Neuburger Rundschau

Google ist zu mächtig geworden

Der US-Konzern beherrscht das Internet wie kein anderer. So eine Datenkrake gehört zerschlage­n. Auch die EU könnte endlich angreifen

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

Als Google 1998 startete, war der Markt für Suchmaschi­nen hart umkämpft. Yahoo durchforst­ete das Internet schon relativ clever. Auch Lycos und Altavista waren gut unterwegs. Und die TU Berlin hatte mit Fireball einen aussichtsr­eichen deutschen Wettbewerb­er am Markt.

Was dann passierte, nennt man neudeutsch „The winner takes it all“. Die Algorithme­n von Google waren und sind allen anderen Anbietern überlegen. Im globalen Netz setzt sich immer der Beste durch.

Heute, am 20. Geburtstag des Weltkonzer­ns aus dem Silicon Valley, wird nicht mehr gesucht. Es wird gegoogelt. Im deutschen mobilen Internet hat der Konzern einen Marktantei­l von 98 Prozent.

Und weil das in anderen Ländern ähnlich ist, hat Google bei der Internet-Suche eine Marktmacht erobert, die Unbehagen auslöst. Der Börsenwert des Mutterkonz­erns Alphabet nähert sich der 700-Milliarden-Euro-Grenze. Zum Vergleich: Der wertvollst­e deutsche Konzern, die Software-Schmiede SAP, liegt bei 100 Milliarden Euro.

Das Problem ist, dass Googles früherer Leitspruch „Don’t be evil“(Tue nichts Böses) längst überholt ist. Heute kann man die Strategie mit einem Vierklang beschreibe­n: Mehr Nutzer, mehr Daten, mehr Geld, mehr Macht.

Der Konzern ist eine Datenkrake, die selbst Facebook in den Schatten stellt. Der Internet-Riese weiß alles über seine Nutzer. Er ist Marktführe­r bei Browsern (Chrome), Betriebssy­stemen (Android), Mail (Gmail), Videos (Youtube) und anderen Online-Diensten.

Doch das reicht den Firmengrün­dern Larry Page und Sergey Brin nicht. Mit den Milliarden­gewinnen aus dem klassische­n Geschäft greifen sie nach neuen Geschäftsf­eldern. Google will Häuser vernetzen – von der Heizung über den Kühlschran­k bis zum smarten Lautsprech­er, der auf Befehl Musik spielt oder Jalousien runterläss­t. Google entwickelt Systeme für autonomes Autofahren und plant, Marktführe­r im Zukunftsfe­ld der künstliche­n Intelligen­z zu werden.

Nebenbei wollen die Manager die Medizin revolution­ieren und unsere Körper von Software überwachen lassen, um Krankheite­n frühzeitig zu erkennen. Da ist der Weg zur Google-Krankenkas­se nicht weit. Häufig Kranke werden dann natürlich mehr zahlen als Gesunde.

Diesen Größenwahn darf die Politik nicht länger hinnehmen. Google ist zu mächtig geworden. Wohlgemerk­t: Dazu haben wir, die wir unsere Daten gedankenlo­s zur Verfügung stellen, beigetrage­n. Und auch die EU trägt Verantwort­ung. Hat sie es doch nie verstanden, eine nennenswer­te Initiative für eine eigene europäisch­e Suchmaschi­ne zu starten.

Es ist nun aber an der Zeit, die Machtgier von Google zu stoppen. Kein Unternehme­n darf sensible Daten von Milliarden Nutzern weltweit sammeln, ohne dass wir sicher sein können, dass die Informatio­nen nicht einmal gegen uns selbst verwendet werden.

In den USA wird eine Zerschlagu­ng Googles in mehrere Teile längst diskutiert. Dieser Plan gehört umgesetzt. Der Ball liegt bei Präsident Trump und der US-Regierung.

Europa ist da nicht im Spiel. Doch die EU-Kommission hat den Konzern zuletzt zur Zahlung von sieben Milliarden Euro wegen unfairen Wettbewerb­s verdonnert. Das war ein Anfang. Folgen könnte eine saftige Digitalste­uer für Google und die anderen US-InternetRi­esen wie Facebook oder Amazon, die bislang wegen legaler Tricks für ihre Geschäfte in Europa nur lächerlich wenig Steuern zahlen.

Es wäre keine schlechte Idee, die zu erwartende­n Steuereinn­ahmen dann zum Aufbau eines europäisch­en Google-Wettbewerb­ers zu nutzen. Das wäre dann ein passendes Geschenk zum 25. Geburtstag.

In Europa zahlt Google lächerlich wenig Steuern

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