Die Frage der Woche An Selbstzahlkassen zahlen?
Neulich in den Niederlanden zur Nachmittagssnack-Zeit: Der Supermarkt war voll. Durch die Regalreihen streiften junge Menschen auf der Suche nach Bier, Keksen, Salaten und Obst. Ich hatte wirklich ziemlichen Hunger und gar keine Lust, mich hinter all den anderen, die auch wirklich Hunger hatten, an der Kasse anzustellen. Zu warten, noch mehr Hunger zu bekommen. Zu meinem Glück sind die Niederländer beim Thema Digitalisierung im Supermarkt viel weiter als wir. Es bezahlt nicht nur jeder alles mit der Karte, es stehen auch überall Kassen, an denen man sich selbst abkassieren kann. Einfach die Ware einscannen, auf bezahlen drücken, die Karte einschieben, fertig. Die Folge: Anstatt 20 Minuten ärgerlich in der Schlange zu warten, war ich in fünf Minuten mit Essen versorgt und wieder draußen. Gut für meinen Magen – und meine Reisebegleitung.
Ähnlich geht es mir jedes Mal, wenn ich bei dem schwedischen Möbelhaus einkaufe. Dort nimmt anscheinend jeder – außer mir – immer mehr mit als geplant. Entsprechend lang sind die Schlangen – obwohl gefühlt zwanzig Kassen gleichzeitig geöffnet sind. Auch dort gibt es zum Glück Selbstbedienungskassen. Scannen, zahlen und schnell wieder raus.
Es stimmt, Supermärkte verlangen immer häufiger von ihren Kunden, Dinge zu tun, die früher Angestellte erledigt haben. In diesem Fall macht es mir überhaupt nichts aus. Denn die Selbstzahlkassen sparen mir Zeit und noch wichtiger: Nerven. Auch ich würde nicht meinen Großeinkauf selbst abkassieren wollen. Zu viel Aufwand. Und die Zeitersparnis hielte sich in Grenzen. Aber wenn es schnell gehen muss, ich nur wenige Dinge bezahlen will, dann bin ich ein großer Fan von Selbstbedienung – auch an der Kasse.
Vorweg dies: Ich fürchte, ich werde in ein paar Jahren ganz selbstverständlich meine Supermarkt-Einkäufe selbst abkassieren, weil es bemannte Kassensysteme kaum mehr geben wird. Vermutlich wird dann ein Scanner meine Sachen beim Verlassen des Geschäfts registrieren und direkt vom Konto abbuchen.
Aber noch ist es nicht so weit. Noch darf man sich an Kassen anstellen, hinter denen Personal sitzt. Kein Vergnügen, für beide Seiten nicht. Aber doch sinnvolle Arbeitsteilung. Denn so wenig, wie ich genötigt werden will, die Waren, die ich später kaufe, vorher eigenhändig in die Regale zu räumen, so wenig möchte ich zum Kassierer meiner Einkäufe fremdbestimmt werden. Zwar leben wir in einer Welt, die die Selbstbedienung zur Kundenpflicht gemacht hat, dies aber als Errungenschaft und Service verkauft (selbst tanken, selbst Geld ziehen, selbst Möbel zusammenschrauben …) – doch zumindest verzögern sollten wir diesen Trend durch kluge Verweigerung, wo es geht. Zumindest so lange, bis die Dinge wirklich simpel funktionieren und einen nicht vor absurde Rätsel stellen. Neulich in London, ein chicer Supermarkt. Rein, Bananen, zwei Croissants und ein Sandwich aus den Regalen gefischt – und dann: Am Ausgang ausschließlich Selbstzahlerkassen. Acht. Und ein armer Kerl, der von Hilferuf zu Hilferuf, von fluchendem zu ratlosem Kunden schlurft. Tasten drückt, reset und error… Muss man die Croissants aus der Tüte nehmen? Werden die Bananen gewogen und gescannt gleichzeitig? Es piepst an der Selbstzahlerkasse, den Betrag fürs Sandwich hat das System genommen, bei den Croissants tut sich nichts. Dann rotes Geblinke. Call servant. Ruf Hilfe! Jetzt bloß nicht Ladendieb werden. Warten. Der Kassierer wird’s richten. Tut er. Irrsinn.