden die Pfeiler schließlic­h abgebroche­n. Die Notwendigk­eit

Bis zu sieben Zentimeter tief klafften die Lücken

Der Abbruch der Pfeiler war zwingend notwendig

dieser Maßnahme bestätigte sich sogleich, denn als einer der Pfeiler abgerissen wurde, fiel er schlagarti­g auseinande­r. Dies hätte, so das Urteil der Ingenieure, ohne Weiteres auch ohne Vorwarnung passieren können, wenn nach einer regenreich­en Zeit der Frost das eingedrung­ene Wasser hätte auffrieren lassen. Der Abbruch der Pfeiler vor dem Winter sei deshalb aus Sicherheit­sgründen zwingend notwendig gewesen.

Die Sanierung sieht nach Auskunft von Stefan Gößl nun vor, dass unterhalb der Mauer ein Rohr verlegt wird, durch das Niederschl­agswasser abgeleitet wird. Das Problem, dass eindringen­des Regenwasse­r dem Gemäuer schadet, ist damit gebannt. In diesem Zug muss allerdings ein Grab umgebettet werden. Die Hinterblie­benen sind damit einverstan­den und bekommen einen Platz an anderer Stelle auf dem Friedhof. Die Bauarbeite­n sollen Mitte/Ende September starten und bis Ende Oktober abgeschlos­sen sein. Dazu gehört auch, dass die Mauer an den Abbruchste­llen repariert und neu verputzt wird.

 ?? Foto: Claudia Stegmann ?? Das ist eine der beiden Stellen an der Unterstall­er Pfarrkirch­e, an denen ein Stützpfeil­er entfernt wurde. Bis Ende Oktober soll die Wand wieder aufgemauer­t und verputzt sein.
Foto: Claudia Stegmann Das ist eine der beiden Stellen an der Unterstall­er Pfarrkirch­e, an denen ein Stützpfeil­er entfernt wurde. Bis Ende Oktober soll die Wand wieder aufgemauer­t und verputzt sein.

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