Tiger Woods kehrt ins Ryder Cup Team zurück
Während der amerikanische Star in Paris abschlägt, verzichtet der Europa-Kapitän wie erwartet auf Martin Kaymer
West Conshohocken Tiger Woods darf sein starkes Comeback-Jahr mit einem Golf-Festival unweit des Eiffelturms krönen. Der 42 Jahre alte Superstar aus Kalifornien wurde von US-Teamkapitän Jim Furyk für den 42. Ryder Cup nominiert. Erstmals seit 2012 wird Woods wieder beim prestigeträchtigen Kontinentalvergleich mit den Europäern vom 28. bis 30. September vor den Toren von Paris für die USA abschlagen.
Deutschlands formschwacher Top-Golfer Martin Kaymer muss dagegen im Pariser Le Golf National zuschauen. „Es ist unglaublich, zurück auf den Jahresanfang zu schauen und jetzt ein solches Ziel erreicht zu haben. Teil dieses Teams zu sein und jetzt sogar als Spieler, ist mehr als etwas Besonderes“, sagte Woods bei einer Pressekonferenz in West Conshohocken im US-Bundesstaat Pennsylvania. Ausgemacht war ursprünglich, dass der 14-malige Major-Sieger nach seiner Zwangspause Furyk nur als Vize-Kapitän zur Seite stehen wird. Denn vor eineinhalb Jahren sah die Welt von Woods noch ganz anders aus. Zum vierten Mal musste sich der Golf-Dominator der 2000er Jahre im April 2017 am lädierten Rücken operieren lassen. Einen Monat später folgte der nächste Tiefpunkt: Festnahme wegen Drogenmissbrauchs am Steuer.
Woods’ Karriere drohte zu Ende zu gehen. Doch der Tiger kämpfte sich zurück. Seit Januar kam der siebenmalige Ryder Cup-Teilnehmer überraschend schnell wieder in Topform. Zwar fehlt ihm 2018 noch ein Sieg, doch fünf Mal schaffte es Woods bei PGA-Turnieren in die Top Ten. Bei der PGA Championship im August verfehlte er zuletzt den Sieg als Zweiter nur knapp. Nun legte der Weltrangliste-26. die VizeKapitänsrolle ab, darf als Lohn wieder einlochen und schickte gleich eine Kampfansage über den Atlantik: „Wir wollen den Cup behalten.“
Auf der Gegenseite wird Martin Kaymer nach seinen schwachen Saisonleistungen fehlen. Der europäische Ryder Cup-Kapitän Thomas Björn verzichtete auf den 33-Jährigen aus Mettmann und nominierte Paul Casey, Ian Poulter, Henrik Stenson und Sergio Garcia (Spanien) für die letzten vier Startplätze. Den letzten Kontinentalwettbewerb vor zwei Jahren hatten die US-Amerikaner in Chaska/Minnesota mit 17:11 gewonnen. Neben Woods erhielten auch Phil Mickelson und Bryson DeChambeau US-Wildcards. Mickelson, 48, stellt mit seiner zwölften Nominierung in Folge einen Rekord auf. DeChambeau, der am Montag auch das zweite Turnier der FedEx-Cup-Playoffs gewann, gibt sein Ryder Cup-Debüt. Anfang nächster Woche entscheidet TeamKapitän Furyk, welcher Spieler die letzte Wildcard für das US-Team erhält. „Das ist sehr wahrscheinlich meine letzte Chance, Teil eines USGewinner-Teams in Europa zu sein. Das haben wir seit 25 Jahren nicht geschafft“, sagte Mickelson. Das US-Team ist zwar favorisiert. Doch auf dem alten Kontinent gewannen die USA zuletzt 1993.
Team Europa Francesco Molinari (Italien), Justin Rose, Tyrrell Hatton, Tommy Fleet wood, Paul Casey, Ian Poulter (alle Eng land), Jon Rahm, Sergio Garcia (beide Spa nien), Rory McIlroy (Nordirland), Alex No ren, Henrik Stenson (Schweden), Thorbjörn Olesen (Dänemark)
Team USA Dustin Johnson, Brooks Koep ka, Justin Thomas, Rickie Fowler, Jordan Spieth, Bubba Watson, Patrick Reed, Webb Simpson, Tiger Woods, Phil Mickelson, Bry son DeChambeau, plus noch eine Wildcard sich so den Ehrentitel Terrier verdiente, schaffte es Stürmer Jogi mit vielen Toren zwar zu Zweitliga-Ehren, aber nur zu bedingter Bundesliga-Reife. Als Nationaltrainer setzte sich der Kontrast fort: Vogts rumpelte sich zwar zum EM-Titel 1996, stand aber fast während seiner gesamten DFB-Zeit in der Kritik. Jogis offensiver BallbesitzFußball mündete stets mindestens ins Halbfinale eines Turniers und brachte 2014 sogar den WM-Titel. Böser Berti, lieber Jogi? So war es bislang vielleicht.
Mittlerweile stellen sich erste Parallelen ein. Löw dürfte nun eine Vorstellung dessen bekommen, wie es sich anfühlt, Berti zu sein. Nach dem WM-Debakel mehren sich die kritischen Stimmen gegen ihn – und wie bei Vogts gleiten sie zunehmend ins Persönliche ab. Löw kündigte nach der WM-Blamage einen Paradigmenwechsel an. Er nahm Abstand von seiner Idee des Ballbesitz-Fußball, fordert nun mehr Disziplin ein.
So war es auch bei Vogts, der nach der WM 1998 so schwer in der Kritik stand wie noch niemals zuvor. Im Viertelfinale der WM in Frankreich war Deutschland mit einer in die Jahre gekommenen Truppe von Kroatien mit 0:3 vermöbelt worden. Zur Überraschung vieler Beobachter machte Vogts danach weiter und sprang über seinen Schatten: Bayern-Star Stefan Effenberg, nach seiner Stinkefinger-Affäre 1994 eine Persona non grata beim DFB, wurde zum Comeback überredet. Es war eine kurze Rückkehr: Gegen den Fußballzwerg Malta gelang im September ein 2:1-Sieg, gegen Rumänien nur ein 1:1. Es waren auch die letzten beiden Spiele von Berti Vogts als Nationaltrainer. Er trat zurück.
20 Jahre später ist die Konstellation für Jogi Löw ähnlich: Gegen Frankreich am Donnerstag und Peru am Sonntag wird er nicht nur an den Ergebnissen gemessen werden. Sollte die Nationalmannschaft ähnlich lethargisch über den Rasen schlurfen wie bei der WM in Russland, könnte es zum ersten Mal eine Parallele zwischen Vogts und Löw geben und Jogi muss sich eingestehen, statt eines Neuanfangs eine Bauchlandung hingelegt zu haben.
Wenn Löws Neustart tatsächlich nur ein „Weiter so“mit minimalen Änderungen sein sollte, eint die beiden Trainer bald mehr, als Löw lieb sein dürfte.