Aufregung um gefährliche Stoffe im Grundwasser
Nachdem auf dem Neuburger Flugplatz gesundheitsgefährdende Stoffe im Grundwasser festgestellt worden waren, sind nun auch in einem Brunnen in der Nähe PFC-Stoffe aufgetaucht. Doch welche Konsequenzen hat das?
Neuburg In einem landwirtschaftlichen Bewässerungsbrunnen nahe dem Neuburger Flugplatz sind gesundheitsgefährdende Stoffe gefunden worden. Nachdem mehrere Untersuchungen auf dem Nato-Gelände ergeben haben, dass dort sogenannte per- und polyfluorierte Chemikalien, kurz PFC, im Grundwasser lauern (wir berichteten), sind diese nun also auch außerhalb des Geländes aufgetaucht. Doch was bedeutet das für Landwirte und die Bevölkerung?
Untersucht wurden acht landwirtschaftliche Bewässerungsbrunnen nahe des Nato-Geländes. Wie das Landratsamt auf Nachfrage mitteilt, sei die Konzentration an den gefährlichen PFC-Stoffen im Wasser eines Brunnens bedenklich hoch. Zudem habe die Untersuchung gezeigt, dass ein zweiter Brunnen PFC-belastet sei, allerdings in gesundheitlich unbedenklicher Konzentration. Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat sogenannte Leitlinien zur vorläufigen Bewertung von PFC-Verunreinigungen in Wasser und Boden niedergeschrieben. Darin findet sich auch ein Schwellenwert für PFC-belastetes Grundwasser. Weil dieser bei der aktuellen Untersuchung überschritten wurde, empfiehlt das Amt den betroffenen Landwirten, auf das Bewässern mit Wasser aus dem belasteten Brunnen zu verzichten. „Bei Überschreitung der Werte im Grundwasser liegt in der Regel eine schädliche Veränderung des Grundwassers vor“, heißt es im Leitlinienpapier des Landesamtes. Ein Verbot gibt es dennoch nicht. Das mit gesundheitsgefährdenden Chemikalien belastete Wasser darf also weiterhin zur Bewässerung verwendet werden.
Bereits im Vorfeld zur aktuellen Untersuchung wurden alle Landwirte in der Umgebung von Landratsamt angeschrieben. Es wurde darum gebeten, wenn möglich auf das Bewässern zu untersuchen, solange unklar ist, ob PFC-Stoffe im Wasser sind. Obwohl es rechtlich nicht verpflichtend ist, stellten die betroffenen Landwirte die Bewässerung daraufhin auch ein, versichert eine Sprecherin des Landratsamts.
Für Günter Steinwand, Ortssprecher des Stadtteils Bruck, ist die unklare Situation mehr als unbefriedigend. Er wünscht sich klare Regeln und mehr Transparenz zum Umgang mit den gefährlichen Stoffen im Grundwasser. Mehrfach sei er bereits von Anwohnern und Landwirten auf die Problematik angesprochen worden. Doch er fühle sich selbst schlecht über die PFCProblematik informiert. Zusammen mit den Ortssprechern der Stadtteile Marienheim und Zell, Andreas Weis und Roland Habermeier habe er sich deshalb an die Stadt Neuburg gewandt. „Wir wollen einfach wissen, was zu tun ist“, sagt Steinwand. Vonseiten der Stadt hätten sie bislang allerdings noch keine Antwort bekommen. Zuständig für die Organisation der Untersuchungen zu den PFC-Stoffen im Grundwasser ist das Landratsamt.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass PFC-Stoffe krebserregend sein können. Außerdem sollen die chemischen Verbindungen zu Entwicklungsstörungen oder Darmerkrankungen führen. In Neuburg sind die Stoffe nach Auskunft der Bundeswehr erstmalig 2013 im Grundwasser auf dem Flugplatz festgestellt worden. Als Auslöser gelten Lösschäume der Bundeswehr, die in der Vergangenheit regelmäßig eingesetzt wurden. Sie enthielten PFC in hoher Konzentration. Zur abschließenden Einschätzung der Problematik soll eine Detailuntersuchung für das Nato-Gelände und umliegende Gebiete durchgeführt werden.