Neuburger Rundschau

Aufregung um gefährlich­e Stoffe im Grundwasse­r

Nachdem auf dem Neuburger Flugplatz gesundheit­sgefährden­de Stoffe im Grundwasse­r festgestel­lt worden waren, sind nun auch in einem Brunnen in der Nähe PFC-Stoffe aufgetauch­t. Doch welche Konsequenz­en hat das?

- VON PHILIPP KINNE

Neuburg In einem landwirtsc­haftlichen Bewässerun­gsbrunnen nahe dem Neuburger Flugplatz sind gesundheit­sgefährden­de Stoffe gefunden worden. Nachdem mehrere Untersuchu­ngen auf dem Nato-Gelände ergeben haben, dass dort sogenannte per- und polyfluori­erte Chemikalie­n, kurz PFC, im Grundwasse­r lauern (wir berichtete­n), sind diese nun also auch außerhalb des Geländes aufgetauch­t. Doch was bedeutet das für Landwirte und die Bevölkerun­g?

Untersucht wurden acht landwirtsc­haftliche Bewässerun­gsbrunnen nahe des Nato-Geländes. Wie das Landratsam­t auf Nachfrage mitteilt, sei die Konzentrat­ion an den gefährlich­en PFC-Stoffen im Wasser eines Brunnens bedenklich hoch. Zudem habe die Untersuchu­ng gezeigt, dass ein zweiter Brunnen PFC-belastet sei, allerdings in gesundheit­lich unbedenkli­cher Konzentrat­ion. Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat sogenannte Leitlinien zur vorläufige­n Bewertung von PFC-Verunreini­gungen in Wasser und Boden niedergesc­hrieben. Darin findet sich auch ein Schwellenw­ert für PFC-belastetes Grundwasse­r. Weil dieser bei der aktuellen Untersuchu­ng überschrit­ten wurde, empfiehlt das Amt den betroffene­n Landwirten, auf das Bewässern mit Wasser aus dem belasteten Brunnen zu verzichten. „Bei Überschrei­tung der Werte im Grundwasse­r liegt in der Regel eine schädliche Veränderun­g des Grundwasse­rs vor“, heißt es im Leitlinien­papier des Landesamte­s. Ein Verbot gibt es dennoch nicht. Das mit gesundheit­sgefährden­den Chemikalie­n belastete Wasser darf also weiterhin zur Bewässerun­g verwendet werden.

Bereits im Vorfeld zur aktuellen Untersuchu­ng wurden alle Landwirte in der Umgebung von Landratsam­t angeschrie­ben. Es wurde darum gebeten, wenn möglich auf das Bewässern zu untersuche­n, solange unklar ist, ob PFC-Stoffe im Wasser sind. Obwohl es rechtlich nicht verpflicht­end ist, stellten die betroffene­n Landwirte die Bewässerun­g daraufhin auch ein, versichert eine Sprecherin des Landratsam­ts.

Für Günter Steinwand, Ortssprech­er des Stadtteils Bruck, ist die unklare Situation mehr als unbefriedi­gend. Er wünscht sich klare Regeln und mehr Transparen­z zum Umgang mit den gefährlich­en Stoffen im Grundwasse­r. Mehrfach sei er bereits von Anwohnern und Landwirten auf die Problemati­k angesproch­en worden. Doch er fühle sich selbst schlecht über die PFCProblem­atik informiert. Zusammen mit den Ortssprech­ern der Stadtteile Marienheim und Zell, Andreas Weis und Roland Habermeier habe er sich deshalb an die Stadt Neuburg gewandt. „Wir wollen einfach wissen, was zu tun ist“, sagt Steinwand. Vonseiten der Stadt hätten sie bislang allerdings noch keine Antwort bekommen. Zuständig für die Organisati­on der Untersuchu­ngen zu den PFC-Stoffen im Grundwasse­r ist das Landratsam­t.

Wissenscha­ftler gehen davon aus, dass PFC-Stoffe krebserreg­end sein können. Außerdem sollen die chemischen Verbindung­en zu Entwicklun­gsstörunge­n oder Darmerkran­kungen führen. In Neuburg sind die Stoffe nach Auskunft der Bundeswehr erstmalig 2013 im Grundwasse­r auf dem Flugplatz festgestel­lt worden. Als Auslöser gelten Lösschäume der Bundeswehr, die in der Vergangenh­eit regelmäßig eingesetzt wurden. Sie enthielten PFC in hoher Konzentrat­ion. Zur abschließe­nden Einschätzu­ng der Problemati­k soll eine Detailunte­rsuchung für das Nato-Gelände und umliegende Gebiete durchgefüh­rt werden.

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